Deutsch-Jordanische Hochschule: Bundesverdienstkreuz für Professor Andreas Geiger

Matthias Piekacz

Andreas Geiger, langjähriger Projektleiter der German Jordanian University (GJU), erhielt das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka

Er hat die Entwicklung des erfolgreichen transnationalen Bildungsprojekts von Anfang an begleitet – und wurde nun mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt: Professor Andreas Geiger, langjähriger Projektleiter der German Jordanian University (GJU). Dass die GJU ein Vorzeigeprojekt des deutsch-jordanischen Austausches ist, zeigt der Blick auf aktuelle Entwicklungen.

Fast 3.000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Magdeburg und der jordanischen Hauptstadt Amman – eine Flugstrecke, die Professor Andreas Geiger in seiner Funktion als Projektleiter der German Jordanian University (GJU) zwischen 2004 und 2016 insgesamt rund 140 Mal auf sich genommen hat. Die Aufgabe des langjährigen Rektors der Hochschule Magdeburg-Stendal: Die im Jahr 2004 gegründete GJU als Projektleiter zu etablieren. Geigers Einsatz für die deutsch-jordanischen Beziehungen, insbesondere sein großes Engagement für die binationale Hochschule, wurde Anfang April mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt; überreicht wurde es von der Bundesministerin für Bildung und Forschung. Durch sein langjähriges Engagement habe Professor Geiger „dazu beigetragen, dass sich der Austausch zwischen Deutschland und Jordanien weiter intensivieren konnte“, erklärte Professor Johanna Wanka. Damit habe er Grundsteine für den Bau neuer Brücken zwischen den beiden Ländern gelegt.

Deutsch-jordanische Erfolgsgeschichte

13 Jahre nach der Gründung beeindruckt die Bilanz der GJU, die vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und vom Land Sachsen-Anhalt gefördert wird und zudem Mittel für Lektoren und Stipendien vom Auswärtigen Amt erhält: Neun Fakultäten, von der Angewandten Medizin über Technikwissenschaften und Sprachen bis hin zu verschiedenen Ingenieurwissenschaften, bieten 26 Bachelor- und Masterstudiengänge mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ an. Dafür sorgt nicht nur die im Projekt federführende Hochschule Magdeburg-Stendal, sondern auch die insgesamt rund 110 deutschen Hochschulen, die sich zudem an der Zusammenarbeit mit der GJU beteiligen. Zum Studium gehören zwei obligatorische Semester in Deutschland: Je ein Semester absolvieren die Studierenden an einer der Partnerhochschulen der GJU sowie als Praktikanten in einem Unternehmen. Die Vorzüge sprechen sich herum: Rund 4.400 Studierende aus Jordanien und der angrenzenden Region sind derzeit an der Hochschule immatrikuliert und wissen deren Alleinstellungsmerkmal zu schätzen. „Die GJU ist die einzige Hochschule in der Region, die nach dem Prinzip deutscher Fachhochschulen praxisnah und anwendungsorientiert ausbildet“, sagt DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel. Sie gelte als eines der erfolgreichsten transnationalen Bildungsprojekte weltweit.

Wichtiges Vertrauensverhältnis

Diese Erfolgsgeschichte musste erst erarbeitet werden, wie sich Andreas Geiger erinnert. Dies gilt zum Beispiel für das Studienangebot. „Wir dachten anfangs etwa, dass es in der Region ein großes Interesse am Thema Wassermanagement geben müsste, doch es gab auf dem Arbeitsmarkt überhaupt keine Stellen dafür“, erzählt er. Die Hochschulleitung wusste sich aber zu helfen und begann, Stipendien auszuschreiben. Damit kamen Studierende und es gelang, einen Arbeitsmarkt für diese Absolventen zu entwickeln. Für den Erfolg der GJU macht Geiger im Blick zurück mehrere Faktoren verantwortlich. „Wir haben versucht, uns in die arabische Welt reinzudenken und haben frühzeitig enge Kontakte mit wichtigen Personen vor Ort geknüpft“, nennt er einen der wichtigsten Gründe. Dies habe zu einem engen Vertrauensverhältnis geführt. Ins Kuratorium der GJU seien beispielsweise Vertreter einheimischer Unternehmen berufen worden, um deren Anforderungen an Hochschulabgänger besser einschätzen zu können.

Zehn Jahre Deutsch-Jordanische Universität

Matthias Piekacz/GJU Project Office

Attraktiver Anziehungspunkt für Studierende: die German Jordanian University unweit von Amman

Dass die regionale Wirtschaft schon in der Anfangsphase integriert wurde, gereicht der deutsch-jordanischen Hochschule bis heute zum Vorteil. „Die GJU bildet Studierende für den Bedarf im Land und in der Region aus“, sagt Isabell Mering, die beim DAAD das Referat Deutsche Studienangebote in Nahost, Afrika und Lateinamerika leitet. Die Absolventen hätten sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da sie eine besondere praxisnahe Ausbildung und mit dem Lernen der deutschen Sprache sowie zwei Semestern in Deutschland hervorragende interkulturelle Kompetenzen mitbrächten. Andreas Geiger sieht dieses Deutschlandjahr als „zentralen Baustein“ der GJU, weiß aber auch, wie anspruchsvoll dies für rund 800 Studierende zu organisieren ist, die Jahr für Jahr nach Deutschland gehen. „Die GJU muss nicht nur einen sehr guten Deutschunterricht anbieten, sondern sie muss die Studierenden auch auf die Partnerhochschulen verteilen und ausreichend Unternehmenspraktika ausfindig machen.“

Dies ist nicht die einzige Aufgabe, vor der Geigers Nachfolgerin, Professor Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal und seit Anfang 2017 die GJU-Projektleiterin auf deutscher Seite, künftig steht. Die GJU will zum Beispiel das Studienangebot in den Humanwissenschaften weiter ausbauen, etwa im Bereich der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik. Und auch der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien geht keinesfalls spurlos an der Hochschule in Amman vorbei. „Die GJU engagiert sich sehr stark und hat sehr schnell reagiert“, sagt DAAD-Referatsleiterin Mering. So nimmt sie zum Beispiel geflüchtete Studierende auf, die über ein DAAD-Stipendium an der GJU studieren können, und hat auch das Studienangebot um ein Professional Diploma mit dem Titel „Social Work: Migration and Refugees“ erweitert. Dieser Kurs soll dieses Jahr auch zu einem zweijährigen Masterprogramm ausgebaut werden, mit Schwerpunkten in den Bereichen Soziale Arbeit, Flucht und Migration. Der Sozialwissenschaftler Andreas Geiger sieht es mit Wohlwollen – schließlich liegt ihm die Entwicklung der GJU auch weiterhin am Herzen.

Benjamin Haerdle (18. April 2017)