Mut zur Motivation

ICWE GmbH/Mark Bollhorst

Der DAAD und speziell die Initiative "go out! studieren weltweit" informierten auch auf der "StudyWorld"

Wie bisher war auch in diesem Jahr der Internationalen Hochschulmesse "StudyWorld" die Fachkonferenz zur internationalen Mobilität deutscher Studierender "go out! studieren weltweit" vorgeschaltet. An insgesamt drei Tagen drehte sich in Berlin alles darum, wie noch mehr deutsche Studierende von einem Auslandsaufenthalt profitieren können - von Statistik bis Psychologie, von Experten-Eindrücken bis zu persönlichen Prägungen.

„Mir wurde Mut gemacht“: So etwa drückte Melanie Pape, Bremer Bachelorabsolventin des Studiengangs „English Speaking Cultures“, es öfter aus während ihres Vortrags auf der achten Fachkonferenz zur internationalen Mobilität deutscher Studierender „go out! studieren weltweit“ in Berlin. Pape hielt gemeinsam mit Thomas Obieglo, Berater im Career Center der Universität Bremen, den Impulsvortrag zu einem von vier Kolloquien der Fachkonferenz. Der Titel des Kolloquiums – „Wie mobilisieren zur Mobilität?“ – passte gleichsam zu allen drei Tagen der Fachkonferenz. Denn nicht nur während des ersten, von Vorträgen und Kolloquien geprägten Konferenztages drehte sich alles um die großen Chancen der Auslandsmobilität. Auch während der anschließenden zweitägigen Messe „StudyWorld“ präsentierten in Berlin mehr als 170 Aussteller aus 25 Ländern ihre Bildungsangebote und Studienprogramme. Die „go out!“-Fachkonferenz wurde zudem auf der Messe mit der Ausstellung „Bologna macht mobil!“ fortgesetzt. Hier stellte der DAAD vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Projekte aus Strukturprogrammen vor: Insgesamt 22 Hochschulen informierten an Infoständen und mittels einer eigens für die „StudyWorld“ konzipierten Posterausstellung über „Integrierte Internationale Studiengänge mit Doppelabschluss“, „Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften (ISAP)“ sowie über das „BACHELOR PLUS“-Programm zur Einrichtung vierjähriger Bachelorstudiengänge mit integriertem Auslandsjahr.

Zeitgewinn statt Zeitverlust

Die Vorteile dieser Angebotsvielfalt hatte Ministerialdirigent Peter Greisler, Leiter des Abteilungsbereichs Hochschulen im BMBF, bereits in seinem Grußwort zur Eröffnung der „go out!“-Fachkonferenz deutlich gemacht. Greisler betonte dabei die Stärke der Strukturprogramme, ein Studium „möglichst ohne Zeitverlust und Anerkennungsprobleme zu ermöglichen“. Zugleich hob er hervor, dass auch die deutschen Hochschulen von den Programmen profitieren würden: durch einen Gewinn an Offenheit und Willkommenskultur sowie eine Schärfung ihres internationalen Profils. Dem schloss sich auch Dr. Sebastian Fohrbeck, Leiter der Abteilung „Internationalisierung und Kommunikation“ im DAAD, an: „Uns freut, dass wir von Jahr zu Jahr mehr Resonanz aus den Fachbereichen der Hochschulen bekommen“, sagte er auch mit Blick auf die über 200 Anmeldungen zur „go out!“-Fachkonferenz 2014. Fohrbeck betonte die „Philosophie“ des DAAD, „dass man mit einem Auslandsjahr ein Jahr zusätzlich gewinnt“.

„Beschleunigte Reifung“

Unter anderem wurden während der Konferenz Konzepte und Motivation für studienbezogene Auslandsaufenthalte von gleich zehn Hochschulen mit dem jeweils mit 15.000 Euro dotierten „go out!“-Preis gewürdigt (siehe Info-Box am Ende des Artikels). Doch zuvor gingen zwei Vorträge aus unterschiedlicher fachlicher Perspektive auf das Potenzial studienbezogener Auslandsaufenthalte ein.

