DAAD-Alumnus Fedor Smirnov: Engagiert im Internet und im persönlichen Austausch

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Mit Durch- und Überblick: Fedor Smirnov moderiert für das Alumniportal Deutschland die Gruppe „Digitale Gesellschaft“ – und setzt sich für ein offenes Internet ein

Vom 16. bis zum 20. November findet in Potsdam das 44. Young-Leader-Seminar des Deutsch-Russischen Forums statt. Mit dabei ist auch Dr. Fedor Smirnov; der DAAD-Alumnus wurde vom DAAD für die Teilnahme nominiert. Fedor Smirnov hat die Zukunft im Blick: Die Motivation von Studierenden ist ihm wichtig, ebenso der Einsatz für ein freies Internet.

Potsdam ist für den bei Moskau lebenden Fedor Smirnov etwas Besonderes: Aus der ehemaligen Garnisonsstadt stammt seine Frau, die dort als Tochter eines russischen Offiziers geboren wurde. Nun führt das Young-Leader-Seminar des Deutsch-Russischen Forums Fedor Smirnov zwischen dem 16. und 20. November nach Potsdam. Er kommt auf Empfehlung der DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland, die den 35-Jährigen für die Teilnahme am Seminar mit dem Thema „Wer tut was für wen? Unternehmen, Stiftungen und NGOs in Russland und Deutschland“ nominiert hat. Der russische DAAD-Alumnus ist ein Vielbeschäftigter: Hauptberuflich verantwortet Smirnov das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für ein in Samara angesiedeltes Unternehmen, das Internetdomains registriert. Darüber hinaus arbeitet er für die Nichtregierungsorganisation ISOC Russland, die sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat. Getreu des Mottos „Das Internet ist für alle da“ will die NGO das Internet für alle Menschen in Russland frei, offen und transparent machen. ISOC setzt sich deswegen für den Ausbau der IT-Infrastruktur ein. „Wir lehnen eine Regulierung des Internets ab“, sagt Smirnov, der für ISOC Russland im Vorstand sitzt.

Interessenswandel durch Stipendium

Seine berufliche Laufbahn als IT-Experte verdankt Fedor Smirnov auch einem Stipendium. Im Jahr 2001 kam er als Student der Germanistik und der Anglistik der Pädagogischen Universität Jaroslawl mit einem DAAD-Stipendium für ein Semester nach Marburg. Ein großer Sprung: In der Handelsstadt Jaroslawl, rund 300 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegen, leben rund 600.000 Einwohner. Das beschauliche Marburg an der Lahn hat gerade mal rund 70.000 Einwohner, fast jeder Dritte ist Studierender. In der Universitätsstadt begann Smirnov, sich für alles rund um den Computer zu interessieren und belegte Selbstlernkurse am Rechenzentrum der Universität. „Sprache ist ein wichtiges Mittel, aber dazu braucht es noch andere Kenntnisse, das habe ich damals erkannt“, erzählt er. Von da an sei er von der Informationstechnologie fasziniert gewesen. Nach seiner Rückkehr nach Jaroslawl vertiefte er seine IT-Kenntnisse in einem E-Commerce-Projekt der Bertelsmann-Stiftung und promovierte auf dem Gebiet der Psycholinguistik zum Thema Internetkommunikation in der englischen und der russischen Sprache. „Ich wollte herausfinden, wie unterschiedliche Sprachen und Mentalitäten die Online-Kommunikation etwa in Internetforen, Mails oder Skype prägen“, sagt er.

Im März 2006 kam Fedor Smirnov wieder nach Deutschland, erneut nach Marburg und erneut mit einem DAAD-Stipendium. Für drei Monate forschte er in einem E-Learning-Projekt zur Motivation von Studierenden. „Diese Aufenthalte in Deutschland waren wichtig für mich, weil ich interkulturelle Erfahrungen machen konnte, die viele andere junge Menschen in Russland so nicht vorweisen können“, sagt er. Er habe dadurch eine offenere Einstellung zu anderen Denkweisen und Kulturen gewonnen.

Moderator für das Alumniportal Deutschland

Die Verbindung zu Deutschland riss nie ab. Für das Alumniportal Deutschland, der zentralen Plattform für internationale Alumni mit Deutschlandbezug, moderiert er die Gruppe „Digitale Gesellschaft“. Als Moderator dieser Community setzt Smirnov Themen, moderiert Diskussionen und wirbt neue Mitglieder für die Gruppe an. Das Motto: „Man muss die Aktiven finden und begeistern.“

Erwartungen an das Young-Leader-Seminar

„Ich suche nach neuen Ideen, wie man Menschen motiviert, nicht nur für Geld zu arbeiten, sondern auch für etwas, das für die Gesellschaft relevant ist“, sagt er. Das soziale und ehrenamtliche Engagement sei in Russland lange Zeit kaum Thema gewesen in der Öffentlichkeit. Doch jetzt, freut er sich, werde es langsam aktuell.  

Benjamin Haerdle (16. November 2015)