Starker Standort in Südostasien

DAAD

Grund zum Feiern: Teilnehmer des großen DAAD-Alumni-Treffens in Jakarta

Herausragende Persönlichkeiten und Entscheidungsträger hatte die DAAD-Außenstelle Jakarta zur Feier ihres 25-jährigen Bestehens eingeladen: Mit einem Festakt und einer anschließenden Alumni-Konferenz wurde nicht nur Erreichtes gewürdigt, sondern vor allem die Zukunft des ASEAN-Hochschulraums thematisiert.

„Wir hatten einen Traum: Wir wollten die Menschen in Europa und Südostasien zusammenbringen. Heute ist dieser Traum für viele Wirklichkeit geworden.“ Als der ehemalige indonesische Staatspräsident Bacharuddin Jusuf Habibie zum Auftakt der DAAD-Alumni-Konferenz am 27. März 2015 aus seinem Leben erzählt, ist es still im vollbesetzten Saal des InterContinental MidPlaza Hotels in Jakarta. Für einen Großteil der Zuhörer ist der 78-jährige Doktor der Luft- und Raumfahrttechnik ein wichtiges persönliches Vorbild. Der DAAD-Alumnus und Absolvent der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen wiederum bedankte sich in seiner emotionalen Rede bei seinen „intellektuellen Kindern und Enkeln“, den rund 30.000 indonesischen Studierenden und Wissenschaftlern, die ihm im vergangenen halben Jahrhundert nach Deutschland gefolgt sind – etwa 3.000 von ihnen ausgestattet mit DAAD-Stipendien.

25 Jahre DAAD-Außenstelle Jakarta: Festakt und Alumni-Konferenz

Im Gespräch: der ehemalige indonesische Staatspräsident Bacharuddin Jusuf Habibie und der stelllvertretende DAAD-Generalsekretär Ulrich Grothus (Foto: DAAD)

Deutschland als wichtigstes Zielland

Anlässlich der Feier des 25-jährigen Bestehens der Außenstelle Jakarta zeichnete der DAAD seinen berühmtesten indonesischen Alumnus für sein unermüdliches Engagement bei den Aktivitäten der Deutschland-Alumni aus. Auch der Gründung des DAAD-Büros in Jakarta ging ein Briefwechsel zwischen dem damaligen Forschungsminister Habibie und Bundeskanzler Helmut Kohl voraus. Im Februar 1990 eröffnete die erste Außenstelle in der Garage des ehemaligen Konsulatsgebäudes der Deutschen Botschaft. Anfangs gab es kein Telefon, keine Toilette und das Dach war undicht. Die bald herbeiströmenden Interessenten mussten vor dem Eingang Schlange stehen. Doch schon ein Jahr später zog das sechsköpfige Team in den modernen Summitmas Tower, wo der DAAD bis heute seinen Sitz hat. Seit 2012 leitet Irene Jansen das neunköpfige Büroteam; der DAAD ist zudem durch die Arbeit von insgesamt sechs Lektoren und einem Langzeitdozenten in vier Städten präsent. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Jansen war selbst 1990 zum ersten Mal als Lektorin für den DAAD in Indonesien tätig. Deutschland ist heute innerhalb Europas das wichtigste Zielland für indonesische Studierende.

Zum Jubiläums-Festakt reisten rund 350 Alumni aus ganz Indonesien an. Laut Ulrich Grothus, dem stellvertretenden Generalsekretär des DAAD, war dies die größte Alumni-Veranstaltung, die er bislang eröffnet hat. Unter dem Motto „Getting Ready! The Importance of the Indonesian University Landscape for ASEAN“ diskutierten die Teilnehmer an den folgenden zwei Tagen darüber, wie sich die indonesische Hochschullandschaft angemessen auf die Anforderungen der ASEAN Economic Community (AEC) vorbereiten sollte. Von Ende 2015 an wird die südostasiatische Staatengemeinschaft einen gemeinsamen Wirtschaftsraum nach europäischem Vorbild einführen. Damit eröffnen sich nicht nur viele Möglichkeiten für den Warenhandel oder die Finanzwelt, sondern auch ganz neue Perspektiven und Herausforderungen für Ausbildung und Forschung.

