Vom Expertenwissen profitieren

DAAD/Heupel

Speednetworking: Wechselnde Gesprächspartner, vielfältige Kontakte

Nur eine Woche dauerte es, dann waren alle Teilnehmerplätze der 7. Netzwerk-Konferenz des DAAD ausgebucht. Seit 2006 führt die beliebte Tagung in Bonn Vertreter deutscher Hochschulen mit den weltweit tätigen DAAD-Mitarbeitern zusammen und ermöglicht so einen fachlich fundierten wie unkomplizierten Austausch rund um Fragen der Internationalisierung.

In einer der Pausen seiner ersten Netzwerk-Konferenz genügt Jochen Ebert ein Griff in die Jackett-Innentasche – und schon kann er ein Panorama internationaler Kontakte entfalten: Ebert zückt Visitenkarten von DAAD-Vertretern aus Brasilien, Costa Rica, Taiwan, Japan, Russland, Kirgisistan. Mit ihnen allen hat er während des „Speednetworkings“ gesprochen. „Ich habe in sehr kurzer Zeit sehr viele wertvolle Informationen bekommen“, sagt Ebert, der als Koordinator im International Study Program der Business School der Hochschule Pforzheim arbeitet. Auch der Ländervortrag zu Polen kurz vor der Konferenzpause hat ihm „sehr gut“ gefallen. Sein Eindruck von der Netzwerk-Konferenz ist grundsätzlich positiv: „In Pforzheim hätte ich mich langwierig einarbeiten müssen; in Bonn konnte ich mir nun einen schnellen, fundierten Überblick verschaffen.“ Für die international bereits vielfältig vernetzte Hochschule Pforzheim könne dies Weiterentwicklungen bringen: „Unser MBA-Programm wird zum Beispiel sehr stark von asiatischen Studierenden nachgefragt. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier noch internationaler werden können.“

Fit für die Internationalisierung

Speednetworking, Ländervorträge, Einzelgespräche mit den Vertretern des internationalen DAAD-Netzwerks: „Dieses Wissen können Sie anzapfen“, ermunterte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland die rund 180 Tagungsteilnehmer in ihrer Eröffnungsrede. Und verwies auf die 55 Länder, die in Bonn durch DAAD-Experten vorgestellt wurden. Rüland machte zugleich deutlich, dass das Ziel des DAAD, die Zahl der internationalen Studierenden in Deutschland bis zum Jahr 2020 auf mindestens 350.000 zu erhöhen, mehr Pflicht als Kür ist: "Diese Zahl müssen wir erreichen, wenn wir den Anteil der weltweit mobilen Studierenden von rund sechs Prozent halten wollen."

Potenzial in Subsahara-Afrika

Weltweit gilt es viel zu entdecken; das zeigten auch die Ländervorträge der Netzwerk-Konferenz: von hervorragenden Deutschkenntnissen polnischer Studierender bis zu den verschiedenen Universitätsformen im Iran, vom vietnamesischen Interesse an Studiengängen im Bereich Umweltmanagement bis zu kenianischer Spitzenforschung zur Tierhaltung. Für Subsahara-Afrika hat der DAAD eine neue Regionalstrategie entwickelt; auf der Netzwerk-Konferenz zeigten insbesondere Ländervorträge aus Ghana und Kenia sowie eine Podiumsdiskussion das Potenzial der Region. Patricia Korir, kenianische DAAD-Stipendiatin am Universitätsklinikum Bonn, Eric Njoya, aus Kamerun stammender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bremen, und Dr. Gerald Heusing, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, verdeutlichten im Gespräch mit Dr. Helmut Blumbach, Leiter der Programmabteilung Süd im DAAD, dass es sich lohnt, akademische Partnerschaften mit Afrika einzugehen. So hat etwa die Malariaforschung der University of Nairobi, Patricia Korirs Heimathochschule, einen herausragenden Ruf. Auch der Wirtschaftswissenschaftler Eric Njoya betonte die Bedeutung von Forschung, die „anwendungsorientiert ist und dazu beiträgt, Probleme zu lösen“. Gleiches hat das vom DAAD unterstützte „Engineering Capacity Building Program“ (ECBP) in Äthiopien im Sinn, von dem Gerald Heusing berichtete: 38 Doktoranden der Ingenieurwissenschaften konnten bereits Forschungserfahrungen in Deutschland sammeln; 40 weitere werden ihnen demnächst nachfolgen.

