Stipendiaten von Auslandsschulen: Berliner Begrüßung für die Besten

DAAD/Stefan Zeitz

Empfang im Auswärtigen Amt: Frank-Walter Steinmeier inmitten der Stipendiaten

Die höchste Auszeichnung für ausgezeichnete Leistungen junger Menschen an deutschen Schulen im Ausland ist seit 2001 ein Stipendium für ein komplettes Studium in Deutschland – verliehen vom DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes. 122 Neustipendiaten konnten sich 2015 über diese Anerkennung freuen. Mit einer Zulassung zu einer deutschen Universität oder Hochschule in der Tasche lernten sie sich auf einem Orientierungsseminar im herbstlichen Berlin kennen und wurden von Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier persönlich begrüßt.

Sie sind sehr jung, die neuen Stipendiaten, deren Studium in Deutschland nun im DAAD-Programm „Deutsche Auslandsschulen“ gefördert wird. Eben waren sie noch Schüler in ihren Heimatländern, nun erlebten die 122 Geförderten auf dem jährlichen Orientierungsseminar die Hauptstadt Berlin – und werden in den kommenden Jahren als Studierende in Deutschland leben. Aus 46 Ländern kommen die diesjährigen Stipendiaten. Jedes Jahr setzen sich die Stipendiaten anders zusammen, da es weder eine Länder- noch eine Fächerquote im Programm gibt. Getreu der DAAD-Devise „Stipendien für die Besten“ werden schon vor Ort die begabtesten Absolventen der deutschen Auslands- und Sprachdiplom- sowie „Fit-Schulen“ nominiert.

„Allen, die jetzt neu kommen, empfehle ich, gleich in der Mensa schon den Kontakt zu den deutschen Kommilitonen zu suchen und nicht unter sich zu bleiben“, sagte Dr. Santiago Ramirez Aguilar auf der Podiumsdiskussion über die Erwartungen, Vorstellungen und Zukunftspläne der jungen Menschen. Der mexikanisch-deutsche Biologe gehörte zu den ersten 60 Geförderten, die 2001 zu Beginn des Programms mit Vollstipendium nach Deutschland kamen.

Direkt nach dem Besuch der Deutschen Schule „Alexander von Humboldt“ in Mexiko-Stadt begann Santiago Ramirez Aguilar ein Studium der Pflanzenbiotechnologie und -physiologie an der Universität Hohenheim. Die schnelle Einbindung in die deutsche Gesellschaft hat dem DAAD-Alumnus im Studium geholfen: Nach fünf Jahren in Stuttgart promovierte er am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam-Golm und ist heute in Berlin wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich von BASF Plant Science. Eine Bilderbuchkarriere – und sie ist nicht die einzige. „Über 90 Prozent der Geförderten in diesem Programm schließen ihr Studium in Deutschland erfolgreich ab“, sagt Dr. Meltem Göben, Leiterin des Referats „Auslandsschulen, Praktika und Hochschulsommerkurse“ im DAAD. Derzeit profitieren rund  520 Geförderte von den Stärken des Programms: 2008 wurde im Rahmen der Partnerschulinitiative des Auswärtigen Amtes (PASCH) die Anzahl der Neustipendien pro Jahr verdoppelt auf jetzt 120 Geförderte.

Orientierungsseminar für Stipendiaten von Auslandsschulen

DAAD/Stefan Zeitz

Persönliche Begrüßung: Stipendiatin Cansu Sancaktar mit MdB Martin Rabanus, Frank-Walter Steinmeier und DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland

Das Stipendienprogramm motiviert Schüler

Cansu Sancaktar aus der Türkei kann es kaum erwarten, das Abenteuer Deutschland zu beginnen. Sie besuchte das Istanbuler Gymnasium İstanbul Lisesi, das über seine Deutsche Abteilung zum weltumspannenden Netz des deutschen Auslandsschulwesens gehört. Die Deutschkenntnisse der jungen Türkin sind bestens – im Sommersemester 2013 absolvierte die Schülerin bereits ein Fernfrühstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern, und zwar die Vorlesung „Experimentalphysik 1 – Mechanik und Wärme“. „Ich habe schon früh den Wunsch gehabt, wegen der guten Universitäten und Forschungsinfrastruktur ein Ingenieurstudium in Deutschland zu beginnen“, sagt Sancaktar – mit ihrem Stipendium ist das nun möglich. Meltem Göben hat solches auf dem Orientierungsseminar von Stipendiaten öfter gehört: „Ab der zehnten Klasse sind viele Schüler offenbar sehr motiviert, dieses Stipendium zu bekommen und strengen sich besonders an, um in die engere Wahl zu kommen.“

Wertschätzung für die künftigen „Brückenbauer“

Teil des Orientierungsseminars in Berlin war auch ein Propädeutikum – eine fächerspezifische Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Professoren aus der Auswahlkommission erzählten den jungen Stipendiaten, was sie im Studium erwartet und wie sie an das Studium herangehen müssen, um Erfolg zu haben. Höhepunkt war für alle der Besuch im Auswärtigen Amt, wo Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Gruppe persönlich begrüßte. Der Empfang auf höchster Ebene zeigte die hohe Wertschätzung gegenüber den Stipendiaten, aber auch, was man von ihnen erwartet. „Völkerverständigung ist und bleibt für den Weltfrieden besonders wichtig“, sagte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland in Berlin. „Auf Sie, liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, setzen wir als zukünftige Brückenbauer zwischen Deutschland und Ihrem Heimatland. Sie sind für uns die gelebte Form der Völkerverständigung, und das soll auch in der Zukunft so bleiben.“

Bettina Mittelstraß (15. Oktober 2015)