Dialog in schwierigen Zeiten

Vereinigung der ehemaligen DAAD-Stipendiaten aus Griechenland

An der Jubiläumsfeier des griechischen Alumni-Vereins nahm unter anderen der deutsche Generalkonsul Dr. Ingo von Voss (1. Reihe, 3. v. l.) teil

Traditionsreicher Einsatz für Austausch und Verständigung: Die „Vereinigung der ehemaligen DAAD-Stipendiaten aus Griechenland“ feierte unlängst ihr 30-jähriges Bestehen – und öffnet sich gezielt für junge Studierende.

Das Jahr 2015 begann für die „Vereinigung der ehemaligen DAAD-Stipendiaten aus Griechenland“ mit einem Höhepunkt: In Thessaloniki feierte der Alumni-Verein Mitte Januar sein 30-jähriges Bestehen. Seine Ziele ähneln denen anderer DAAD-Alumni-Organisationen rund um den Globus: Der Verein will Menschen vernetzen, die einen Teil ihrer wissenschaftlichen Ausbildung in Deutschland absolviert haben; er will die Zusammenarbeit mit dem DAAD und ähnlichen Organisationen in Deutschland stärken, wissenschaftliche Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland festigen und junge Griechen beraten, die für Studium oder Promotion mit einem DAAD-Stipendium nach Deutschland wollen. 

Ältester Alumni-Verein im Ausland

Außergewöhnlich ist der Verein aber, weil er als älteste DAAD-Alumni-Vereinigung im Ausland gilt. „Die Idee in Griechenland entstand, nachdem 1981 in Deutschland der DAAD-Freundeskreis gegründet wurde“, bestätigt Alexander Roggenkamp, der in Athen das DAAD-Informationszentrum leitet. Erst danach seien ähnliche Vereine in Japan, Finnland oder Venezuela entstanden. Erstaunlich ist der Pioniergeist nicht: Griechenland war auch der erste Staat, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Gründung eines Goethe-Instituts auf seinem Territorium zuließ.

Seinen Sitz hat der Verein in Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Das verwundert, weil ansonsten viele Organisationen im zentral regierten Griechenland ihren Sitz in der Hauptstadt Athen haben. „Thessaloniki galt schon immer als Scheideweg der Kulturen, als multikulturell und offen für das Andere und das Fremde“, sagt Professor Panagiotis Ladas, Präsident des Vereins und  einer der Gründungsmitglieder. Der Rechtswissenschaftler war Ende der 60er-Jahre und Mitte der 70er-Jahre unter anderem als DAAD-Stipendiat an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Wirtschaftskrise als Herausforderung

Lange Zeit florierte der Verein, deren Vorsitzende es zeitweise bis zum Amt des Vize-Rektors der Aristoteles-Universität Thessaloniki brachten. Veranstaltungen des Alumni-Vereins hatten deshalb zumeist einen wissenschaftlichen Hintergrund. Rund 300 Stipendiaten kamen in den besten Zeiten zu Tagungen und Vorträgen. Seit mehreren Jahren durchlebt der Verein aber schwere Zeiten, denn das Interesse der DAAD-Alumni hat nachgelassen. Vielen fehlt es in diesen hektischen, wirtschaftlich unsicheren Zeiten schlicht an der Zeit, Veranstaltungen zu besuchen oder gar zu organisieren: „Selbst als ehemaliger DAAD-Stipendiat muss man sehr viel arbeiten, um es hier zu etwas zu bringen“, sagt die Generalsekretärin des Vereins, die Althistorikerin Professor Stella Lavva.

Um neues Interesse zu wecken, geht der Alumni-Verein jetzt in die Offensive – und hat dabei auch die bei griechischen Studierenden sehr beliebten Sommerkurse des DAAD im Blick. „DAAD-Stipendiaten, die nur für einen Monat an einem DAAD-Sommerkurs an einer deutschen Hochschule teilgenommen haben, können durch eine kürzlich durchgeführte Satzungsänderung künftig Mitglied bei uns werden“, sagt Präsident Ladas. Zuvor mussten Vereinsmitglieder mindestens ein halbes Jahr an einer deutschen Hochschule verbracht haben. „Wir hoffen, dass diese jungen Leute wieder frischen Wind in den Verein bringen“, sagt Stella Lavva, die als DAAD-Stipendiatin an der Universität des Saarlandes promovierte.

Großes Interesse an Deutschland

Die Hoffnungen scheinen berechtigt, denn Deutschlands Hochschulen stehen hoch im Kurs. So stieg die Zahl griechischer Studierender in Deutschland zwischen 2008 und 2014 von 2182 auf geschätzt 3000. „Wir spüren eine verstärkte Nachfrage nach unseren Stipendienprogrammen, vor allem für das Masterstudium“, sagt Alexander Roggenkamp. Der Ruf deutscher Universitäten sei sehr gut, zumal das Studium gebührenfrei sei. Den in griechischen Medien vorgebrachten Vorwurf, so die Abwanderung talentierter junger Menschen zu fördern, sieht er entkräftet. „Griechische Studierende sind in Deutschland sehr willkommen, und wir freuen uns, wenn sie auch wieder irgendwann mit neuen Qualifikationen in ihre Heimat zurückkehren – das entspricht auch der DAAD-Philosophie ,Wandel durch Austausch‘.“ In Griechenland werden sie mit ihren neuen Erkenntnissen an vielen Orten mit offenen Armen empfangen – zum Beispiel bei der DAAD-Alumni-Vereinigung in Thessaloniki.

Benjamin Haerdle (12. März 2015)