Duale Studiengänge: der DAAD und die europäische Perspektive

DAAD

Europäisches Expertenseminar der DAAD-Außenstelle Brüssel zum Dualen Studium

Duales Lernen wird immer populärer; es bedeutet die enge Verschränkung von akademischer und praktischer Ausbildungswelt und mehr Nähe zu Arbeitsmärkten. Das Erfolgsmodell in Deutschland ist das Duale Studium. Die Absolventen sind fit für die Arbeitswelt und finden schnell einen Job. Das interessiert zunehmend die europäischen Länder und Universitäten, ebenso außereuropäische Hochschulen. Gleichzeitig wollen deutsche Hochschulen mehr internationale Mobilität in diesen Studiengängen. Mit einer neuen Studie und vielseitigen Informationsveranstaltungen reagiert der DAAD auf die wachsende Nachfrage und fördert den Austausch über die Möglichkeiten des dualen Lernens im internationalen Kontext.

Seit zehn Jahren steigt die Zahl der deutschen Studierenden, die an zwei Orten lernen: an der Hochschule sitzen sie in Seminaren und widmen sich der Theorie, im Ausbildungsbetrieb bedienen sie Maschinen und erlernen die Praxis. 64.000 junge Menschen in Deutschland befinden sich derzeit in der kombinierten Hochschulbildung – im Dualen Studium – und die Nachfrage steigt. Betriebe schätzen das Studienmodell, weil sie damit geeignete Fachkräfte gewinnen. Studierende schätzen es, weil für eine sehr große Mehrheit von ihnen die Verzahnung von Praxis- und Theorieelementen einen sicheren Arbeitsplatz nach Abschluss der Lernphase bedeutet. „Für die europäischen Partnerländer, die mit hoher Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen haben, ist das deutsche Studienmodell mit Hochschule und Berufsbildung daher politisch sehr interessant“, sagt Katharina Maschke vom Referat für Strategieentwicklung und Hochschulpolitik im DAAD.

Duales Studium in Deutschland – Modell für andere Länder?

Immer wieder spricht die Europäische Kommission Empfehlungen aus, die europäische Hochschulbildung praxisorientierter zu gestalten, um die Absolventen besser auf die Arbeitsmärkte vorzubereiten. In europäischen Ländern, in denen die universitären Laufbahnen rein akademisch sind, widmet man sich daher der grundsätzlichen Frage: Wie kann man diese Praxisorientierung in den Studiengängen erreichen? Inzwischen gibt es interessante Lernformen mit integrierten Praxisanteilen in zahlreichen EU-Ländern, Vorreiter ist Deutschland.

„Die dualen Studiengänge sind ein spezifisches Modell, deren Erfolg sich vor dem Hintergrund des traditionellen Systems der beruflichen Ausbildung in Deutschland erklärt“, erläutert Nina Salden, Leiterin der DAAD-Außenstelle in Brüssel. Das Modell sei daher nicht einfach übertragbar – biete aber viele Anreize für die europäischen Partner. Um den Austausch über die verschiedenen Möglichkeiten dualen Lernens in Europa zu fördern, organisierte die DAAD-Außenstelle gemeinsam mit der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU im April 2015 in Brüssel ein Europäisches Expertenseminar zum „dualen Lernen“ in der Hochschulbildung, mit 37 Experten aus 14 europäischen Ländern. „Besonders interessant am deutschen Modell war für die Teilnehmer die gute Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und den Unternehmen – was die Einbindung von Praxisphasen in Studiengänge letztlich erfolgreich macht“, sagt Nina Salden.

Vorteil für alle

Der Austausch über duale Lernformen an Hochschulen in Europa ist eine erste Voraussetzung für die internationale Mobilität der Studierenden in solchen Modellen. Das wiederum interessiert die deutschen Hochschulen im Kontext ihrer strategischen Internationalisierung. „Auch viele Unternehmer unterstützen die Ausbildung mit Theorie, Praxis und Auslandsaufenthalt“, sagt Dorothee Lamielle von der Internationalen DAAD-Akademie (iDA), die im Mai 2015 erstmals einen Kurs zur Internationalisierung des Dualen Studiums für Hochschulmitarbeiter angeboten hat und dabei neben Maßnahmen der „Internationalisierung zu Hause“ auch die Mobilität der Studierenden in den Blick nahm. Referenten des Seminars kamen auch aus Betrieben: „Diese schätzen die Persönlichkeitsentwicklung, die ein Auslandsaufenthalt für die Studierenden bedeutet“, sagt Dorothee Lamielle. Die jungen Mitarbeiter seien mobiler, kreativer, selbstständiger, spontaner und erfahrener im Umgang mit verschiedenen Menschen und mit ungewohnten Situationen – all das wird als Vorteil für alle gewertet.

Lernen für passende Programme

Der internationale Austausch über Modelle dualen Lernens und der Austausch über Erfahrungen mit der Internationalisierung des Dualen Studiums werden vom DAAD weiter unterstützt. „Denn um passende Förderprogramme zu entwerfen, ist es wichtig, insgesamt mehr über die internationale Nachfrage und die sehr spezifischen Anforderungen in den deutschen dualen Studiengängen zu erfahren“, sagt Katharina Maschke. In diesem Zusammenhang betreute sie im DAAD auch die kürzlich veröffentlichte Studie zum möglichen Transfer des deutschen dualen Studienmodells in andere Länder, die der DAAD mit Mitteln des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft in Auftrag gegeben hat: „Es gibt viele Ideen für gezielte Förderung – der Austausch hilft dabei, sie in die Tat umzusetzen.“

Bettina Mittelstraß (16. Juni 2015)