Dr. Julia Zimmermann vom Institut für Psychologie der Universität Jena veranschaulichte, wie sich Auslandsaufenthalte auf die Persönlichkeit auswirken. In einer empirischen Untersuchung konnte sie unter anderem feststellen, dass bei Studierenden durch Auslandsaufenthalte positive Eigenschaften wie Offenheit und Verträglichkeit gestärkt wurden, angstbasierte Merkmale dagegen abnahmen. Ein studienbezogener Auslandsaufenthalt könne ähnlich prägende Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung wie der Eintritt in eine Partnerschaft oder die Elternschaft haben, führte Zimmermann aus. Mit Blick auf das Studium im Ausland betonte sie: „Man könnte von einer beschleunigten Reifung sprechen“.

Fehlendes Wissen über Fördermöglichkeiten

„Wer nicht ins Ausland geht, der bringt sich um bestimmte Chancen“, formulierte auch Dr. Ulrich Heublein vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Heublein stellte Leitgedanken und Thesen zu den Ergebnissen der von DAAD und DZHW durchgeführten repräsentativen Befragungen zu studienbezogenen Auslandsaufenthalten deutscher Studierender vor. Er warb dafür, die Studierenden möglichst früh auf die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts aufmerksam zu machen. So wären beispielsweise 63 Prozent der Befragten, die vor ihrem Studium ein Praktikum im Ausland absolvierten, später auch im Studium ins Ausland gegangen – einer von vielen während der Fachkonferenz angeführten Belege für das Schlagwort „einmal Ausland, immer Ausland“. Zahlreiche Interviews mit Studierenden zeigten zudem, so Heublein, dass strukturierte Angebote für Auslandsaufenthalte die Mobilität fördern. Ein Problempunkt sei allerdings die weitverbreitete Unkenntnis über Studienangebote und Förderprogramme. So rechneten bei der Gruppe der an einem Auslandsaufenthalt nicht interessierten Studierenden 63 Prozent mit finanziellen Schwierigkeiten; 54 Prozent mit Zeitverzug. Zugleich machte Ulrich Heublein deutlich, dass in der Gruppe der desinteressierten Studierenden die Informationsdefizite über Fördermöglichkeiten besonders groß seien.

Die Bremer Studentin Melanie Pape war nicht desinteressiert – aber unsicher. Gemeinsam mit ihrem Berater Thomas Obieglo schilderte sie im Konferenz-Kolloquium „Wie mobilisieren zur Mobilität?“ den Weg bis zu einem erfolgreichen Praktikum bei einer Eventagentur in Sydney. Und darüber hinaus: Nach ihrem Bachelorabschluss wird sie demnächst ihr Masterstudium in Irland beginnen – „einmal Ausland, immer Ausland“. Über die immer wieder auftauchenden Unsicherheiten („Wie muss meine englische Praktikumsbewerbung aussehen? Wie kann ich die für ein Visum nötigen Nachweise in kurzer Zeit organisieren?“) halfen ihr Thomas Obieglo und seine Kollegen mit einer Mischung aus professioneller Gelassenheit und intensivem Coaching hinweg. Solches Engagement ist aber nicht alleinentscheidend für die Motivation zum Auslandsaufenthalt. In der Diskussion mit den anderen Kolloquiumsteilnehmern wurde deutlich, dass es sich immer wieder lohnt, nicht nur im Career Center oder International Office beraten zu lassen, sondern auch in den Fachbereichen der jeweiligen Fakultäten nachzufragen. Eine möglichst optimale Verzahnung der einzelnen Bereiche wurde als ein entscheidender Faktor herausgestellt.

