Für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit

DAAD

Austausch und Vernetzung im Fokus: Gemeinsame Ziele im Auftrag der Nachhaltigkeit

Die Netzwerke der exceed-Zentren, die der DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert, sind nicht nur außerordentlich international und auf vier Kontinenten aktiv – sie spielen auch eine bemerkenswerte Rolle bei der Umsetzung der neuen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Auf einem Netzwerktreffen der exceed-Zentren in Bonn tauschten sich die Projektpartner aus und nahmen auch das Thema Fluchtursachen in den Blick.

Nach zwei Tagen konstruktiver Zusammenarbeit war man sich einig: Auch Fluchtursachen und Megacitys sollen in den kommenden fünf Jahren bei der Zusammenarbeit des exceed-Netzwerkes im Mittelpunkt stehen. Das Treffen am 30. November und 1. Dezember beim DAAD in Bonn war der Auftakt für die zweite Phase des exceed-Programms. „Es hat sich eine tolle Dynamik entwickelt,“ sagt die zuständige DAAD-Referentin Julia Schwarzenberger. „In der zweiten Förderphase sollen gemeinsam Synergieeffekte gezielter identifiziert und  verstärkt genutzt werden. “

Der DAAD hatte das Programm exceed 2009 ausgeschrieben, um Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit zu stärken, zu bündeln und besser öffentlich sichtbar zu machen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert fünf deutsche Hochschulen jeweils mit einer Million Euro pro Jahr, damit sie gemeinsam mit Partnereinrichtungen in Entwicklungsländern Forschungsprojekte und Studienprogramme für Master- und Promotionsstudierende auf die Beine stellen. In den ersten fünf Jahren des Programms ging es in erster Linie darum, die Zentren einzurichten und ihnen die Möglichkeit zu geben, Netzwerke mit den Partnern in den Entwicklungsländern aufzubauen. „Wir arbeiten mit 29 Partnern in 15 Ländern auf vier Kontinenten zusammen“, sagt zum Beispiel Andreas Haarstrick. Er ist Professor am Center „International Network on Sustainable Water Management in Developing Countries“, kurz SWINDON. Auch die anderen Institutionen sind auf mindestens drei Kontinenten aktiv. Jetzt startet Phase zwei, in der die exceed-Institutionen bis 2019 untereinander stärkere Bande knüpfen sollen. Ein Beispiel, wo die Zusammenarbeit in Zukunft besser laufen kann: Zwei Partner haben vergangenes Jahr in Vietnam kurz hintereinander ganz ähnliche Veranstaltungen organisiert. Auf dem Netzwerktreffen in Bonn wurde nun beschlossen, dass 2016 daraus eine gemeinsame Veranstaltung entstehen soll. Die komplementären Inhalte aus den zwei Netzwerken können sich so ergänzen und schaffen damit einen Mehrwert für beide Partner.

Ressourcenmanagement – und vieles mehr

Die fünf Zentren sind so ausgewählt, dass sie sich thematisch ergänzen. Haarstricks SWINDON an der TU Braunschweig zum Beispiel beschäftigt sich damit, wie Menschen sich verlässlich mit Wasser versorgen lassen, wie sie das Abwasser wieder loswerden und sich gegen zu viel Wasser schützen. Die anderen vier Zentren tragen bei den Themen Ressourcenmanagement, Menschenwürdige Arbeit, Ernährungssicherung sowie Medizin zu Lehre, Forschung und Wissenstransfer in den Entwicklungsländern bei.

Orientiert haben sich die Teilnehmer bei ihrer Planung für die nächsten Jahre an den neuen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen: Die 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der „Agenda 2030“ ersetzen die acht der UN-Milleniumkampagne, die in diesem Jahr ausgelaufen ist. Armut und Hunger bekämpfen, die Lebensqualität und die Infrastruktur verbessern, für Beschäftigung, sauberes Wasser und Bildung sorgen – all diese Nachhaltigkeitsziele finden sich in den aktualisierten Projekten wieder. Sämtliche Anstrengungen verbindet das Ziel 17: Bei der nachhaltigen Zusammenarbeit zum Erreichen aller Ziele soll es mehr Austausch zwischen den Industrienationen und Schwellen- und Entwicklungsländern über Wissenschaft, Technologien und Neuerungen geben. Genau dort setzt das exceed-Programm an und ermöglicht neue Wege.

exceed-Netzwerktreffen in Bonn

DAAD

Das exceed-Team: Koordinierter Beitrag zu den SDGs

Fluchtursachen analysieren

Auch Lars Gerold, der beim DAAD das Referat Hochschulstrukturförderung in der Entwicklungszusammenarbeit leitet, wertete das Netzwerktreffen als Erfolg: „Wir haben einen gemeinsamen Arbeitsplan und konkrete Ziele aufgestellt, die sich an den aktuellen Fragestellungen in der Entwicklungszusammenarbeit orientieren.“ Beispiel Fluchtursachen: Koordiniert vom „Center for International Health“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München wollen die Forscher vor Ort Ursachen für die Flucht analysieren und zusammen mit ihren Partnern in den jeweiligen Ländern Lösungen überlegen. Im Oktober 2016 wollen die exceed-Zentren – unterstützt vom DAAD – einen Expertenworkshop zum Schwerpunkt Fluchtursachen veranstalten und erste Ergebnisse auf einem wissenschaftlichen Symposium vorstellen. 2017 soll eine Sommerschule für Master- und Promotionsstudierende folgen.

Beim Thema Megacitys sahen die Teilnehmer vor allem in den Bereichen Soziales Wohnen, Gesundheit und Abwasser Überschneidungen, bei denen sie künftig intensiver zusammenarbeiten können. Das „Center for Natural Resources and Development“ an der TH Köln erarbeitet zu diesem Thema bereits gemeinsam mit der Ain-Schams-Universität in Kairo ein Curriculum für einen interdisziplinären Masterkurs in der ägyptischen Hauptstadt.

Das Stichwort Nachhaltigkeit betrifft auch die exceed-Zentren selbst: In den kommenden fünf Jahren sollen sie sich an den eigenen Hochschulen unersetzlich machen. Dabei helfe ihnen, dass ihre Hochschulen ihr Profil beim Thema Entwicklungszusammenarbeit weiter stärken wollten. Aber dennoch: „Bei allen positiven Signalen aus den Hochschulen – das ist ein langwieriger Prozess“, betont Lars Gerold: „Damit am Ende institutionell gefestigte Strukturen an den Hochschulen Bestand haben, muss auf vielen Ebenen politisch dafür gerungen werden.“

Joachim Budde (14. Januar 2016)