„Deutsche Expertise und mongolische Talente“

GMIT

Fachkoordinatoren aus beiden Ländern tauschten sich an der Deutsch-Mongolischen Hochschule über die Entwicklung der Curricula aus

Mit der Deutsch-Mongolischen Hochschule für Rohstoffe und Technologie entsteht derzeit in Ulaanbaatar ein außergewöhnliches Kooperationsprojekt. Im September 2013 begann der Lehrbetrieb mit dem Basic Engineering Program (BEP); im September 2014 starteten am Standort Nalaikh die ersten drei B.Sc.-Studiengänge. Vor Kurzem konnte nun die Satzung der staatlichen Hochschule verabschiedet werden. „Exzellente Lehre nach deutschen Standards etablieren“ – dieses Ziel formuliert Rektor Dr. Nyamjav Dorjderem. Unterstützt wird die neue Hochschule dabei von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem DAAD.

„Deutsche Expertise und mongolische Talente“: Mit diesem Leitbild wirbt die Deutsch-Mongolische Hochschule für Rohstoffe und Technologie (GMIT – German Mongolian Institute for Resources and Technology) für sich, deren alleinige Unterrichts- und Arbeitssprache Englisch ist. Die GMIT soll eine der führenden technischen Universitäten in der Mongolei und in der Region werden. „Das ist unser Anspruch. Um das zu erreichen wollen wir exzellente Lehre nach deutschen Standards etablieren, die Zusammenarbeit mit der Industrie vertiefen und beides mit exzellenter Forschung verbinden“, erklärt Rektor Dr. Nyamjav Dorjderem, der seinen PhD in den USA erlangt hat, dort länger gelehrt hat und seit 2014 die junge Hochschule leitet.

Im Rahmen der Deutsch-Mongolischen Rohstoffpartnerschaft, die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und der mongolische Präsident Tsakhia Elbegdorj im Herbst 2011 vereinbart haben, unterstützt Deutschland den Aufbau der GMIT. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der DAAD wurden Anfang 2013 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt, den Start der staatlichen Hochschule beratend zu begleiten und praktische Unterstützung zu leisten. Im dafür eingerichteten Gründungskomitee haben mongolische und deutsche Mitglieder den Studienbetrieb gemeinsam auf den Weg gebracht und den rechtlichen Rahmen entwickelt.

„Lebendiger Hochschul- und Wissenschaftsaustausch“

„Es ist ein historischer Tag“, sagte Direktorin Baavgai Nasanbayar vom mongolischen Hochschulministerium, als die Mitglieder des Gründungskomitees – darunter Vertreter der GIZ, des DAAD und der Deutschen Botschaft – am 26. März 2015 unter ihrem Vorsitz die Satzung dieser staatlichen Hochschule verabschiedet hatten und damit den rechtlichen Rahmen für die GMIT setzten. Zukünftig werden alle für die Entwicklung der GMIT wichtigen Fragen durch den sich noch in diesem Frühjahr konstituierenden Hochschulrat entschieden. Das große Interesse an einer deutschen Beteiligung von beiden Seiten wird dadurch dokumentiert, dass Deutschland gleich aus drei Bundesressorts Vertreter in diesen Hochschulrat entsenden wird: Neben dem BMZ sind das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vertreten.

„Bemerkenswert ist, dass in nur 18 Monaten eine ausgereifte und zukunftsfähige Hochschulsatzung entwickelt und zwischen den deutschen und mongolischen Partnern abgestimmt werden konnte, die einen klaren Rahmen für diese innovative Hochschule und deren Wachstum setzt“, erklärt Lars Gerold, zuständiger Referatsleiter im DAAD und Mitglied im Gründungskomitee der GMIT. „Die Abstimmungen waren von dem Willen aller Seiten geprägt, ein Hochschulkonzept in der Mongolei zu etablieren, das deutsche Expertise nutzt, eine staatliche Modellhochschule für die Mongolei schafft und einen lebendigen Hochschul- und Wissenschaftsaustausch zwischen Deutschland und der Mongolei nutzen möchte. Die stets konstruktive Unterstützung auf allen politischen Ebenen, die das Vorhaben genießt, war dabei essenziell.“

Deutsch-Mongolische Hochschule, April 2015
GMIT

Entscheidender Schritt: Das Gründungskomitee der Deutsch-Mongolischen Hochschule konnte die Hochschulsatzung verabschieden

„Eigenverantwortlichkeit der Studierenden stärken“

An den Tagen vor der letzten Sitzung des Gründungskomitees hatte eine Expertengruppe – unter anderen bestehend aus Professoren der TU Bergakademie Freiberg, der RWTH Aachen und der TU Darmstadt – das von dieser Gruppe im Frühjahr 2014 entwickelte Curriculum der drei bereits eingeführten und seit Herbst 2014 unterrichteten Bachelor-Studiengänge Raw Materials/Process Engineering, Mechanical Engineering und Environmental Engineering überarbeitet. Dabei konnten insbesondere die Erfahrungen der ersten beiden Semester einfließen.

