Qualifizierter Nachwuchs für die internationale Zusammenarbeit

Roman Malec

Engagiert und weltoffen: die Teilnehmer des CSP-Sommerseminars

„Globale Herausforderungen und die internationale Gemeinschaft“ waren Thema des diesjährigen Sommerseminars des Carlo-Schmid-Programms (CSP) Ende Juli in Bonn. Die Stipendiaten und Alumni des vom DAAD und der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie vom Mercator Program Center for International Affairs durchgeführten Programms hatten fünf Tage Zeit für politische Diskussionen, um sich über ihre internationalen Erfahrungen auszutauschen und sich beruflich zu orientieren.

„Als ich mich für das Carlo-Schmid-Programm beworben habe, habe ich mir zunächst keine großen Chancen ausgerechnet“, sagt Maria Nguyen. Sie sei davon ausgegangen, mit lauter „Überfliegern“ um die begehrten Praktika in internationalen Organisationen und bei EU-Institutionen zu konkurrieren. Beim Kennenlernen der anderen „Carlas und Carlos“ stellte sie jedoch viele Gemeinsamkeiten fest: „Der Erfahrungsaustausch mit den anderen ist sehr inspirierend. Und der Respekt voreinander ist groß“, erzählt Nguyen. Die 27-jährige Politologin absolvierte vor ein paar Monaten ihr Wunschpraktikum: „Von Oktober 2014 bis April 2015 war ich im United Nations Department of Economic and Social Affairs in New York. Ich habe in der Abteilung gearbeitet, die für die Akkreditierung internationaler NGOs, die einen Beraterstatus bei der UN erwerben wollen, zuständig ist. An der entscheidenden Ausschusssitzung konnte ich teilnehmen. Ich habe mich um den IT-Support im Saal gekümmert und war Ansprechpartnerin für die NGOs. Das war der Höhepunkt meines Praktikums.“

„Türen und Augen öffnen“

Das Carlo-Schmid-Programm wurde 2001 ins Leben gerufen. Es zählt zu einer Reihe von Initiativen, deren Ziel es ist, die Wettbewerbschancen qualifizierter deutscher Nachwuchskräfte für den internationalen Verwaltungsbereich zu verbessern. „Wir wollen Ihnen mit diesem Programm Türen und Augen öffnen“, sagte  Dr. Annette Julius, Generalsekretärin der Studienstiftung des deutschen Volkes, während des Sommerseminars in ihrem Grußwort an die Stipendiaten. Sie berichtete von steigenden Bewerberzahlen: „Dieses Jahr waren es mehr als 600, so viele wie noch nie.“ DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland verwies auf weitere Erfolgszahlen: „Etwa 50 Prozent der Stipendiaten arbeiten nach ihrem Stipendium weiterhin im internationalen Kontext.“ Dies sei Beleg dafür, dass das Programm zur Umsetzung des ursprünglichen Ziels erfolgreich beitrage.

„Bei der aktuellen Ausschreibung haben wir einen Schwerpunkt auf die sogenannten Field Offices gelegt“, ergänzt Gritta Klöhn, beim DAAD zuständig für das Carlo-Schmid-Programm. „Field Offices sowie Regional- und Länderbüros verschiedener Internationaler Organisationen repräsentieren diese abseits der Zentralen in den Metropolen. Dort haben die Praktikanten direkten Kontakt mit der Bevölkerung und den Behörden vor Ort.“

Balance zwischen Berufsberatung und anregenden Diskussionen

Die Sommerseminare sind integraler Bestandteil des Carlo-Schmid-Programms. „Nutzen Sie das Seminar, um sich für die weitere berufliche Praxis zu qualifizieren und knüpfen Sie Kontakte“, appellierte in Bonn Katharina Semmler, Geschäftsführerin des Mercator Program Center for International Affairs, an die Stipendiaten. Dr. Guy Tourlamain, bei der Studienstiftung zuständig für das Sommerseminar, bezeichnet es als „Mischung aus Weiterbildung und Aufbau eines Netzwerkes“: „Wir versuchen immer eine Balance zu finden zwischen Berufsberatung, weiterer Qualifizierung und Workshops zu relevanten Themen in der internationalen Zusammenarbeit. Diese sollen die Stipendiaten zu Diskussionen anregen und ihnen Impulse geben“, sagt Tourlamain.

