Neuseeland: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Inhalt

DAAD-Regionalinformationen
Bildungsausgaben
Hochschulfinanzierung und Studiengebühren
Studiensystem
Individuelle Beratung zu Wissenschaftskooperationen mit Neuseeland
Für weitere Informationen
 

Es gibt vier Arten von tertiären Bildungseinrichtungen in Neuseeland:

  • Universities mit Bachelor, Master und PhD Ausbildung
  • Institutes of Technology and Polytechnics (ITP): Berufs- und Fachausbildung
  • Private Training Establishments (PTE) für Nischen- oder einzelne Fächer (zum Beispiel Tourismus, IT) mit anerkannten Abschlüssen
  • Wānanga: ähnlich einer Universität, der Fokus liegt auf Bildung im Māori-Kulturkreis mit ankerkannten Abschlüssen (Diplom, Bachelor, manchmal auch Master, PhD)

Bis vor etwa 20 Jahren gab es daneben auch noch Colleges, zum Beispiel Teacher Colleges und Agricultural Colleges. Diese sind jedoch an die Universitäten vor Ort angegliedert (diverse Faculties of Education) beziehungsweise selbst zu Universitäten (Lincoln University) geworden.

Neuseeland hat acht staatliche Universitäten, 18 Fachhochschulen (ITPs), drei Wānanga (māorische Hochschulen), neun staatliche Forschungsorganisationen sowie sieben Crown Research Institutes (CRI), die 1992 von der Regierung als Unternehmen mit anwendungsbezogener Forschung gegründet wurden. Zudem gibt es 105 private Einrichtungen (PTEs).

In den letzten Jahren hat die Förderung der MINT-Fächer auf Betreiben der Regierung in Neuseeland stark zugenommen. In den Naturwissenschaften liegt der Fokus auf dem Anwendungsbereich, und es wird oft nach Verschränkungsmöglichkeiten mit der Wirtschaft gesucht.

Bildungsausgaben

Neuseeland gab 2016 im Durchschnitt circa 8.287 US-Dollar pro Schüler/Studierende für den Primarbereich, 10.467 US-Dollar für den Sekundarbereich und 14.933 US-Dollar für den tertiären Bereich aus. Der OECD-Durchschnitt lag bei 8.470 US-Dollar (Primarbereich), 9.968 US-Dollar (Sekundarbereich) und 15.556 US-Dollar (tertiärer Bereich).

Öffentliche Schulen werden vom Staat bezahlt. Das Bildungsministerium finanziert dabei vier verschiedene Bereiche: Nachschulische Betreuung, Lehrergehälter, Bereitstellung und Wartung des Grundstücks und Unterstützung für den Schultransport. Die Schulen sind frei zugänglich für alle Schüler, freiwillige Spenden der Eltern addieren sich zum Schulbudget dazu. Es kann jedoch vorkommen, dass Schüler aufgrund einer Nicht-Zahlung von „Spenden“ von spezifischen Aktivitäten, wie Ausflügen, ausgeschlossen werden.

Etwa 3,5 Prozent aller Schüler besuchen Privatschulen, die ein hohes Ansehen genießen. Aktuell sinkt die Anzahl der Privatschulen kontinuierlich durch die gezielte Politik der Regierung für eine Integration in staatliche Schulen. Auch private Schulen erhalten eine Finanzierung vom Staat (30- 40 Prozent ihrer Ausgaben). Obwohl sie eine spezielle Ausrichtung pflegen können, müssen sie sich im Ganzen in ihrem Curriculum an die National Education Guidelines halten.

Hochschulfinanzierung und Studiengebühren

Der Staat ist der wichtigste Geldgeber für die Universitäten. Die Finanzierung erfolgt dabei überwiegend durch den Student Achievement Component (SAC), der individuell Studierende variierend nach Kursbelegung fördert, und durch den Performance Based Research Fund (PBRF). Die meisten Studiengebühren der einheimischen Studierenden werden über einen Studienkredit finanziert. Zudem stellt die Royal Society of New Zealand ein wichtiges Standbein der Forschungsförderung dar. Aus dem privaten Sektor wird nur wenig zur Förderung der Forschung beigetragen, zum Beispiel werden einige wenige Forschungsverträge finanziert; ansonsten stammen die Forschungsgelder überwiegend aus staatlichen Einrichtungen wie dem Health Research Council, dem Marsden Fund oder vom Ministry of Business Innovation and Employment. Aus dem privaten Sektor kommen nur circa 30 Mio. Neuseeland-Dollar in die Forschungsunterstützung; bei den 27 Mio. Neuseeland-Dollar Förderung aus dem Ausland haben aber vermutlich auch private Unternehmen einen Anteil, der nicht gesondert erfasst wird.

Je nach Studiengang und Hochschule variieren die Studiengebühren in Neuseeland in den Bachelor- und Masterprogrammen. 2016 betrugen die Studiengebühren für Inländer circa 3.800 - 22.500 Euro und für Ausländer circa 12.000 - 56.000 Euro pro Studienjahr. Für 2020 werden die Gebühren weiter ansteigen. So betragen die Studiengebühren bspw.an der University of Otago für Zahnmedizin im Bachelorbereich 58.400 Euro.

