„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Kampala – Steven Heimlich

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Interesse wecken, Talente fördern, Wissen vermitteln: Steven Heimlich ist in der ugandischen Hauptstadt ein vielgefragter Ansprechpartner

DAAD-Lektor Steven Heimlich ist fasziniert von Uganda, wo er mit engagierten Studierenden arbeitet und großes Interesse an der deutschen Sprache registriert. Neben seiner Lehrtätigkeit engagiert er sich unter anderem für den DAAD-Alumni-Verband – und misst sich in seiner Freizeit mit internationalen Fußballteams.

So groß wie die alte Bundesrepublik, rund 35 Millionen Einwohner, Heimat der vom Aussterben bedrohten Berggorillas – ein paar Fakten zu einem Land, das nur selten in deutschen Nachrichtensendungen eine Rolle spielt und auch kein bekanntes Urlaubsland wie etwa Kenia ist: Über Uganda, im Osten Afrikas nördlich des Viktoriasees gelegen, wissen viele Deutsche nur wenig. Viel über Deutschland wissen dagegen die von Steven Heimlich unterrichteten Germanistikstudierenden in Uganda. „Sie sind sehr interessiert, nicht nur an der deutschen Sprache“, sagt Heimlich, der seit November 2014 als DAAD-Lektor an der Universität Makerere in der ugandischen Hauptstadt Kampala arbeitet: 16 Stunden pro Woche unterrichtet er Literaturwissenschaften und Landeskunde am Fachbereich Germanistik des Department of European and Oriental Languages. „Mit deutschen Sprachkenntnissen hat man in Ostafrika schnell ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärt der 32-Jährige. Englisch sei in Uganda die Amtssprache, zudem spreche jeder noch eine lokale Sprache. Attraktiv machen das Germanistikstudium an der größten und ältesten Universität Ugandas aber auch die Fördermöglichkeiten: Wer einen der beiden Germanistik-Bachelorstudiengänge belegt, kann sich für einen mehrwöchigen Sommerkurs an einer deutschen Hochschule bewerben. Und wer danach an der Universität Nairobi in Kenia noch mit einem DAAD-Stipendium den anschließenden Deutsch-Masterkurs belegt, kommt auch zu einem mehrmonatigen Studienaufenthalt nach Deutschland. „Das ist für viele interessant“, weiß Heimlich, für den die studentische Beratung zu DAAD-Stipendienprogrammen und Studienmöglichkeiten in Deutschland zum Berufsalltag zählt.

Impulse der Studierenden

Viele von Heimlichs rund 50 Germanistikstudierenden finden es spannend, einen Dozenten aus Europa im Hörsaal zu erleben. Doch auch bei Heimlich ist die Neugier auf Land und Leute groß. „Uganda fasziniert mich“, erzählt der Lektor, der in Deutschland an der Universität Oldenburg Geschichte und Politikwissenschaften und anschließend in Jena Auslandsgermanistik studierte und unter anderem auch schon als Sprachlehrer in Nigeria arbeitete. Am Anfang seien es die Andersartigkeit und die vielfältige Natur gewesen, die ihn in Uganda packten; später dann die Tatsache, dass auch nach vielen Jahren noch täglich Dinge passierten, die ihn überraschten, wenn er Menschen treffe und mit ihnen spreche, im privaten oder beruflichen Umfeld. „Ich lerne jeden Tag etwas dazu“, sagt er. Dass Uganda in westlichen Medien wegen des seit 1986 herrschenden Präsidenten Yoweri Museveni oft als „verhüllte Diktatur“ beschrieben wird, hat der Politikwissenschaftler registriert. „Natürlich gibt es hier autoritäre Züge, aber ich kann völlig frei mit meinen Studenten reden und diskutieren und mich ungestört bewegen“, sagt er.  

Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität organisiert Heimlich für den DAAD-Alumni-Verband „Association of Ugandan-German Alumni“ Veranstaltungen, unterstützt deutsche Wissenschaftler, die Kontakte zu ugandischen Kollegen suchen, nimmt an Bildungsmessen teil oder ist im Vorstand des Goethe-Zentrums in Kampala tätig. Mit Deutschlernern am Goethe-Zentrum und Studierenden probt er derzeit das Brecht-Stück „Der gute Mensch von Sezuan“. Der Vorschlag für die Aufführung sei von den Studierenden gekommen, freut sich der Lektor. Im Sommer, so der Plan, solle das Stück aufgeführt werden.

Trotz der vielen Engagements für die deutsche Sprache bleibt für Heimlich auch noch Zeit für Hobbys, etwa für den Sport. Mit dem „Team Germany“, vorwiegend bestehend aus Mitarbeitern der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Freiwilligendienste vor Ort, misst er sich mit anderen Fußballmannschaften wie etwa dem Team „UK/Belgium“ oder dem Team „EU“. Dieses Jahr setzte es bereits eine Niederlage gegen die Briten und Belgier. Doch Steven Heimlich hofft auf Revanche: Schließlich kann er sich sehr gut vorstellen, noch länger als Lektor in Uganda zu unterrichten.

Benjamin Haerdle (24. Mai 2016)