Italien:Erfahrungsberichte von Menschen vor Ort

Ein Mädchen sitzt im Bus und schaut auf ihr Handy.

Schilderungen von Stipendiaten und Mitarbeitern, die für einige Zeit vor Ort leben, studieren und arbeiten, vermitteln einen lebhaften Einblick in das Land.

Mit dem DAAD in der Lifestyle-Metropole Mailand

Lisa Hartmann war für ihren Master in Accounting, Financial Management and Control an der Università Commerciale Luigi Bocconi. Neben der Fashion-Week und Aperitivos hat Mailand aber noch einiges mehr zu bieten.

Von: Lisa Hartmann

Einschreiben, Zimmer suchen, Reise planen. Das solltet ihr von Deutschland aus erledigen:

Nach der erfolgreichen Bewerbung an der Università Commerciale Luigi Bocconi waren die einzigen Schritte, die ich von Deutschland aus tätigen musste, die Einschreibung, die Überweisung der Studiengebühren und die Planung der Reise nach Mailand. Bei der Einschreibung wichtig zu beachten: Die erfolgt über das schon bei der Bewerbung verwendete Admissions-Portal.

Insgesamt benötigt man nicht mehr als eine Stunde, um die Anträge auszufüllen und wieder hochzuladen. Die von der Bocconi zur Verfügung gestellte Website ist im Großen und Ganzen selbsterklärend, weshalb die Einschreibung mit keinerlei Problemen verbunden ist und reibungslos abläuft.

Außerdem habe ich von Deutschland aus bereits ein Zimmer gesucht. Mit der Wohnungssuche habe ich bereits nach der Zusage von Seiten der Uni begonnen. Weil es mir zeitlich nicht möglich war nach Mailand zu fliegen, habe ich fast ausschließlich über die Facebook-Seite  Bocconi Rents gesucht. Hier werden täglich mehrere Wohnungen und Zimmer von Studierenden gepostet. Ziemlich schnell konnte ich ein Zimmer auf diesem Weg finden, jedoch rate ich jedem, der Zeit hat, zur Zimmersuche nach Mailand zu fliegen und sich direkt vor Ort nach einer Wohnung umzusehen.

Denn der Nachteil ist: Einerseits werden auf der oben genannten Seite extrem viele Anzeigen von Betrügern gepostet, andererseits kann man sich durch die Besichtigung doch eher ein Bild von der Lage vor Ort machen. Zudem rate ich unbedingt zu klären, ob man einen Vertrag für die Wohnung oder das Zimmer bekommt. Neben der Onlinesuche kann man zudem auf die vielen Maklerbüros zurückgreifen, wodurch sich die Suche deutlich beschleunigen lässt. Allerdings hat dieser Service, wie auch in Deutschland, seinen Preis.

Daneben werden von Seiten der Bocconi Zimmer in den Studentenwohnheimen angeboten. Diese unterscheiden sich in der Höhe der Miete nicht. Ein Nachteil ist aber, dass man in den Studentenwohnheimen keinen Besuch bekommen darf und somit Gäste immer ein Hotelzimmer buchen müssen. Von der Lage her habe ich mich dazu entschieden, in Nähe der Bocconi, also etwas im Süden von Mailand, zu wohnen.

Die Gegend ist durch die Nähe zur Uni zwar etwas teurer - Zimmerpreise (warm) variieren zwischen 500 und 700 Euro, Ein-Zimmer-Wohnungen starten (kalt) bei etwa 700 Euro - aber die kurzen Distanzen sind es meiner Meinung nach wert.

Vom Mietniveau her ähnlich, allerdings schöner und etwas italienischer, ist die Wohngegend in der Nähe von Porta Romana. – Lisa Hartmann

Die Mieten werden erst deutlich niedriger, wenn man außerhalb des Mailänder Stadtkerns wohnt. Mit außerhalb des Stadtkerns meine ich: außerhalb des dritten Umgehungsrings, der um Mailand herumführt. Mir wurde davon abgeraten, dort nach Wohnungen zu suchen, weil diese Gegenden nicht als sicher gelten.

Bei der Anreise mit dem Flugzeug kann ich euch den Flughafen Linate empfehlen. Insgesamt verfügt Mailand zwar über drei Flughäfen, wovon aber zwei, Malpensa und Bergamo, sehr weit außerhalb liegen.

Meine ersten organisatorischen Schritte in Mailand

Das Semester an der Bocconi startet in der zweiten Septemberwoche. Allerdings werden für alle Masterprogramme Vorkurse angeboten, die bereits in der letzten Augustwoche starten. Ich hatte mich dazu entschieden, bereits zu den Vorkursen nach Mailand zu fliegen und kann euch das nur ans Herz legen. Trotz der zeitfressenden Vorkurse ist in den beiden Wochen vor Semesterstart noch genügend Restzeit für Organisatorisches wie Handyvertrag, Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel und für Freizeitaktivitäten, für welche nach Semesterstart erheblich weniger Zeit ist.