Professor Michael Meyer von der RWTH Aachen, der die GMIT seit Beginn berät und an ihr im Sommersemester 2016 Grundlagen der Geowissenschaften unterrichten wird, betont: „Die Praxis hat gezeigt, dass wir eindeutiger definieren müssen, zu welchen Teilen die Studieninhalte jeweils in Vorlesungen, Übungen und vor allem in Selbststudium erlangt werden müssen. Dadurch wollen wir die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden für ihren Studienerfolg weiter stärken und ihnen dieses Grundprinzip deutscher Hochschulkultur vermitteln, was für mongolische Studierende in dieser Form ungewohnt ist. Alle drei B.Sc.-Studiengänge haben sich auch nach deutschen Standards als studierfähig erwiesen.“

Wechsel von Sachsen in die Mongolei

Die Bedeutung der „deutschen Standards“ stellt auch Katja Polanski, DAAD-Fachlektorin und Leiterin des Zentrums für Sprache und Weiterbildung an der GMIT, heraus: „Obwohl wir auf Englisch unterrichten und die Arbeitssprache durchweg Englisch ist, sind wir eine Hochschule nach deutschem Vorbild. Unsere Studiengänge sind aus bewährten, deutschen B.Sc.-Programmen entwickelt und auf die Bedürfnisse in der Mongolei angepasst. Unsere Qualitätsstandards orientieren sich an den in Deutschland geltenden. Vor allem aber pflegen und vermitteln wir eine Lernkultur, wie sie sich seit Humboldts Zeiten an deutschen Hochschulen entwickelt hat. Dies wird von den mongolischen Studierenden, aber auch den mongolischen Dozenten, die zum Teil in Deutschland studiert haben sehr geschätzt.“ Die Leiterin des Internationalen Büros der TU Bergakademie Freiberg hat sich für die Arbeit an der GMIT für zwei Jahre beurlauben lassen. Mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen ist sie zum Studienstart der GMIT im September 2014 von Sachsen in die Mongolei gewechselt.

Unterstützung aus der Wirtschaft, ansteckende Aufbruchstimmung

Die Wirtschaft ist von Anfang an ein engagierter Partner der GMIT. So stellen mehrere mongolische und internationale Unternehmen Stipendien für die Studierenden zur Verfügung. „Die Stipendien der Industrie stehen jedem an der GMIT offen, der erfolgreich studiert. Ich bin einer dieser Stipendiaten. Das Stipendium erlaubt es mir, mich allein auf das Studium zu konzentrieren“, berichtet Temuulen Purevdorj, B.Sc.-Student im zweiten Semester.

„Was hat Maschinenbau mit Betriebswirtschaft zu tun?“ war die erste Frage, die die Studierenden der GMIT an ihren Dozenten Dr. Marius Gartner richteten. Der Berater mit langjähriger Managementerfahrung in der Industrie ist in Deutschland unter anderem als Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg und der Fachhochschule Darmstadt tätig. Er führt als Kurzzeitdozent in diesen Wochen eine Blockveranstaltung zur Einführung in die BWL durch. „Die Verbindung von Praxis und Lehre ist entscheidend“, stellt Gartner fest. „Die Studierenden sollen erfahren, wie man eine Firma gründet und damit Geld verdient.“ Gartner, der sich in einem der Zimmer des Studentenwohnheims eingerichtet hat und den offenen Austausch mit den mongolischen Kollegen und Studierenden sehr spannend findet, ist von der Aufbruchstimmung an der GMIT angesteckt worden. So wie er von seinen bisherigen Erfahrungen vor Ort berichtet, wird dies sicherlich nicht sein letzter Besuch der jungen Hochschule gewesen sein.   

Lars Gerold (5. Mai 2015)

Weitere Informationen

Kontakt: Ruth Eberlein, Ref. P31 Entwicklungszusammenarbeit – Hochschulstrukturförderung, eberlein@daad.de

Deutsch-Mongolische Hochschule für Rohstoffe und Technologie

Projektkurzbeschreibung auf der Website der GIZ