Neuer Rekord: Über 300.000 ausländische Studierende in Deutschland

BMBF/Hans-Joachim Rickel

Sie stellten „Wissenschaft weltoffen 2015“ vor: Jan Kercher, Ulrich Heublein, Margret Wintermantel und Johanna Wanka

Zum ersten Mal in der Hochschulgeschichte sind mehr als 300.000 ausländische Studierende zum Studium in Deutschland eingeschrieben. Damit ist Deutschland weltweit das beliebteste Gastland nach den USA und Großbritannien. Auch die Mobilität der deutschen Studierenden ist erneut gestiegen. Das geht aus dem Bericht „Wissenschaft weltoffen 2015“ hervor, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) bei einer Pressekonferenz am 22. Juli 2015 in Berlin vorgestellt hat.

Bundesbildungsministerin Professor Johanna Wanka und DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel sahen bei der Präsentation von „Wissenschaft weltoffen“ ein großes Ziel deutlich näher gerückt: Der erklärte Anspruch von DAAD, Bund und Ländern, bis 2020 die Zahl der internationalen Studierenden in Deutschland auf 350.000 zu steigern, könnte sogar wesentlich früher erreicht werden. Denn genau 301.350 Ausländer waren 2014 an deutschen Hochschulen eingeschrieben – sieben Prozent oder 19.000 mehr als im Jahr zuvor.

„Die Bestmarken sind der Beweis für die Anziehungskraft der deutschen Hochschulen“, sagte die Bundesbildungsministerin. Damit hätten sich die Investitionen des Bundes und die Anstrengungen der Hochschulen, attraktive englischsprachige Studiengänge einzurichten, ausgezahlt. „Jeder neunte Studierende in Deutschland stammt aus dem Ausland, Tendenz weiter steigend“, machte die Ministerin deutlich. Die Attraktivität deutscher Hochschulen zeigt sich besonders bei den Masterstudiengängen, auf die der aktuelle Bericht einen Schwerpunkt legt: Seit 2008 hat sich die Zahl der ausländischen Masterstudierenden verdreifacht; sie liegt heute bei 67.000, wobei das Interesse an den Ingenieurwissenschaften besonders groß ist. Knapp die Hälfte der ausländischen Studierenden kommt aus Europa nach Deutschland, 37 Prozent aus Asien. Im Länderranking steht China auf Platz eins, gefolgt von Russland und Indien.

Hohe Abschlussquote

„Wissenschaft weltoffen“ ist das Referenzwerk zur internationalen Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern und damit eine wertvolle Informationsquelle für Hochschulen, Stiftungen und zahlreiche weitere Institutionen – auch weil die Auswertungen zeigen, wo Mobilität funktioniert und wo Verbesserungen nötig sind. Bei den internationalen Masterstudierenden sind 70 Prozent mit dem Studium zufrieden; nicht weniger als 91 Prozent der Masterstudierenden aus dem Ausland machen einen Abschluss. Aber nur 45 Prozent haben häufigen sozialen Kontakt mit deutschen Kommilitonen und noch zu wenige fühlen sich gut integriert. „Deutschkenntnisse sind sehr wichtig, nicht nur für das Studium und soziale Kontakte, sondern auch für den späteren Berufseinstieg“, sagte Ministerin Wanka und forderte die Hochschulen auf, ihre entsprechenden Förderangebote und Sprachkurse noch weiter auszubauen.

Nachholbedarf gibt es zudem bei der Integration der ausländischen Bachelorstudierenden. Mit 41 Prozent liegt die Abbrecherquote bei ihnen noch immer viel zu hoch. DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel verdeutlichte in Berlin, wie wichtig es nach wie vor ist, Beratung und Betreuung zu intensivieren. „Das haben auch die Hochschulen im Blick“, sagte Wintermantel. Sie verwies auf das DAAD-Programm STIBET, in dem den Hochschulen Mittel des Auswärtigen Amtes für die Vergabe von Stipendien und für die fachliche und soziale Betreuung ausländischer Studierender zur Verfügung gestellt werden.

Mobile Wissenschaftler

Die hohe Mobilität bei den Wissenschaftlern wurde während der Pressekonferenz ebenfalls thematisiert. Dr. Ulrich Heublein vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) führte aus, dass der Aufenthalt von über 52.000 ausländischen Gastwissenschaftlern im Jahr  2013 vor allem von DAAD, Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG), Helmholtz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft gefördert wurde. Über 17.500 deutsche Wissenschaftler erhielten 2013 eine Förderung für einen Auslandsaufenthalt. Der DAAD übernahm dabei mit über 11.000 Förderungen den Hauptanteil.

Weiter Brücken bauen

„Die Entwicklung der Internationalisierung ist eindrucksvoll“, sagte Margret Wintermantel. Jenseits aller Zahlen und Fakten verwies sie auf die positiven Auswirkungen von Auslandsaufenthalten für die Persönlichkeitsentwicklung. Die Studierenden seien offener für andere Kulturen, sammelten internationale Erfahrungen und lernten neue Perspektiven kennen. „Wir haben heute Bildungsbiografien, die wir uns früher nicht vorstellen konnten – von deutscher und ausländischer Seite“, erklärte sie. Die Mobilität der deutschen Studierenden ist heute auf einem neuen Höchststand und vor allem im Vergleich zu anderen Ländern wie Großbritannien und den USA immens. Die deutschen Studierenden zieht es zum Studium vor allem nach Österreich, in die Niederlande, die Schweiz und Großbritannien. DAAD-Statistikexperte Dr. Jan Kercher betonte den positiven Effekt des Bologna-Prozesses zur Harmonisierung der europäischen Studiengänge: „Mit dem Bachelorabschluss können Studierende jetzt leichter ins Ausland gehen, um dort ihren Master zu absolvieren“, sagte er. Die Zahl der deutschen Studierenden, die abschlussbezogen im Ausland studieren, steigt seit 20 Jahren kontinuierlich an. Allerdings kam es zuletzt zu einem leichten Absinken des Anteils der im Ausland studierenden Deutschen an allen deutschen Studierenden. Dass es neben der Intensivierung von Beratung und Betreuung von Studierenden auch gilt, weitere Mobilitätsfenster zu öffnen, machten Bundesbildungsministerin Wanka und DAAD-Präsidentin Wintermantel deutlich – damit auch weiterhin Brücken von und nach Deutschland für Studierende und Wissenschaftler gebaut werden können.

Kerstin Schneider (28. Juli 2015)