Eine weitgereiste Koryphäe ihres Fachgebiets

Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Karin Kleppin

Der zweite Teil der Porträt-Serie des DAAD-Online-Magazins zu Karrierewegen von Frankreich-Lektoren stellt die Bochumer Professorin Karin Kleppin vor. Innovative Lernformen und forschendes Lernen stehen im Mittelpunkt der Arbeit der renommierten Sprachvermittlerin.

Ihr Hobby ist Windsurfing – ideal für jemanden, der viel in der Welt herumkommt. Dabei ist Karin Kleppin weder Reisefotografin noch Geologin, sondern – Sprachlehrforscherin. Rabat und Ramallah, Mostar und Moskau, Guadalajara und Jakarta: Karin Kleppin hat fast alle Ecken dieser Welt gesehen – im Rahmen von Forschungsaufenthalten oder Kurzzeitdozenturen, sehr oft mit Unterstützung durch den DAAD. Natürlich war sie auch Lektorin, nicht nur einmal, sondern gleich drei Mal. 1980 ging sie für drei Jahre als DAAD-Deutsch-Lektorin an die Universität Paris-Nanterre. Das Studium der Romanistik, Sozialwissenschaften, Germanistik und Sport an der Ruhr-Uni Bochum hatte sie da gerade mit einer Promotion abgeschlossen.

Zeitgemäße Tandem-Lernverfahren

An der Pariser Hochschule begegnete ihr eine Sprachvermittlung, die ihr überholt erschien. „Man setzte dort vorwiegend auf audiovisuelle Bedeutungsvermittlung, im Grunde eine rein behavioristische Methode“. Der stand Karin Kleppin „mit kritischer Distanz“ gegenüber. Schon in ihrer Dissertation betonte sie die methodischen Vorteile von „Sprachlernspielen im Fremdsprachenunterricht“. Gewinnbringend konnte sie dieses Wissen in ihrem neuen Job anbringen. Die Tücken des Akkusativ-Objekts im Deutschen erläuterte sie ihren Studierenden zum Beispiel mit dem bekannten Spiel, bei dem ein Zettel reihum geht, dabei immer weiter gefaltet wird, bis am Ende grammatikalisch korrekte, aber ziemlich absurde Sätze stehen. Zurück nach Bochum ging sie auf eine feste Stelle am Seminar für Sprachlehrforschung. Hier vertiefte sie ihre Studien zu Lernstrategien und entwickelte mit Kollegen zeitgemäße Tandem-Lernverfahren.

Das „Face-to-Face“-Tandem ergänzte sie durch E-Mail-Tandem-Verfahren und passte beides auf Lernsituationen außerhalb von Universitäten (etwa in Firmen) an. Doch bald packte sie wieder die Abenteuerlust, die sie schon als Kind verspürt hatte. Schließlich fuhr ihr Großonkel als Kapitän zu See. Und so wollte auch die kleine Karin entweder „Kapitän oder Naturforscher“ werden. Als Deutschlektorin (von der Uni Bochum entsandt) an der Tongji-Universität Shanghai war sie diesem Ziel recht nahe. „Das war eine ungeheure Herausforderung“, erinnert sie sich an die Jahre 1986 und 1987, ein wahrer „Kulturschock“. Nach drei Jahren an der Ruhr-Uni folgte von 1990 bis 1993 für sie „wieder so eine verrückte Zeit“. Diesmal ging es, erneut als DAAD-Lektorin, nach Rabat in Marokko. Angesichts der Zeitläufte ein mutiges Unterfangen, schließlich bahnte sich 1990 der Zweite Golfkrieg an. Der Unterricht an der Universität Mohammed V artete manchmal in turbulente Diskussionsrunden aus, denn viele Studierende nahmen Partei für Saddam Hussein.

Hobby Windsurfing

Die Lust an ihrem Hobby Windsurfing ließ sich Karin Kleppin in Marokko angesichts idealer Bedingungen nicht nehmen: „Maximal fünf Surfer am Strand mit Wellen wie auf Hawaii“. Auf ihre Rückkehr nach Bochum folgte der nächste Auftrag – Aufbau einer Universitätspartnerschaft mit der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Dort spazierte sie über „Dielen, durch die man in die nächste Etage schauen konnte“. Seminarbetrieb für Hartgesottene also. Da wundert es auch nicht, dass Kleppins Habilitation „einer Bierlaune“ entsprang, wie sie freimütig zugibt. „Komm, dann habilitieren wir eben zusammen“, mit diesem flapsigen Satz half sie einem Kollegen aus dessen Sinnkrise. An deren Ende waren beide Professoren. Über den stetigen Zuwachs an akademischer Reputation dürfen diese launigen Episoden aber nicht hinwegtäuschen. Längst gilt Karin Kleppin als Koryphäe ihres Fachgebiets. Im Jahr 2000 wurde sie Professorin für Didaktik und Methodik der Fremdsprachenvermittlung am Leipziger Herder-Institut, kurz darauf dessen Geschäftsführende Direktorin. 2005 nahm sie einen Ruf an das Seminar für Sprachlehrforschung an der Uni Bochum an. Seitdem arbeitet sie an der Weiterentwicklung des Masterstudiengangs „Sprachlehrforschung“ und setzt sich besonders für innovative kompetenzorientierte Lernformen und forschendes Lernen ein. Aber ihrem Drang in die Ferne bleibt sie treu. Den Masterstudiengang „Deutsch als Fremdsprache“ an der German Jordanian University – die der DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert – hat sie maßgeblich mitaufgebaut. Ebenso das dortige German Language Center, an dem bald bis zu 120 Deutschlehrer Deutsch für rund 3.000 Studierende unterrichten. Übrigens: Surfen kann man in Jordanien auch, im Golf von Aqaba.

Mathias Nofze (15. Mai 2014)

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