Neuseeland fokussiert durch gezielte Investitionen auf Stärkung der Bildung und auf Bildung als Exportfaktor. Bildung wird als ein weiteres wirtschaftliches Standbein betrachtet, so dass viel Energie in die Anwerbung von ausländischen Studierenden investiert wird, die dann im Gegenzug mit ihren internationalen Studiengebühren zur Finanzierung der Hochschulen beitragen.

Als Folge der Finanzkrise schaffte die neuseeländische Regierung im Mai 2009 die vergünstigten Studiengebühren „domestic fees“ für Graduierte aller deutschen Hochschulen für Masterstudiengänge an neuseeländischen Hochschulen ab. Davon ausgenommen waren die Stipendiaten des DAAD (Studierende und Graduierte), die sich aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem neuseeländischen Bildungsministerium und der Deutschen Botschaft in Wellington vom Mai 1993 (bestätigt 2013 mit Garantie bis 2018) weiterhin zu den reduzierten Studiengebühren der „domestic fees“ an neuseeländischen Hochschulen einschreiben konnten. Ab 2020 gilt die neue Vereinbarung, dass nur DAAD-Stipendiaten ab einer Mindeststudien- und stipendienlaufzeit von 10 Monaten von den internationalen Studiengebühren freigestellt werden können. PROMOS-Stipendiaten fallen aufgrund der kurzen Laufzeit aus dem aktuellen Agreement heraus. Im Gegenzug führte die Regierung aber auch eine Senkung aller Promotionsgebühren auf das Niveau der „domestic fees“ ein, was zu einer Vervierfachung der Einschreibungen führte.

2020 hat der Deutsche Bundestag Neuseeland in das Internationale Parlamentarische Stipendienprogramm (IPS) aufgenommen. Das IPS finanziert jedes Jahr einen fünfmonatigen Aufenthalt eines Neuseeländers in Berlin, einschließlich eines dreimonatigen Parlamentspraktikums, ergänzt durch ein Studienprogramm.

In Neuseeland gibt es eine Vielzahl an Stipendienanbietern. Alle Hochschulen bieten selbst verschiedene Stipendienprogramme an (Voll- und Teilstipendien für Begabte, für internationalen Austausch, für Postgraduierte, für diverse benachteiligte Gruppen etc.). Außerdem gibt es eine große Anzahl von privaten Stiftungen, die teils von Privatpersonen und teils von Firmen gegründet wurden.

Studiensystem

Das neuseeländische Studiensystem ist Bologna-orientiert und gliedert sich in Bachelor (3 oder 4 Jahre, keine Bachelor-Arbeit) und Master (1 oder 2 Jahre). An den meisten Universitäten in Neuseeland richten sich die Abschlüsse zurzeit nach dem in Großbritannien verbreiteten System, das ein sogenanntes Honours-Jahr und eine „dissertation“ genannte Abschlussarbeit beinhaltet. Besonders gute Studierende können direkt nach dem Honours-Jahr mit einer Promotion beginnen.

Nach dem Hoch von 2005 nimmt die Zahl der einheimischen Studierenden mit jedem Jahr ab und ist seitdem an den staatlichen Hochschulen um circa 85.000 gefallen (circa 21 Prozent), was durch die sehr hohen Lebenshaltungskosten in den Universitätsstädten wie Auckland und Wellington begründet wird. Erst 2015 lag zum ersten Mal wieder ein leichter Anstieg vor. Im Jahr 2018 sind 175.240 Studierende an den acht Universitäten eingeschrieben, davon sind 49.400 im Postgraduate-Bereich (circa 29 Prozent). Der Zuwachs bei den internationalen Studierenden ist zwar besonders seit 2013 erheblich (derzeit circa 18 Prozent), hat den Rückgang bei den einheimischen Studierenden jedoch nicht ausgleichen können. An den privaten Hochschulen ist das Verhältnis ähnlich. Nicht in allen Bereichen von Abschlüssen sind die Studierendenzahlen gleichmäßig zurückgegangen, vielmehr hat insgesamt eine Verlagerung ins höher qualifizierende Segment stattgefunden. In manchen Bereichen haben die Hochschulen deshalb seit Jahren mit sinkenden Einschreibezahlen zu kämpfen, während die Zahlen in anderen Bereichen gestiegen sind.

Die Arbeitsmarktperspektive von Akademikerinnen und Akademikern ist im Allgemeinen gut, jedoch entsteht durch die starke Fächernachfrage an den Hochschulen immer wieder mal ein Überangebot an Absolventinnen und Absolventen in bestimmten Fächern; derzeit baut sich ein solches Überangebot im Bereich Jura und Ingenieurwissenschaften auf. Gerade im Bereich Ingenieurwissenschaften bilden die neuseeländischen Hochschulen auf einem viel breiteren Gebiet aus als von der heimischen Wirtschaft gebraucht. Das liegt insbesondere daran, dass es in Neuseeland praktisch keine Großindustrie gibt. So werden im Land vor allem Bauingenieure für den boomenden Wohnungsmarkt gebraucht, während nur sehr geringer Bedarf für Maschinenbauer und Mechatroniker besteht.

Verfasserinnen: Dr. Kai-Uwe Hoffmann, DAAD-Lektor an der University of Auckland

Der DAAD ist derzeit in Neuseeland durch ein Lektorat an der University of Auckland vertreten.