„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Paris – Benjamin Schmäling

DAAD/Stefanie Schölgens

Im Einsatz für den deutsch-französischen Austausch: Benjamin Schmäling

Mit Fingerspitzengefühl in der Vermittlerrolle: Benjamin Schmäling koordiniert von der DAAD-Außenstelle Paris aus die Zusammenarbeit der zahlreichen DAAD-Lektoren in Frankreich mit ihren Universitäten. Er ist erster Ansprechpartner für seine Kolleginnen und Kollegen und nimmt zugleich die Interessen der Universitäten in den Blick. Fragen der Vermittlung spielten auch bei einem seiner bisherigen Lehr-Projekte eine Rolle: Wie unterscheidet sich eigentlich Autowerbung in Deutschland und Frankreich?

Arbeiten in Paris heißt für Benjamin Schmäling Pendeln zwischen zwei Arbeitsplätzen. Am Campus Malesherbes der Universität Paris-Sorbonne vermittelt er deutsche Sprache und Landeskunde – das übliche Geschäft eines DAAD-Lektors. Doch das ist nur eine Hälfte seines Jobs. Sein zweiter Arbeitsplatz ist die Außenstelle des DAAD im Pariser Viertel Marais. Hier wechselt er in die Rolle des Bildungsplaners, koordiniert als Fachlektor unter anderem das Lektorenprogramm und organisiert Fortbildungsveranstaltungen für seine Kollegen und Kolleginnen in Frankreich. Das verleiht seinem Lektorat ein besonderes Profil: „Ich sehe mich hier unter anderem in einer Vermittlerrolle zwischen  Lektoren und Universitäten.“ Hat ein Lektor zum Beispiel ein Problem mit der Universitätsbürokratie, versucht Schmäling zu helfen. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt: „Ich bin nicht nur der Anwalt der Lektoren, ich muss auch die Sichtweise der Universitäten verstehen. Schließlich sind sie es, die die Lektorate einrichten.“ 40 Regel- und 7 Fachlektorate leisten sich französische Universitäten mit Unterstützung des DAAD, mehr als in jedem anderen Land. Der DAAD-Fachlektor an der Außenstelle ist in die Auswahl der Lektoren eingebunden. „Wir sorgen dafür, dass nur bestens qualifizierte Lektoren an die französischen Unis kommen“, so Schmäling.

Station in Lille

Benjamin Schmäling studierte in Passau Kulturwirtschaft sowie Lehramt für Deutsch und Französisch. Zwei Semester verbrachte er, mit Förderung durch den DAAD, an der Universität Sorbonne Nouvelle und erwarb dort die Licence. 2011 kam er als Lektor an die Universität Charles-de-Gaulle in Lille. Neben der Sprachvermittlung vertiefte er sich in die Themen Film und Werbung, ein fruchtbares Feld für interkulturelle Vergleiche. Mit seinen Studierenden erkundete Schmäling die unterschiedlichen Strategien, mit denen beispielsweise dieselbe Automarke oder derselbe Film in Frankreich und in Deutschland beworben werden. Das ermöglicht aufschlussreiche Einblicke in die Mentalitäten beider Länder – und nebenbei fällt noch genug Material für den Spracherwerb an. Kurzes Fazit: „In Frankreich werden Autos stärker rezipientenbezogen beworben, in Deutschland mehr produktbezogen“. Der sprachliche Duktus auf französischer Seite sei erzählerischer, setze den Leser im Fall der Autowerbung „quasi hinters Steuer“, während die deutschen Interessenten mit deutlich mehr Sachinformationen versorgt würden.

2013 wechselte Benjamin Schmäling nach Paris. Film und Werbung sind weiterhin Teil seines Landeskundeunterrichtes, daneben entwickelte er einen Blended-Learning-Kurs, der zum Teil online, zum Teil in Präsenzphasen absolviert wird. „Es ist ein Kurs für Hörer aller Fakultäten mit dem die Studenten ihre Deutschkenntnisse auffrischen können“, erklärt Schmäling. In seinem Büro in der Außenstelle gibt er einen kurzen Einblick in das Programm. Anhand alltagsbezogener Themen wie Einkaufen oder Reisen können sich die Studierenden bequem zu Hause mit der Grammatik der deutschen Sprache vertraut machen. Der Wissensstand wird lernbegleitend per Online-Tests überprüft. So erkennt der Dozent sehr schnell, wo die jeweilige Lerngruppe Nachholbedarf hat. „Man kann sich dann zielgenau auf die nächste Präsenzphase vorbereiten“, so Schmäling. Aus der Arbeit an der Außenstelle ragt für ihn das große Treffen ehemaliger Lektoren mit fast 200 Teilnehmern heraus, das die Außenstelle im Mai 2014 organisiert hat. Das gab ihm erneut die Gelegenheit, zum Bildungsforscher zu werden. Er befragte rund 250 dieser Alumni nach ihrem beruflichen Werdegang und wertete die Ergebnisse aus – für fast jeden bildete das Lektorat das Sprungbrett zur nächsten Karrierestufe. Sicherlich auch für Benjamin Schmäling, dessen Zeit in Paris im Sommer zu Ende geht: „Ich werde langsam melancholisch“, gesteht er. Seine heutigen Arbeitsplätze werden dafür noch näher zusammenrücken: Erst vor Kurzem vereinbarten die Universität Paris-Sorbonne und der DAAD die künftige Unterbringung der DAAD-Außenstelle in der Spitzenuniversität. Der Umzug vom Viertel Marais an die Sorbonne ist für den Herbst 2016 geplant.

Mathias Nofze (10. Februar 2016)