Fragen der Anerkennungspraxis frühzeitig klären

Die Herausforderungen für die internationale Mobilität deutscher Studierender fächerten auch drei weitere Kolloquien der Fachkonferenz auf: Sie untersuchten die Prämissen für einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt (interkulturelle Interessen motivieren oft stärker als fachliche) oder machten den Mehrwert der Auslandsmobilität für Lehre und Forschung deutlich (neue Lehr- und Lernformen, Anbahnung von Forschungskooperationen). Unter der Überschrift „Punkten mit Zeitfenstern“ wurde in einem weiteren Kolloquium das Potenzial alternativer Studienverlaufspläne veranschaulicht. Dr. Carola Beckmeier, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Technischen Universität Berlin, übernahm den Impulsvortrag – und konnte Erfreuliches von ihrer Hochschule schildern: In einer Studie zu Auslandsaufenthalten der TU-Studierenden berichteten 81 Prozent von der problemlosen Anerkennung ihrer im Ausland erbrachten Studienleistung. Für rund die Hälfte der mobilen Studierenden verlängerte sich ihr Curriculum durch den Auslandsaufenthalt lediglich um sechs Monate, rund 35 Prozent erlebten keinerlei Verzögerung. Um ihre Studierenden auch weiterhin für Auslandsaufenthalte zu motivieren, entwickeln Beckmeier und ihre Kollegen „Studienverlaufspläne, bei denen die Zeitfenster für den Auslandsaufenthalt klar terminiert sind. Allerdings nicht verpflichtend, sondern als Angebot und Orientierungshilfe.“ Die klare Strukturierung der Auslandsmobilität helfe zudem dabei, Fragen der Anerkennungspraxis frühzeitig zu klären.

„Möglichst viele Interessen ansprechen“

„Nicht zuletzt mit den unterschiedlichen Kolloquien sollte die diesjährige 'go out!'-Fachkonferenz möglichst viele Interessen ansprechen“, bilanzierte Claudius Habbich, Organisator der Konferenz und Leiter des DAAD-Referates „Information für Deutsche über Studium und Forschung im Ausland, Publikationen“, zufrieden. „Ausgewählte Strukturprogramme zur Auslandsmobilität wollten wir 2014 nicht im Tagesprogramm der Fachkonferenz, sondern im Rahmen der 'StudyWorld' präsentieren. Das bietet für alle Interessierten den Vorteil, persönliche Schwerpunkte zu setzen.“

Tatsächlich wurde die Vielfalt der DAAD-geförderten Strukturprogramme am Veranstaltungsort der „StudyWorld“, dem Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur, schnell deutlich. Nur wenige Schritte voneinander entfernt präsentierten sich so unterschiedliche „Integrierte Internationale Studiengänge mit Doppelabschluss“ wie das „Masterstudienprogramm Geschichte“ der Universitäten Bielefeld und Bologna, das „International double degree programme (MA) Peace and Conflict Studies“ der Philipps-Universität Marburg und der University of Kent oder der „BSc International Management Double Degree“, den die Hochschule Reutlingen unter anderem mit Partnerhochschulen in Mexiko, Irland und den Niederlanden anbietet. Ähnlich beeindruckend die Vielfalt der in Berlin vorgestellten „BACHELOR PLUS“-Projekte: Architekturstudierende der Hochschule Anhalt können beispielsweise Semester in den USA oder China absolvieren; der Studiengang Molekulare Medizin der Universität Tübingen führt unter anderem nach Korea, Polen und Brasilien. Hier wie in allen anderen „BACHELOR PLUS“-Programmen ist der Vorteil eindeutig: Der einjährige Auslandsaufenthalt wird voll anerkannt.

