EAIE 2016: Auszeichnung für Peter Kerrigan, stellvertretender Leiter der DAAD-Außenstelle in New York

Esko Koponen

Preisverleihung in Liverpool: EAIE-Präsident Markus Laitinen zeichnet Peter Kerrigan aus

Eine Persönlichkeit – nicht nur im transatlantischen Austausch: Peter Kerrigan ist seit über zehn Jahren stellvertretender Leiter der DAAD-Außenstelle New York und zudem für das Marketing des DAAD in Nordamerika verantwortlich. Auf der Jahreskonferenz der European Association for International Education (EAIE) in Liverpool wurde der US-Amerikaner mit dem Transatlantic Leadership Award ausgezeichnet. Ein Interview über die Herausforderungen des akademischen Austauschs in Europa, die Arbeit in Nordamerika und das große Interesse US-amerikanischer Studierender an Deutschland.

Mr. Kerrigan, die Begründung für Ihre Auszeichnung mit dem Transatlantic Leadership Award der European Association for International Education (EAIE) hebt Ihren herausragenden Einsatz im Bildungsaustausch zwischen Europa und den USA hervor. Auffällig ist, wie vielfältig Sie sich engagieren – was möchten Sie hervorheben?

Peter Kerrigan: Der Einsatz für den Austausch zwischen Europa und den USA war mir schon vor meinem Wechsel zum DAAD in New York sehr wichtig. Ich habe von Anfang an die Arbeit des „Forum on Education Abroad“ mitgestaltet und engagiere mich bis heute im „Standards Committee“ des Forums. Hier entwickeln wir klare, nachvollziehbare Standards für den internationalen Bildungsaustausch und Richtlinien für die praktische Arbeit. In den vergangenen sechs Jahren war ich zudem Mitglied des „Professional Development Committee“ der EAIE und bin jetzt turnusgemäß aus dem Amt ausgeschieden. Ich habe das Komitee rund viereinhalb Jahre lang geleitet und war in dieser Zeit mit grundlegenden Fragen des Change Managements, etwa bei der Weiterentwicklung der Fortbildungsangebote der EAIE, beschäftigt. Gemeinsam ist es uns gelungen, die Arbeit der EAIE auf eine neue, noch professionellere Ebene zu heben. Und natürlich würdigt der Preis auch meine über zehnjährige Arbeit für den DAAD, in der mir der weitere Ausbau des akademischen Austauschs zwischen Deutschland und Nordamerika nach wie vor am Herzen liegt.

Sie sind sozusagen auch in Ihrem Engagement für die EAIE ein Botschafter des DAAD?

Das kann man so sagen. Ich habe mich in den vergangenen Jahren bei der EAIE sehr im Bereich Networking engagiert und zum Beispiel entsprechende Workshops geleitet. Der DAAD hat dieses Engagement immer unterstützt, und ich denke, ich konnte auch damit dazu beitragen, zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Arbeit des DAAD zu lenken.

Welche Themen standen auf der EAIE-Konferenz in Liverpool im Mittelpunkt?

Hochspannend war es, eine derart europäische Veranstaltung wie die EAIE-Konferenz kurz nach dem Brexit-Votum zum Austritt aus der EU ausgerechnet in England durchzuführen. Es war einerseits ein seltsames Gefühl – und andererseits eine hervorragende Gelegenheit, die Situation zu analysieren, auch mit zahlreichen internationalen Hochschulvertretern. Wir müssen klar hinterfragen, was der Brexit für den akademischen Austausch bedeutet. Und dabei zugleich selbstkritisch fragen, wie wir noch besser vermitteln können, dass unsere Arbeit für offenen europäischen Austausch einen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Auch für Menschen, die diesen Wert vielleicht nicht sehen.

Was wurde noch in Liverpool diskutiert?

Auch die Herausforderung der Integration von Flüchtlingen an den Hochschulen war ein großes Thema. Und ich kann sagen, dass Deutschland hier sehr gute Arbeit leistet und von den Universitätsvertretern anderer europäischer Länder als Vorbild wahrgenommen wird. Wichtig ist, dass wir weiterhin im Blick behalten, wie wir geflüchteten Studierenden helfen können – und dass wir zugleich sehen, dass sie unser Hochschulsystem, die Forschungslandschaft und unsere Gesellschaft bereichern.

Lassen Sie uns bitte auch über Ihre Arbeit in den USA sprechen: Mehr als zehn Jahre in der New Yorker Außenstelle des DAAD sind eine lange Zeit. 

Ja, vor allem für amerikanische Verhältnisse. In dieser Zeit hat sich vieles verändert, die Marketinginstrumente, aber auch unsere Zielgruppen haben sich wesentlich erweitert. Als ich beim DAAD anfing, stand das Bildungsmarketing ganz klar im Mittelpunkt. Mittlerweile betreiben wir sehr intensiv Bildungs- und Forschungsmarketing, vor allem mit den Kampagnen „Study in Germany“ und „Research in Germany“. Gerade im Forschungsmarketing arbeiten wir eng mit unseren Partnern Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Alexander von Humboldt-Stiftung zusammen. Als Politikwissenschaftler war es für mich übrigens zunächst eine ziemliche Umstellung, auf Treffen und Konferenzen von Chemikern oder Neurowissenschaftlern aufzutreten. 2006, zu Beginn meiner Zeit beim DAAD, spielte Social Media noch überhaupt keine Rolle. Heute sind die Sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Twitter oder LinkedIn für uns von zentraler Bedeutung, auch weil wir die großen Länder USA und Kanada bespielen. Das tun wir aber natürlich nicht nur über das Internet, sondern auch im engen Austausch mit den Kollegen in den DAAD-Informationszentren in Toronto und San Francisco.

Zuletzt ist das Interesse amerikanischer Studierender an Deutschland sprunghaft angestiegen. Wie hat sich das in Ihrer Arbeit bemerkbar gemacht?

Ausgelöst durch zahlreiche Medienberichte, die auf das von Studiengebühren befreite Studium in Deutschland aufmerksam gemacht haben, haben wir eine unglaubliche Resonanz erlebt. Das Telefon stand gar nicht mehr still. Auf einmal fragen viele Eltern sogar, ob ihre Kinder in Deutschland gleich einen Bachelor machen können. Deutschland hat nach wie vor einen sehr guten Ruf in den USA; davon profitieren wir in unserer Arbeit. Diese Arbeit bedeutet mir sehr viel. Ich selbst hatte durch Stipendien die Möglichkeit, in der Bundesrepublik und der damaligen DDR zu studieren. Heute ist Deutschland für mich wie ein zweites Zuhause.

Interview: Johannes Göbel (28. September 2016)