Expansion in turbulenten Zeiten

DAAD/Nour el Refai

Yasser Sakr, Präsident der Universität Helwan, Michael Harms und der Gouverneur der Provinz Fayoum, Hazem Attallah (v. l. n. r.)

Nach vier Jahren hat der Direktor des DAAD-Büros Kairo das Amt an seinen Nachfolger übergeben. Ein Festakt besiegelte den Abschied und Neuanfang und gab den zahlreichen Erfolgen der Zusammenarbeit mit Ägypten Raum.

Die Schlange der Menschen mit Luftballons in der Hand schien gar kein Ende zu nehmen. Ein Mitarbeiter nach dem anderen trat am vergangenen Donnerstag ans Rednerpult im Garten der DAAD-Außenstelle in Kairo und nannte eine weitere Leistung des Teams unter Leitung des scheidenden Direktors Dr. Michael Harms. Nach vier Jahren in Kairo wird der promovierte Germanist Leiter der Abteilung für Kommunikation und Marketing in der Bonner Zentrale und übergibt seinen Posten an Dr. Roman Luckscheiter, bisher beim DAAD für transnationale Bildungsprojekte zuständig. Dr. Harms hinterlässt ein beachtliches Portfolio - so bunt wie der Strauß Luftballons, den er nach den Abschiedsworten seiner rund 25 Teammitglieder in den Kairoer Abendhimmel steigen ließ.

„Über 2300 ägyptische Studierende, Professoren und Dozenten haben 2013 von einem Stipendium des DAAD profitiert“, erklärte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. Vier co-finanzierte Programme und rund 15 deutsch-ägyptische Partnerschaften für Masterstudiengänge sind in den vergangenen Jahren neu entstanden oder weitergeführt worden. Die „DAAD Kairo Akademie“ veranstaltete rund 400 Weiterbildungsmodule für ägyptische Wissenschaftler. Unter der Leitung von Dr. Michael Harms habe die DAAD-Außenstelle zur Diskussion über die Zukunft der Hochschulbildung in Ägypten beigetragen, so die Generalsekretärin.

Eine Plattform für den Austausch

Fragen des Klimawandels und der sozialen Veränderung kamen in den Veranstaltungsreihen „Cairo Climate Talks“ und „Cairo Talks on Transition and Change“ in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern zur Sprache. Und im Herbst 2012 entstand unter Aufbietung sehr viel Engagements das Deutsche Wissenschaftszentrum, in dem vier deutsche Universitäten und mehrere Forschungsinstitute und Stiftungen unter der Leitung des DAAD die Zusammenarbeit zwischen deutschen und ägyptischen Wissenschaftlern vertiefen. „Hier werden Menschen zusammengebracht, Brücken gebaut und eine Plattform für Austausch geboten“, resümierte Rüland.

Das alles in einer der turbulentesten Zeiten der modernen ägyptischen Geschichte. „Es waren vier harte Jahre voller Herausforderungen, die Michael Harms in Chancen verwandelt hat“, sagte Prof. Sherif Hamad, seit wenigen Tagen ägyptischer Forschungsminister und zuvor bereits als Dekan der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ain Shams ein Partner des DAAD. „Michael Harms hat seinen Fußabdruck in jeder Universität Ägyptens hinterlassen.“ Man freue sich nun darauf, diese Zusammenarbeit mit Dr. Roman Luckscheiter weiterzuführen und auf eine neue Stufe zu heben.

Exzellente Beziehungen in der Forschung

Der deutsche Botschafter in Ägypten, Hansjörg Haber, erklärte, die Anwesenheit von vier Ministern bei der Veranstaltung sei ein guter Beweis dafür, was der DAAD über Jahrzehnte erreicht habe. Die Außenstelle Kairo wurde bereits 1960 gegründet und ist damit das zweitälteste DAAD-Büro weltweit. In den vergangenen Jahren hatten zusätzliche Mittel des Auswärtigen Amts aus dem Programm der Transformationspartnerschaft mit Ägypten und Tunesien eine starke Ausweitung der Aktivitäten des DAAD ermöglicht.

„Hätte mir jemand vor vier Jahren gesagt, welche Umbrüche mich hier erwarten, hätte ich es nicht geglaubt“, sagte Dr. Michael Harms im Rückblick auf seine bewegte Zeit in Kairo. Fünf verschiedene Staatschefs führten Ägypten in diesen vier Jahren. „Etwas hat sich in dieser ganzen Zeit aber nie verändert und war nie in Gefahr: die exzellenten Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten in den Bereichen der Forschung und der Hochschulbildung“, resümierte Harms.

Bewusstsein für die Bedeutung von Sprache

Sein Nachfolger Dr. Roman Luckscheiter, ebenfalls promovierter Germanist, nannte es eine wichtige Aufgabe des DAAD, „die Früchte deutsch-ägyptischer Zusammenarbeit in Bereichen der Medizin, Landwirtschaft, der Ingenieurwissenschaften und der Sozial- und Geisteswissenschaften weiterhin einem breiten Publikum sichtbar und zugänglich zu machen“. Die Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft brauche motivierte Menschen und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Kultur und Sprache. Dr. Luckscheiter beschrieb, wie sehr die Aussicht auf den bevorstehenden Umzug nach Kairo ihn und seine Familie bereits beschäftige. „Ägypten hat unser Leben schon verändert, bevor wir umgezogen sind. Ich werde mich in meiner Amtszeit darum bemühen, dass so viele Menschen wie möglich solche persönlichen Veränderungen erleben – auf beiden Seiten.“

Anne Françoise Weber (25. Juni 2014)

Weiterführender Link

DAAD-Außenstelle in Kairo