Damit Integration gelingen kann: Maßnahmenpaket des DAAD für Flüchtlinge

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In einer Pressekonferenz an der TU Berlin stellten Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, TU-Präsident Christian Thomsen und DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel das Maßnahmenpaket für Flüchtlinge vor

„In dieser besonderen Situation wollen und müssen wir helfen“, sagt DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel angesichts der Flüchtlingskrise. In den vergangenen Monaten hat der DAAD ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt, um Flüchtlingen den Zugang zum Studium an deutschen Hochschulen zielgerichtet zu ermöglichen. Gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Professor Johanna Wanka stellte Margret Wintermantel die Maßnahmen auf einer Pressekonferenz an der TU Berlin vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür in den nächsten Jahren rund 100 Millionen Euro bereit, davon 27 Millionen Euro im kommenden Jahr.

Erst Ende September hatte der DAAD in Berlin eine Tagung mit Hochschulvertretern organisiert, um einen aktuellen Stand der Bedarfe und nötigen Maßnahmen zu ermitteln. Flüchtlinge werden bereits auf vielfältige Weise vom DAAD gefördert; vor einem Jahr konnte zum Beispiel das aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanzierte Stipendienprogramm „Führungskräfte für Syrien“ ausgeschrieben werden. Die Stipendiaten haben zum laufenden Wintersemester ihr Studium aufgenommen. Sie werden – wie auch die Hochschulen – nach wie vor vom DAAD unterstützt und beratend begleitet.

Das nun vorgestellte Maßnahmenpaket für Flüchtlinge baut auf den Rückmeldungen der Hochschulen und den Erfahrungen des DAAD auf – und kann zudem an jahrelang entwickelte Instrumente der Arbeit des DAAD anschließen; so sollen etwa auch die Kapazitäten im Info Center des DAAD, welches Anfragen von Interessenten betreut, weiter ausgebaut werden. „Ich freue mich, dass der DAAD als Expertenorganisation wahrgenommen wird“, sagte Professor Margret Wintermantel in der Pressekonferenz. Die DAAD-Präsidentin betonte: „Wenn eine Organisation Erfahrung in der Integration ausländischer Studierender hat, dann ist das der DAAD.“

Wie wertvoll diese Arbeit ist, machte in Berlin auch Bundesbildungsministerin Professor Johanna Wanka deutlich. „Wenn Integration wirklich gelingen soll, dann in starkem Maße durch Bildung“, sagte Wanka und betonte, es sei zur Umsetzung der Maßnahmen „die beste Möglichkeit, dass wir auf die bewährte Zusammenarbeit mit dem DAAD zurückgreifen“. Dies wird in dem Dreiklang des neuen Maßnahmenpakets deutlich, das die Kompetenzen und Qualifikationen von Flüchtlingen fundiert ermitteln, ihre Studierfähigkeit sicherstellen und ihre Integration an den Hochschulen nachhaltig fördern wird.

Potenziale erkennen

Der vom DAAD aus Mitteln des BMBF geförderte Test für Ausländische Studierende (TestAS) wird im Rahmen des Maßnahmenpakets in weitere Sprachen übersetzt, eine flexible Testabnahme an zentralen deutschen Hochschulstandorten ermöglicht. Zudem soll uni-assist e.V., die aus einer Initiative des DAAD und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hervorgegangene Arbeits- und Servicestelle für Internationale Studienbewerbungen, mit Blick auf die Bewerbungen von Flüchtlingen ausgebaut werden.

Studierfähigkeit sichern

Über die fachliche und sprachliche Vorbereitung durch Studienkollegs und vergleichbare Einrichtungen an deutschen Hochschulen soll die Studierfähigkeit junger Flüchtlinge sichergestellt werden. Der Bund wird in den kommenden vier Jahren rund 10.000 zusätzliche Plätze finanzieren, geplant ist die Ausschreibung eines entsprechenden DAAD-Programms. „Diese Vorbereitung auf das Studium ist ein ganz wichtiger Punkt“, betonte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel in Berlin.

Studierendeninitiativen unterstützen

Wintermantel lobte ausdrücklich das bereits heute große Engagement von Studierendeninitiativen für Flüchtlinge. Über das neue DAAD-Programm „Welcome – Studierende engagieren sich für Flüchtlinge“ werden diese nun auch finanziell gefördert. Die Förderung gilt für selbstorganisierte Initiativen von Studierendengruppen, aber auch für den Einsatz von Studierenden im Rahmen der von der jeweiligen Hochschule organisierten Betreuung und Integration von studierfähigen Flüchtlingen, etwa durch Tutorien, Übersetzungen und Sprachkurse. Finanziert werden zudem studentische Hilfskraftstellen und Sachmittel, um die jeweiligen Projekte durchzuführen. „Wir müssen herausfinden, was die wirklich guten Projekte sind und dafür sorgen, dass sie an andere Hochschulen übertragen werden können“, sagte Margret Wintermantel. Um Flüchtlinge über Studieren und Leben in Deutschland besser zu informieren, hat der DAAD zudem mit Förderung des BMBF die neue Website „Information for Refugees“ entwickelt, die auch auf Arabisch, Dari, Paschtu und Urdu erreichbar ist.

Talenten eine Chance geben

Professor Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin, dankte in der Pressekonferenz BMBF und DAAD für ihr Engagement für Flüchtlinge. Seine Hochschule hat mit „In(2)TU Berlin“ ein erfolgreiches Programm für Geflüchtete entwickelt; es ermöglicht ihnen nicht nur, am Lehrangebot der Technischen Universität teilzunehmen, sondern auch die Vorbereitung auf den Studieneinstieg. Thomsen hält es eindeutig für machbar, mit den Flüchtlingen zusätzliche Studierende zu integrieren: „Bisher kommen wir mit den Zahlen gut zurecht.“ Der TU-Präsident machte deutlich, dass die geflüchteten Studierenden hoch motiviert seien und zudem, etwa im Bereich der Naturwissenschaften, in Deutschland besonders gefragte Talente hätten.

Wo diese Talente zur Entfaltung kommen, ist für den DAAD nicht die wichtigste Frage. Margret Wintermantel hob hervor, dass die jungen Flüchtlinge sowohl wertvolles Potenzial als Fachkräfte in Deutschland, aber auch bei einem eventuellen Wiederaufbau ihrer Heimatländer hätten: „Diese Entscheidung sollten wir den Studierenden überlassen.“ Entscheidend sei, dass die gemeinsamen Maßnahmen von Bund, Hochschulen und DAAD den Flüchtlingen wirksam helfen: „Es bringt uns nichts, wenn sie einfach nur mitlaufen und nicht integriert sind.“ 

Johannes Göbel (17. November 2015)

Weiterführende Informationen

Einen ausführlichen Überblick zum Maßnahmenpaket finden Sie unter www.daad.de/fluechtlinge.