25 Jahre DAAD-Außenstelle Jakarta: Festakt und Alumni-Konferenz

Professor Hizir Sofyan: Plädoyer für eine standardisierte Hochschulausbildung (Foto: DAAD)

Starkes Netzwerk

„Eine standardisierte Hochschulausbildung ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der AEC“, erklärte Professor Hizir Sofyan, Vizerektor der Syiah-Kuala-Universität in Banda Aceh beim ersten Panel der Konferenz. Dabei ging es um die schwierige Frage, wie man die verschiedenen Standards der Hochschulbildung innerhalb der ASEAN-Länder angleicht. Die Aufgabe ist, ein länderübergreifendes System aufzubauen, das die Abschlüsse von zwölf Millionen Studierenden an 6.500 Hochschulen in zehn Nationen aneinander anpasst – vergleichbar mit dem Bologna-Prozess, bei dem die europäischen Studiengänge harmonisiert werden, um einen einheitlichen Europäischen Hochschulraum zu schaffen. „Als Deutschland-Alumni besitzen wir bereits eine vergleichbare Qualifikation auf hohem Niveau und können fast überall in der ASEAN-Region frei arbeiten“, betonte Hizir Sofyan, der mit Förderung durch den DAAD in Berlin promoviert hat. „Diese Stärke unseres Netzwerks sollten wir auf jeden Fall als Chance begreifen und die regionale Zusammenarbeit ausbauen.“ Sofyan hat bereits bewiesen, wie viel ein gut funktionierendes internationales Hochschulnetzwerk bewirken kann: Als der verheerende Tsunami von 2004 seine Heimatstadt und mehrere Hochschulen zu großen Teilen zerstörte, initiierte er gemeinsam mit dem DAAD zunächst Nothilfestipendien und später das Aceh Scholarship of Excellence. Für sein maßgebliches Mitwirken an dem erfolgreichen Postgraduate-Programm, an dem bis einschließlich 2014 schon 107 Studierende teilgenommen haben, wurde Hizir Sofyan zum Auftakt der Alumni-Konferenz ebenfalls ausgezeichnet.

25 Jahre DAAD-Außenstelle Jakarta: Festakt und Alumni-Konferenz

Auch das traditionsreiche Angklung-Spiel war Teil des Alumni-Treffens (Foto: DAAD)

Neues Qualitätssicherungssystem

Im Rahmen des EU-Projekts SHARE ist der DAAD daran beteiligt, ein Qualitätssicherungssystem für die Hochschulen in Südostasien zu schaffen. „Im ersten Schritt müssen sich die Universitäten bereit erklären, sich nach äußeren Parametern beurteilen zu lassen“, erklärte Projektmanagerin Dr. Susanne Liermann. Während Indonesien mehr als 40 Prozent der 600 Millionen Einwohner der ASEAN-Länder stellt, hat das Land in der Forschung Nachholbedarf: Die meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen kommen aus den deutlich kleineren Staaten Singapur, Malaysia und Thailand. „Wenn wir über Innovation und Zukunft reden, müssen wir über die Forschung an Universitäten reden. Bisher sind Indonesiens Hochschulen jedoch eher Lehr- als Forschungsinstitute“, sagt Irene Jansen. „Um wettbewerbsfähige Promotionsprogramme einzurichten, müssen die Förderstrukturen strukturell und finanziell ausgebaut werden. Das Thema unserer Konferenz kommt also genau zur richtigen Zeit.“

Einen „Weckruf“ nannte auch Professor Benyamin Lakitan, Berater des indonesischen Ministers für Forschung und Technologie, die anstehenden Diskussionen. „Wir müssen unsere Hochschulbildung dringend den realen Bedürfnissen anpassen. Dazu müssen wir uns mehr austauschen mit der Regierung, mit der Wirtschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit. Wir brauchen mehr zielgerichtete Netzwerke, bei denen es nicht um Masse, sondern um Qualität geht.“

Ganz in diesem Sinne begannen die Teilnehmer des DAAD-Alumni-Treffens schon während der Konferenzpausen neue Kooperationsideen zu entwickeln. Vertreter großer staatlicher Institutionen nahmen Anregungen von kleinen, spezialisierten Privatunis mit; Dozenten aus Nordsumatras Hauptstadt Medan planten gemeinsame Programme mit Kollegen aus dem rund 3.400 Kilometer entfernten Ambon. Viele Gespräche drehten sich immer wieder um denselben Leitgedanken: Wie lässt sich die Hochschulbildung in einer soziokulturell so vielfältigen Region wie Südostasien harmonisieren, ohne die eigene Identität aufs Spiel zu setzen? Ex-Präsident Habibie hat diese Frage in seiner Eingangsrede folgendermaßen beantwortet: „Wir müssen die positiven Synergien aus unserer Ausbildung sowie aus unserer jeweiligen Kultur und Religion ziehen. Meine geistige Heimat ist Deutschland. Meine Kultur habe ich trotzdem nie verloren. Ich habe die besten Elemente beider Seiten miteinander verbunden.“

Christina Schott (8. April 2015)

Weiterführender Link

DAAD-Außenstelle Jakarta