Tandem für Techniker

DAAD/Mathias Nofze

Hélène und Lorenz: von der Parabelrutsche nach Paris

Maschinenbau und mehr: Im letzten Teil der Serie zu deutsch-französischen Patenschaftstandems stellt DAAD Aktuell Hélène und Lorenz vor. Die beiden verbindet neben ihrer Teilnahme an der Partnerschaftsinitiative des Vereins „DAAD Alumni France“ insbesondere ihr Ingenieurstudium in München und Paris.

Lorenz: „Hast du auch die Parabelrutsche gemacht?“ Hélène: „Na klar!“ Solche Insidergespräche entwickeln sich, wenn zwei auf derselben Uni waren. Die Parabelrutsche, das sind eigentlich zwei gegeneinander laufende Rutschen, deren Krümmung dem Vorbild einer Parabel folgt. Seit 2002 verbinden die riesigen Röhren im gemeinsamen Gebäude der Fakultäten Mathematik und Informatik auf dem Campus Garching der TU München (TUM) das dritte Stockwerk mit dem Erdgeschoss. Den Weg von oben nach unten können Studierende seitdem in wenigen Sekunden zurücklegen und sich dabei wahlweise fühlen wie Kinder, Feuerwehrleute oder Bobfahrer. Auch Hélène Condat hat sich hier schon auf eine rutschfördernde Matte gesetzt und ist hinunter ins Erdgeschoss gesaust. Irgendwann zwischen 2009 und 2011 war  das, als sie – nach drei Jahren an der Pariser École polytechnique – ein zweijähriges Auslandsstudium an der TUM absolvierte. Dort studierte sie Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik. Als sie München 2011 verließ, hatte sie ein deutsch-französisches Doppeldiplom in der Tasche.

Zwei Ingenieure in Paris

Die eine ging, der andere kam. Im selben Jahr nahm Lorenz, sechs Jahre jünger als Hélène, sein Maschinenbaustudium auf dem Campus Garching auf. Auch er schrieb sich für einen deutsch-französischen Doppeldiplomstudiengang ein. Damit war klar, dass er nach zwei Jahren nach Paris wechseln würde – zur École Centrale. Ein Jahr später kreuzten sich die Wege von Lorenz und Hélène im Tandem-Programm, das auf Initiative des Vereins „DAAD Alumni France“ zustande kam. Der wurde vor knapp zwei Jahren mit Unterstützung der Pariser Außenstelle des DAAD gegründet und hat, neben zahlreichen anderen Aktivitäten, ein Partnerschaftsprogramm ins Leben gerufen, bei dem ein ehemaliger DAAD-Stipendiat einen frisch in Frankreich angekommenen für ein Jahr unterstützt. Wobei die Unterstützung von praktischer Lebenshilfe bis zu gemeinsamen Unternehmungen reicht – einem Besuch im Pariser Mittelaltermuseum beispielsweise, dem Musée Cluny. Lorenz und Hélène haben gerade die temporäre Ausstellung „Reisen im Mittelalter“ durchstreift und lassen nun im Bistro „Au petit suisse“, direkt am Jardin du Luxembourg gelegen, die Eindrücke Revue passieren. Lorenz zeigt ein Foto von rostigen Hufeisen. Kindheitserinnerungen werden wach: „Ich habe immer beim Pferdebeschlagen zugeschaut.“ Lorenz Neuner stammt aus dem kleinen Ort Wallgau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen – wie die Biathlon-Legende Magdalena Neuner: „Wir sind aber nicht verwandt.“ Sein Vater ist leidenschaftlicher Jäger und Reiter und hat gleichfalls an der TUM studiert. Für Lorenz ist die Zeit an der École Centrale im Sommer 2015 schon wieder vorbei. „Das Ingenieurstudium in Frankreich ist allgemeiner und bereitet mehr auf Managementaufgaben vor“, hat er erfahren. Zurück in München gilt es dann, ein Thema für die Masterarbeit zu finden. Vielleicht Luft- und Raumfahrttechnik – oder doch Fahrzeugtechnik?  Er ist noch unentschieden.

Aber es bleibt noch ausreichend Zeit, sich darüber mit Hélène zu unterhalten. Sie arbeitet seit drei Jahren in der Entwicklungsabteilung von Snecma, Frankreichs führendem Hersteller für Antriebe im Sektor Luft- und Raumfahrt. Zu den Kunden zählen unter anderem Airbus und Boeing. Als Absolventin der Tophochschule École polytechnique konnte sie schon gegen Ende des Studiums aus mehreren Job-Angeboten auswählen. Kein Wunder, dass sie bei ihrem Traumarbeitgeber landete. „Tja, die Polytechnique ist einfach die beste Ingenieurhochschule“, meint Lorenz anerkennend. „Aber die École Centrale ist auch sehr gut“, fügt Hélène in perfektem Deutsch hinzu. Dann grübeln sie über die nächste gemeinsame Aktivität. Das am Rande von Paris gelegene Château de Vincennes steht ganz oben auf der Liste. Aber Lorenz hat noch eine andere Idee: „Du könntest mir auch mal zeigen, wie eine echte Quiche lorraine geht.“

Mathias Nofze (25. Februar 2015)