DAAD vertieft Zusammenarbeit mit russischen Hochschulen

Michael Gottschalk

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel, der russische Außenminister Sergej Lawrow und der ALU-Vorsitzende Nikolaj Kropachev bei der Unterzeichnung der neuen Absichtserklärung

DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel und der Vorsitzende der „Assoziation der führenden Universitäten Russlands“ (ALU), Professor Nikolaj Kropachev, haben eine Absichtserklärung für das gemeinsame Stipendienprogramm „Abram Joffe“ unterzeichnet. Hochqualifizierten Nachwuchskräften und Studierenden deutscher und russischer Universitäten soll damit ein Studien- und Forschungsaufenthalt im jeweils anderen Land ermöglicht werden.

„Seit vielen Jahren besteht ein fruchtbarer akademischer Austausch zwischen Deutschland und Russland. Ich freue mich, dass wir ihn nun weiter vertiefen können“, sagte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel zur Unterzeichnung der Absichtserklärung. Das gemeinsame Förderprogramm „Abram Joffe“ von DAAD und der Assoziation der führenden Universitäten Russlands wird es in den nächsten Jahren den führenden Hochschulen Russlands ermöglichen, mehr Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Studierende zu Studien- und Forschungsaufenthalten an deutsche Universitäten zu senden. Deutsche Studierende und Wissenschaftler erhalten durch das gemeinsame Programm neue Möglichkeiten, zu entsprechenden Aufenthalten an die besten russischen Universitäten zu gehen.

Die Assoziation der führenden Universitäten Russlands wurde 2010 gegründet und umfasst inzwischen mehr als 40 russische Universitäten. Zu den Mitgliedern gehören neben den traditionsreichsten und ältesten Hochschulen des Landes auch jüngere Universitäten, die als besonders innovativ und modern gelten. Hinzu kommen einige besonders leistungsfähige Universitäten, die aus Fusionen mehrerer Hochschulen hervorgegangen sind. Die russische Regierung unterstützt diese Universitäten durch zusätzliche Finanzmittel.

Grundlegende Reform der russischen Hochschullandschaft

Die russische Hochschullandschaft erlebt seit Jahren eine grundlegende Reform. Oberstes Ziel ist die Durchsetzung des Leistungs- und Wettbewerbsprinzips. Das russische Hochschul- und Wissenschaftssystem wird kontinuierlich aus dem System staatlicher, institutionalisierter Zuwendung herausgeführt; der Wettbewerb um staatliche oder private Finanzierungsmittel gewinnt an Bedeutung. Deutschland und der DAAD bleiben auch angesichts dieses Reformprozesses wichtige Partner. Die besondere Bedeutung der Beziehungen auf akademischer Ebene betonte etwa erst kürzlich der deutsche Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch: „Wir unterhalten intensive Wissenschaftsbeziehungen. Die Präsenz des DAAD, der DFG und der Helmholtz-Gemeinschaft mit eigenen Büros in Moskau belegt dies eindrucksvoll.“

Die Moskauer Außenstelle des DAAD ist seit ihrer offiziellen Eröffnung im Jahr 1993 ein herausragender Standort für den deutsch-russischen akademischen Austausch, dessen historische Bedeutung auch durch den Namensgeber des neuen Stipendienprogramms hervorgehoben wird. Abram Fjodorowitsch Joffe (1880-1960) steht für die traditionsreiche und fruchtbare deutsch-russische Wissenschaftszusammenarbeit, die es vermochte, auch nach den dunkelsten Zeiten der jüngeren Vergangenheit die Zusammenarbeit wieder aufzunehmen. 1905 promovierte Abram Joffe in München bei Conrad Röntgen. Er hat den Aufbau der modernen russischen Naturwissenschaften maßgeblich geprägt. Bis heute zählt der Physiker zu den Leitfiguren der russischen Wissenschaft.

23. März 2016