March for Science: „Die Welt verstehen und gestalten“

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Einsatz für die Freiheit der Wissenschaft: Auch DAAD-Mitarbeiter schlossen sich der Demonstration in Bonn an

Beim March for Science demonstrieren 1.500 Menschen in Bonn und setzen damit ein Zeichen für den Erhalt von Freiheit in der Wissenschaft. DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel betont die Verantwortung der Wissenschaft und die Unverzichtbarkeit internationaler Kooperationen.

„Wir überlassen der Wissenschaftsfeindlichkeit nicht die Bühne.“ Das Statement der nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerin Svenja Schulze beim Bonner March for Science könnte als Motto für die weltweiten Demonstrationen für den Erhalt von Freiheit in der Wissenschaft dienen. In mehr als 600 Städten auf allen Kontinenten fanden am 22. April 2017 March for Science-Demonstrationen statt; 1.500 Menschen nahmen nach Veranstalterangaben in Bonn teil. DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel betonte dort die Verantwortung der Wissenschaft und die Unverzichtbarkeit internationaler Kooperationen. Die March for Science-Bewegung geht auf eine Initiative von US-amerikanischen Wissenschaftlern zurück, die Anfang 2017 nach dem Vorbild des Women‘s March on Washington auf die wissenschaftsablehnende Politik von Präsident Donald Trump reagierten.

„Wissen_schafft Zukunft“, „Wissen_schafft Freiheit“, „Make up your minds – not your facts“ – mit diesen Slogans auf Plakaten und Schildern sowie weithin sichtbaren weißen DAAD-T-Shirts, die man sich an diesem nasskalten Aprilsamstag über Mäntel und Anoraks streifen musste, waren etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DAAD gut gerüstet für den March for Science in Bonn. Der DAAD beteiligte sich auch an den Märschen in Berlin und an seinen zahlreichen internationalen Standorten wie Brüssel, London, San Francisco, New York und Rio de Janeiro.

Von Beifall unterbrochen

Die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung war ein Schwerpunkt der Rede von DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel: „Die Globalisierung macht uns keine Angst“, sagte sie. Im Gegenteil: Die Alumni und Stipendiaten des DAAD empfänden den Studien- und Forschungsaufenthalt in fremden Ländern und die kulturell unterschiedlichen Sichtweisen auf wissenschaftliche Arbeit als positiv und bereichernd. Gerade weil Wissenschaft sehr komplex sei, erfordere sie internationale Kooperationen und weltweites Miteinander, um Fortschritt und Wohlstand zu gewährleisten, unterstrich die DAAD-Präsidentin. Ihre Rede wurde immer wieder von Beifall unterbrochen.

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DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel betonte, wie wichtig Austausch und internationale Kooperation für die Forschung sei​en

Da eine Veranstaltung in Köln aus organisatorischen Gründen nicht möglich war, hatte man den March for Science für das Rheinland nach Bonn verlegt. Die Kundgebung verlief friedlich und geradezu familiär, auch das Organisationsteam zeigte sich hochzufrieden. Viele Redner der langen Sprecherliste, darunter neben ausländischen Wissenschaftlern auch die Initiatoren des deutschen March for Science, der Komponist und Regisseur Claus Martin und die Bildungswissenschaftlerin Dr. Tanja Gabriele Baudson, betonten ihre Solidarität mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem ganzen Globus. In Ländern wie den USA, der Türkei, Ungarn, China und Russland seien die Freiheiten derzeit in unterschiedlicher Weise bedroht.

Historisch bedeutsamer Kundgebungsort

Professor Michael Hoch, Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, erinnerte an die historische Bedeutung des Kundgebungsortes: „Die Bonner Hofgartenwiese war Schauplatz großer politischer Auseinandersetzungen und Demonstrationen. Hier wurde um liberale Werte gerungen und dafür eingestanden. Deshalb ist es der ideale Ort für den March for Science“, sagte Hoch. Von hier aus solle mutig und kraftvoll ein Signal ausgehen, dass die Wissenschaft sich ihrer Verantwortung bei der Lösung existenzieller Probleme bewusst sei und dass sie die Demokratie verteidige. Professor Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln, verwies darauf, dass bahnbrechende Erkenntnisse breit angelegter Forschung dazu geführt hätten, dass sich die Lebenswartung in Deutschland im Vergleich zur Zeit um 1850 verdoppelt habe. Forschung, die ideologische Scheuklappen trage, könne dagegen Wohlstand und Fortschritt gefährden. „Freie Wissenschaft ist unentbehrlich und essenziell für die Demokratie“, sagte Freimuth.

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Mit Fahnen und Plakaten hatten sich die Demonstrierenden in Bonn ausgerüstet

„Ich freue mich, dass so viele Menschen auf die Hofgartenwiese gekommen sind“, resümierte auch DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland, und lobte die starke Präsenz des DAAD beim March for Science. „Sehr gut finde ich auch, dass selbstkritische Worte gefallen sind, wie beispielsweise, dass man die Bedeutung von Wissenschaft und Forschungsergebnissen gegenüber der Öffentlichkeit besser vermitteln muss“, sagte Rüland. Dem schloss sich Christian Müller, Direktor der Abteilung Strategie beim DAAD, an. „Es ist meine Hoffnung“, sagte Müller, „dass wir die Bürger mit Projekten wie dem Haus der Zukunft in Berlin stärker für Wissenschaft interessieren und am Dialog über die Zukunft beteiligen können.“

Claudia Wallendorf (24. April 2017)

Weiterführende Informationen

DAAD unterstützt March for Science

Interview mit DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland im Deutschlandfunk:
"Was kommt nach den weltweiten Demonstrationen?"