Austausch mit China: Strategische Partner – freundschaftliche Verbundenheit

DAAD

DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel und der Präsident der Tongji-Universität Pei Gang bei der Eröffnung der größten deutschsprachigen Bibliothek in Asien

Die Volksrepublik wandelt sich: Derzeit ist in China nicht nur die Börsenkrise ein zentrales Thema, sondern auch die Reform des Hochschulwesens, die der Akademikerarbeitslosigkeit und dem Fachkräftemangel entgegensteuern soll. Auch hier wird der DAAD als Partner besonders geschätzt – davon konnte sich seine Präsidentin Professor Margret Wintermantel während einer China-Reise vor wenigen Tagen überzeugen. Als Mitglied einer hochrangig besetzten Delegation mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung Professor Johanna Wanka an ihrer Spitze nahm die DAAD-Präsidentin an Gesprächen mit den chinesischen Ministern für Wissenschaft bzw. für Bildung, Professor Wan Gang und Professor Yuan Guiren, teil. Sie besuchte unter anderem die Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften und das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg an der Tongji-Universität in Shanghai.

„Der DAAD pflegt langjährige, sehr lebendige Beziehungen zu China. Das chinesische Interesse am akademischen Austausch mit Deutschland ist nach wie vor sehr groß.“ Tradition und Zukunft – von beiden gewann DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel konkrete Eindrücke während ihrer Reise nach China. Besonders beim Besuch der Tongji-Universität in Shanghai: Die Universität unterhält seit ihrer Gründung im Jahr 1907 enge Beziehungen zu Deutschland. Aktuell fördert der DAAD beispielsweise aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine Strategische Partnerschaft zwischen der Tongji-Universität und der TU Darmstadt. Und während ihrer jüngsten Reise nach China eröffnete die DAAD-Präsidentin die deutsche Bibliothek der Tongji-Universität – die größte deutschsprachige Bibliothek in Asien.

In Shanghai kam die Delegation aus Deutschland mit Professor Pei Gang, Präsident der Universität, sowie mit mehreren Vertretern deutschlandbezogener Einrichtungen zusammen. Unter dem gemeinsamen Dach der Chinesisch-Deutschen Hochschule sind an der Tongji-Universität unter anderem die Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften und das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg angesiedelt.

Einzigartige Einrichtungen

Kooperationspartner der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) ist das Deutsche Hochschulkonsortium für Internationale Kooperationen, ein Verbund von 26 deutschen Hochschulen, die gemeinsam Austausch- und Doppelabschluss-Programme mit ausländischen Universitäten in den angewandten Ingenieurwissenschaften durchführen. Das BMBF hat die Finanzverantwortlichkeit für die CDHAW in die Hände des DAAD gelegt. Eine Gemeinschaftseinrichtung des DAAD und der Tongji-Universität ist das 1998 gegründete Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg (CDHK). Einzigartig sind seine 23 Stifterlehrstühle, die von international renommierten Firmen finanziert werden. Neben den Industriemitteln wird das CDHK mit Geldern des Auswärtigen Amtes gefördert. Für deutsche und chinesische Studierende besteht die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit den deutschen Partnerhochschulen TU München, Ruhr-Universität Bochum, TU Berlin und TU Braunschweig einen Doppelmasterabschluss zu erwerben.

„Das außerordentliche Engagement der deutschen Hochschulen zeigt, wie groß das Interesse an einer Intensivierung der wissenschaftlichen Kooperation ist“, betont DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel. „Dieses Interesse beruht auf Gegenseitigkeit: In den Gesprächen mit Bildungsminister Yuan Guiren und Wissenschaftsminister Wan Gang wurde deutlich, dass China großen Wert auf den Ausbau der Kooperationen mit Deutschland legt.“ Auf chinesischer Seite sei zudem, so Margret Wintermantel, die neue China-Strategie des BMBF mit sehr großer Aufmerksamkeit wahrgenommen worden. Die Strategie sieht auch vor, die Zusammenarbeit mit den Partnereinrichtungen unter dem Dach der Chinesisch-Deutschen Hochschule an der Tongji-Universität weiter auszubauen. Die Weiterentwicklung der deutsch-chinesischen akademischen Beziehungen kann sich nicht zuletzt auf ein breites Fundament  gewachsener Verbindungen stützen: „Ich war beeindruckt von der großen Herzlichkeit, mit der wir vielerorts empfangen wurden“, erzählt Margret Wintermantel. „In den vergangenen Jahren sind viele Freundschaften und großes Vertrauen zwischen den Partnern entstanden.“

Großer Freund Deutschlands

Als besonderer Freund Deutschlands wurde der chinesische Minister für Wissenschaft und Technologie Wan Gang geehrt. Er bekam von Bundesministerin Johanna Wanka das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland übereicht. Minister Wan hatte 1991 an der TU Clausthal in Maschinenbau promoviert; im Sommer 2015 gründete er an seiner ehemaligen Hochschule einen Verein chinesischer Alumni.

Mit dem DAAD kam Wan Gang als Inhaber eines Stiftungslehrstuhls am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg in Kontakt; später übernahm er als Präsident der Tongji-Universität auch den Vorsitz des CDHK. Ministerin Wanka hob in ihrer Würdigung hervor, dass sich Professor Wan auch nach seiner Rückkehr nach China kontinuierlich für die Weiterentwicklung von Einrichtungen, Programmen und Studienangeboten mit Deutschlandbezug eingesetzt hat.

Dass aktuell ein großer Schwerpunkt der deutsch-chinesischen Beziehungen auf praxisnaher Forschung und moderner Berufsausbildung liegt, wurde während der Reise der deutschen Delegation mehrfach deutlich. So auch durch den Besuch der Pekinger Tsinghua-Universität, deren Partnerschaft mit der RWTH Aachen ebenfalls vom DAAD im Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ gefördert wird. Die chinesische Bildungspolitik ist gegenwärtig besonders auf die Bekämpfung von Akademikerarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel ausgerichtet. Demgegenüber hebt DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel die Stärken der deutschen Universitäten und Fachhochschulen in der forschungsbasierten, anwendungsorientierten Ausbildung hervor: „Mit unserem differenzierten Hochschulsystem sind wir für China auch in den kommenden Jahren ein attraktiver Partner.“

Johannes Göbel (27. Januar 2016)