Spanische Entdeckungen

DAAD

Im spanischen Bildungsministerium: Austausch über die Zusammenarbeit in der EU

Eine hochschulpolitische Informationsreise führte 16 Präsidenten und Kanzler deutscher Universitäten, begleitet von der Generalsekretärin des DAAD, im Frühjahr 2015 nach Spanien – langjähriger europäischer Partner in Bildung und Wissenschaft, der trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der letzten Jahre vielfältige Perspektiven für Kooperationen bietet. Seit 19 Jahren organisiert der DAAD solche Reisen, seit sechs Jahren liegen sie in der Verantwortung der Internationalen DAAD-Akademie (iDA).

Es war am letzten Tag der einwöchigen Reise, als die 16 Gäste aus den Führungspositionen deutscher Hochschulen 40.000 Quadratmeter Forschungsfläche am Meer besichtigten – den Parc de Recerca Biomèdica de Barcelona (PRBB). Der Wissenschaftspark symbolisierte für alle noch einmal den Wert, den Spanien Bildung und Wissenschaft einräumt: Er begeisterte die Delegation nicht nur durch seine schiere Größe, modernste Ausstattung, Internationalität, Offenheit für die Besten und eine immense Anzahl von Forschungsförderpreisen des European Research Council (ERC), berichtet Albert Berger, Kanzler der Technischen Universität München (TUM). „Im Zuge der Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona schuf man eben auch ganz bewusst einen architektonisch bemerkenswerten Forschungsbau und kein klassisches Küstenhotel-Ambiente.“ Die 7.000 Quadratmeter Terrassenfläche zum Meer hinaus sind für die Freiheit des Denkens gedacht.

Zukunft Fernlernen

Wie weit die Spanier auch in Sachen Hochschulausbildung in die Ferne vorausblicken, zeigte der Delegation ein Besuch bei der bereits 1995 gegründeten Universitat Oberta de Catalunya (UOC) in Barcelona – die Online-Universität zählt heute über 50.000 Studierende. Die Idee dahinter fuße auf der Vision des russisch-amerikanischen Biochemikers und Science-Fiction-Autors Isaac Asimov, erklärte UOC-Präsident Professor Josep A. Planell Estany den deutschen Hochschulvertretern: Menschen würden eines Tages nicht mehr zu Gebäuden laufen, sondern nur noch da lernen, wo sie wollen. An der UOC wird an der Umsetzung dieser Idee engagiert gearbeitet und gespannt verfolgten die Gäste, welche Erfahrungen die Spanier mit Massive Open Online Courses, kurz MOOCs, machen, die für alle eingeschriebenen Studierenden offen sind und zum Teil riesige Teilnehmerzahlen haben. „Das hat eine intensive Diskussion über das Fernstudieren überhaupt angestoßen“, erzählt Marc Reznicek, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Madrid. „Hinzu kamen Überlegungen, inwieweit man in Zukunft auch virtuelle Mobilität und speziell den deutsch-spanischen Austausch von Online-Universitäten fördern kann.“

Positive Aufbruchstimmung

Im Bildungsministerium in Madrid oder beim Besuch bei der Alianza de 4 Universidades (A-4U) – einem strategischen Verbund von vier jungen spanischen Top-Universitäten aus Madrid und Barcelona – erfuhren die Deutschen aber auch viele Fakten über die Entwicklungen im Hochschulbildungsbereich vor dem Hintergrund der spanischen Wirtschaftskrise. „Spanien ist sehr aktiv bei der Akquise von EU-Mitteln und der Austausch mit dem Bildungsministerium und den spanischen Hochschulrektoren darüber war intensiv“, schildert Dr. Gabriele Althoff, Leiterin der Internationalen DAAD-Akademie, ihre Eindrücke von der Informationsreise, die von der iDA organisiert wurde. „Entsprechend hoch ist das Interesse auf spanischer Seite, sich immer wieder für Forschung oder Mobilität in Europa mit neuen Partnern zu vernetzen, mit denen man als Konsortien Anträge in EU-Programmen stellen kann.“

Die Talsohle der wirtschaftlichen Krise scheint in Spanien durchschritten – so bestätigten es zumindest immer wieder die spanischen Hochschulpartner, berichtet TUM-Kanzler Albert Berger. „Für uns war es aber auch eine besondere Erfahrung, von unserem langjährigen EU-Partner zu erfahren, wie sich wirtschaftliche Schwierigkeiten im Tagesgeschäft einer jeden Uni abzeichnen, wie man sich mit engen Sparvorgaben auseinandersetzt und Perspektiven findet – die Aufbruchstimmung war sehr positiv.“

Verstehen, was Forscher in die Welt treibt

Die Reise nach Spanien war bereits die 19. vom DAAD organisierte hochschulpolitische Informationsreise für eine deutsche Delegation aus vorwiegend Kanzlerinnen und Kanzlern, aber auch Rektorinnen und Rektoren, Präsidentinnen und Präsidenten sowie ihrer Vize für Internationales. TUM-Kanzler Berger, der seit 2012 als Bundessprecher die Anliegen von rund 100 Verwaltungsspitzen deutscher Hochschulen vertritt, betont die große Bedeutung der Reisen für die Verwaltungsarbeit: „Um den Bezug zu den sich international ausrichtenden Wissenschaften lebendig zu halten, muss das Management mit eigenen Eindrücken verstehen, was Forscher und Studierende in die Welt treibt.“

Die Internationale DAAD-Akademie iDA, die die Reise nun zum sechsten Mal organisierte, hat seit ihrer Gründung im Jahr 2006 bereits rund 10.000 Angehörige der Hochschulen auf allen Verwaltungsebenen in Internationalisierungsfragen weitergebildet – in etwa 100 Seminaren, Sprachkursen und Workshops pro Jahr mit rund 1.600 Teilnehmern aus allen deutschen Hochschulen. DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland, die die Delegation begleitete, zeigte sich sehr zufrieden: „Die enge Zusammenarbeit mit den Universitätskanzlern ist für den DAAD von herausragender Bedeutung, denn ohne die Unterstützung aller Arbeitseinheiten der Hochschulverwaltung kann Internationalisierung nicht gelingen.“

Bettina Mittelstraß (2. April 2015)

Weiterführender Link

Internationale DAAD-Akademie (iDA)