Vielfältige Workshops

Die 27-jährige Berith Karasch hat ihren Master im Studiengang Friedensforschung und Internationale Politik an der Universität Tübingen gemacht. Ab September wird sie ein Praktikum beim United Nations Peacebuilding Support Office in New York absolvieren: „Mein Schwerpunkt liegt auf internationalen Organisationen sowie Friedenssicherung und Konfliktbewältigung“, sagt sie. „Durch das Praktikum kann ich herausfinden, wie dort die Berufsaussichten sind.“ Während des Sommerseminars nahm sie am Workshop „Komplexe Probleme, komplexe Antworten – Die Vereinten Nationen und regionale Organisationen in der Friedenssicherung“ teil, den der Promotionsstipendiat der Studienstiftung Daniel Odinius von der Universität Bamberg leitete. Odinius hatte fünf Fallstudien vorbereitet: Nach der Lektüre von Medienberichten zu Liberia, Burundi, Zentralafrika/Tschad, Sudan/Darfur und Kosovo sollten die Stipendiaten anhand von Schaubildern erläutern, wie die Vereinten Nationen und regionale Organisationen zusammengearbeitet haben, welche Probleme es gab und wie man damit umgegangen ist. Anschließend besprach Odinius mit den Teilnehmern Auffälligkeiten und Gemeinsamkeiten der Konflikte.

Im Workshop „Wem gehört die humanitäre Hilfe?“ lag Dr. Ulrike von Pilar von der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) aus Berlin sehr daran, die Teilnehmer für den inflationären Gebrauch des Begriffs „humanitäre Hilfe“ und seine Instrumentalisierung durch die Politik zu sensibilisieren. Sie stellte dar, welchen Prinzipien sich MSF verpflichtet fühlt: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität; wobei Neutralität kein Wert an sich sei, sondern ein notwendiges Werkzeug, um sich in Krisengebieten Zugang zu Patienten zu verschaffen.

Auslandseinsätze in Krisengebieten

Weitere Workshops beschäftigten sich mit „Interkultureller Handlungskompetenz mit Fokus Asien“, einem Social Business in Tansania („Von der Idee zur Umsetzung. Hungerbekämpfung bei Flying Flamingoo“) und der Vereinbarkeit einer internationalen Karriere mit Familie. Diesen Workshop besuchte der 23-jährige CSP-Stipendiat Samuel Monthuley. Im September wird der Student des Deutsch-Französischen integrierten Studiengangs Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sein Praktikum bei der United Nations Refugee Agency in Kinshasa antreten: „Ich interessiere mich sehr für Afrika. Im Workshop haben wir darüber gesprochen, dass es ein ganz normales Phänomen ist, wenn Auslandseinsätze in Krisengebieten Eltern und Familie belasten.“ Für Monthuley steht jedoch fest, dass er im internationalen Bereich arbeiten will. Das Engagement, das die CSP-Stipendiaten an den Tag legen, sei wirklich beeindruckend, sagt Gritta Klöhn. „Es sind Idealisten.“

 Claudia Wallendorf (30. Juli 2015)

Das Carlo-Schmid-Programm

Das 2001 gestartete Carlo-Schmid-Programm macht herausragende Studierende und Graduierte im Rahmen eines Praktikums mit den Problemstellungen und Arbeitsweisen im internationalen Verwaltungsbereich vertraut und trägt zur Erweiterung ihrer interkulturellen Kompetenz bei. Darüber hinaus sollen begleitende Aktivitäten die Voraussetzungen und Chancen der Stipendiaten für eine spätere Beschäftigung im internationalen Tätigkeitsbereich weiter verbessern. Das Carlo-Schmid-Programm wird vom DAAD und der Studienstiftung des deutschen Volkes gemeinsam durchgeführt. Es wird überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Die Stiftung Mercator beteiligt sich über das Mercator Program Center for International Affairs (MPC) an der Durchführung und Finanzierung des Carlo-Schmid-Programms. Die Programmumsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Tönissteiner Kreis. Das Auswärtige Amt leistet aktive Hilfestellung bei der Betreuung der Stipendiatinnen und Stipendiaten vor Ort. Das „CSP-Netzwerk für internationale Politik und Zusammenarbeit e.V.“ zählt aktuell rund 600 Alumni des Carlo-Schmid-Programms

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