"Subsahara-Afrika ist eine wichtige Region, über die wir regelmäßig informieren", sagt Dorothea Mahnke, DAAD-Referatsleiterin der Geschäftsstelle GATE-Germany, die mit ihrem Team die Netzwerk-Konferenz organisiert hat. Deren Anspruch sei im besten Sinne global zu verstehen: "Das verbindende Ziel der Konferenz ist, die Hochschulen weltweit zu vernetzen und somit die Internationalisierung der Hochschulen voranzubringen." Dabei sollten alle gleichermaßen angesprochen werden: Universitäten wie Fachhochschulen, International Offices wie einzelne Fachbereiche, erfahrene Tagungsteilnehmer wie Neulinge.

Vielschichtiges Bild der Ukraine

Im Fokus der Weltöffentlichkeit steht derzeit die Ukraine. Was angesichts der dramatischen Entwicklungen in dem osteuropäischen Land allerdings in Vergessenheit zu geraten droht, sind die Möglichkeiten, die hier trotz allem für den akademischen Austausch bestehen. Florian Küchler lebt seit vier Jahren in der Ukraine und leitet das DAAD-Informationszentrum Kiew. In seinem Ländervortrag präsentierte er ein vielschichtiges Bild des Hochschulstandorts und gab Tipps für das Marketing: „Wenn auf der ukrainischen Seite grundsätzliches Interesse an internationalen Kontakten besteht, ist es nicht entscheidend, ob eine deutsche Hochschule auf Russisch oder auf Ukrainisch für sich wirbt.“ Und Küchler sagte einen Satz, den wohl alle seiner weltweit tätigen DAAD-Kollegen unterschreiben würden: „Es ist nicht alles so, wie es aus der Ferne vielleicht scheint.“ Für einen tiefergehenden Blick ist die Netzwerk-Konferenz des DAAD eine hervorragende Gelegenheit – das nächste Mal im Sommer 2016.

Den Blick weiten

Herzstück der Konferenz sind die rund 700 Einzelgespräche der Hochschulvertreter mit den Vertretern des weltweiten DAAD-Netzwerks, die sowohl im Vorfeld der Tagung als auch kurzfristig vor Ort gebucht werden können. „In den Einzelgesprächen kann ganz konkret auf Projekte und Kooperationschancen eingegangen werden. Dieses Angebot wird besonders geschätzt und die Hochschulvertreter haben häufig sehr detaillierte und präzise Fragen an die DAAD-Experten“, erläutert Dorothea Mahnke. „Ich bin eine große Anhängerin von Online-Angeboten und Webinaren, wie wir sie etwa mit GATE-Germany organisieren. Aber der persönliche Austausch von Angesicht zu Angesicht ist durch nichts zu ersetzen.“ Ergänzend zu den „Ländertischen“ setzten 2014 neun Informationsstände unterschiedliche Schwerpunkte – vom Internationalen Hochschulmarketing bis zu ausgewählten Studienangeboten zur Auslandsmobilität. Erstmals mit einem Stand vertreten waren zudem zwei japanische Universitäten, die „Japan Society for the Promotion of Science“ sowie das malaysische Bildungsministerium. „Mit der Netzwerk-Konferenz versuchen wir immer wieder den Blick auf Länder zu lenken, die ansonsten nicht so sehr im Fokus stehen“, sagt Dorothea Mahnke.

Johannes Göbel (9. Juli 2014)

Weiterführender Link

7. DAAD Netzwerk-Konferenz 2014