Volle Anerkennung bieten auch die „Internationalen Studien- und Ausbildungspartnerschaften (ISAP)“, in deren Rahmen etwa die Teilnehmer des Studiengangs „Kommunikationsdesign und Medien“ der Hochschule Wismar Semester am Instituto Superior de Diseno in Kubas Hauptstadt Havanna absolvieren können. Zugleich pflegen Wismar und Havanna einen Lehraustausch – schließlich sollen die ISAP-Partnerschaften umfassend zur Internationalisierung der beteiligten Hochschulen beitragen. Sei es nun im Bereich der Wirtschaftswissenschaften in Berlin und St. Petersburg oder etwa im Bereich Bergbau, wo eine ISAP-Partnerschaft die Technische Universität Clausthal mit der südafrikanischen University of Pretoria und der Pontificia Universidad Católica del Perú in Lima verbindet.

Beeindruckte Studierende

„Die 'StudyWorld' bietet uns als relativ kleiner Hochschule eine gute Plattform, um die ISAP-Partnerschaft mit Havanna zu präsentieren“, sagt Silke Holtmann am Stand der Hochschule Wismar. Die Präsentation der Hochschule Wismar zitiert beeindruckte Studierende, die von ihrem Auslandsaufenthalt als Künstler und Persönlichkeiten geprägt wurden. Der Mehrwert der Auslandsmobilität macht sich für Silke Holtmann aber nicht nur an zunehmender Offenheit von Studierenden und Hochschulen fest: „Ich glaube, dass sich langfristig auch die deutsche und kubanische Gesellschaft durch Austausch verändern.“

Johannes Göbel (6. Juni 2014)

Weitere Informationen

DAAD zeichnet Wettbewerbskonzepte zur Werbung und Motivation für studienbezogene Auslandsaufenthalte mit jeweils 15.000 Euro aus

Die Zielmarke ist gesetzt: Bis 2020 sollen 50 Prozent aller Hochschulabsolventinnen und -absolventen während ihrer Studienzeit Auslandserfahrungen sammeln, beispielsweise durch Sprachkursaufenthalte und Praktika, aber auch durch ein oder mehrere Studiensemester. Dieses Ziel verfolgt mit zahlreichen Maßnahmen und Aktivitäten die Informations- und Werbekampagne „go out! studieren weltweit“, die der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) – finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) – seit 2006 durchführt. Wie sehr dieses Ziel den deutschen Hochschulen am Herzen liegt, zeigt die lebhafte Beteiligung an der Ausschreibung von Preisgeldern für die zehn besten Konzepte zur Werbung und Motivation für einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt: Insgesamt wurden 65 Beiträge eingereicht. Die aus BMBF- und DAAD-Mitarbeiter/innen sowie aus Hochschulprofessoren zusammengesetzte Jury hatte es nicht leicht, unter den ideen- und facettenreichen Strategiepapieren zehn Konzepte auszuwählen, die mit jeweils 15.000 Euro prämiert wurden. Die folgenden Hochschulen sind die Gewinner des Wettbewerbs und wurden anlässlich der achten „Fachkonferenz zur internationalen Mobilität deutscher Studierender“ am 22. Mai 2014 in Berlin ausgezeichnet:

  • Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Fakultät für Maschinenwesen: „Der Out-o-Mat“
  • Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Akademisches Auslandsamt
  • Hochschule Hannover, Zentrum für Studium und Weiterbildung – International Office: „HIN und WEG – Dein Abenteuer im Ausland“
  • Universität zu Köln, Akademisches Auslandsamt
  • Universität Konstanz, International Office: „Die Study Abroad Kampagne“
  • Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften: Das „International Tutor Program“ zur Werbung und Motivation für studienbezogene Auslandsaufenthalte
  • Universität Paderborn, International Office: „Abflug – Paderborner Studierende heben ab“
  • Hochschule Pforzheim, Fakultät für Wirtschaft und Recht: „EXPLORE“ – Kommunikationskonzept für studienbezogene Auslandsaufenthalte
  • Universität Potsdam, Career Service und Akademisches Auslandsamt
  • Universität Regensburg, Europaeum. Ost-West-Zentrum: „Das Secondos-Programm für Studierende mit Migrationshintergrund – viele gute Gründe für einen Studienaufenthalt im Ausland“

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