Handyanbieter gibt es in Italien reichlich, wodurch Verträge und auch Prepaid-Angebote sehr günstig sind. Ich habe mich letztendlich für den Anbieter Wind und ein Prepaid-Angebot für Studenten entschieden (Zwölf Euro monatlich für Telefon, SMS und Internet). Empfehlen kann ich zudem die Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Diese kosten monatlich nur 22 Euro.

Über Bürokratiehürden der Bocconi

Wie ich zuvor schon beschrieben habe, wird der Großteil der Einschreibung noch von Deutschland aus erledigt. Jedoch muss man die online eingereichten Unterlagen vor Ort nochmals an der Bocconi vorzeigen. Hierfür bekommt man zu gegebenem Zeitpunkt eine E-Mail geschickt und kann sich daraufhin einen Termin beim Admission Office buchen, um dies zu erledigen. Wichtig für den Start in Mailand ist, sich im One-Stop Service Center den Codice Fiscale abzuholen. Dies ist eine italienische Steuernummer, die man beim Abschließen von jeglichen Verträgen angeben muss. Je eher man diese hat, desto eher können auch andere organisatorische Angelegenheiten geklärt werden.

Rund ums Geld: Zahlungsverkehr, Versicherung und Co. in Italien

Den Studentenausweis kann man hier auch als Kreditkarte nutzen. Dies ist vor allem dann sehr hilfreich, wenn man einen Internetvertrag oder Verträge mit Gas-, Strom- und Wasseranbietern abschließen muss. – Lisa Hartmann

Das hat mir das Leben oft erleichtert… Hier ist oftmals ein italienisches Bankkonto von Nöten. Weil ich in einer WG gewohnt habe und in der Wohnung dies alles schon zur Verfügung stand, nutze ich das italienische Konto gar nicht, sondern konnte meine Zahlungen komplett über mein deutsches Konto regeln – eben mithilfe meines Studentenausweises. Meine Miete zahlte ich mit Sepa-Überweisungen und Bargeld
hebe ich über die kostenlose VISA-Karte der DKB ab.

Bisher hat sich das für mich bewährt, und da ich keine oben genannten Verträge abschließen musste, ist dies wohl die einfachste Lösung. Auch versicherungstechnisch erfordert der Aufenthalt in Italien keinerlei administrativen Aufwand. Ich bin nach wie vor bei der deutschen Versicherung, bei der ich auch zuvor versichert war und habe noch obendrauf,
wie alle DAAD-Stipendiaten, die Zusatzversicherung des DAAD.

Neue Kontakte knüpfen… Über meine Freizeitgestaltung in Mailand

Auch vom sozialen Aspekt her kann ich die Vorkurse nur empfehlen. Hier hat man die Möglichkeit, bereits vor Studienstart Kontakte zu knüpfen und vor allem auch Studenten aus den anderen Masterstudiengängen kennenzulernen. Während des Semesters ist man in allen Kursen immer nur mit der gleichen Gruppe des speziellen Masterstudiengangs unterwegs. Meine engsten Freunde habe ich bereits in diesen beiden Wochen kennengelernt.

Daneben kann man durch von der Uni angebotene Freizeitaktivitäten sehr leicht in Kontakt zu anderen Studierenden kommen. Ich persönlich habe mich dafür entschieden, den Yogakurs zu besuchen und Pane Quotidiano beizutreten - das ist eine Organisation, die Essen für Bedürftige sammelt und dieses dann verteilt, ähnlich der in Deutschland bekannten Tafel. Hier habe ich mir einen guten Ausgleich zur Uni verschafft und konnte viel mit anderen Studierenden, die nicht in meinem Masterprogramm sind, unternehmen.

Daneben bietet Mailand eine Fülle an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Neben kulturellen Angeboten innerhalb der Stadt ist meiner Meinung nach die schönste Freizeitaktivität am Wochenende ein oder zwei Tage an die nahe gelegenen Seen (Comer See, Lago Maggiore,... ) zu fahren. Dorthin kommt man am besten mit dem Zug (dauert eine Stunde, einfache Fahrt kostet 4,50 Euro) und es ist immer eine gute Möglichkeit, dem Stadttrubel zu entkommen.

In Mailand selbst sollte man vor allem während der Fashion-Week an dem ein oder anderen Event teilnehmen: Es ist beeindruckend, wie sehr dieses Land und vor allem die Stadt Mode lieben und leben. – Lisa Hartmann

Typisch für Mailand ist zudem der Aperitivo. Dieser wird in fast allen Bars und Restaurants von 16 bis 20 Uhr angeboten und bezeichnet die Kombi aus einem Getränkt und Buffet. Mir persönlich gefällt diese Art auszugehen sehr gut, jedoch sollte man sich von Mailändern einige versteckte Bars zeigen lassen und nicht in die erstbeste Touri-Bar stolpern. Das Viertel Navigli sollte man in diesem Zusammenhang eher meiden, weil dieses sehr auf Touristen ausgelegt ist.

War da noch was?

Ein Hinweis, der hier zwar etwas aus der Reihe fällt, aber sehr nützlich sein kann: Schreibwaren (Blöcke, Ordner etc.) am besten aus Deutschland mitnehmen. Ich hab's nicht gemacht, in der Annahme, dass man das ja alles in Mailand kaufen kann. Riesige Schreibwarenabteilungen gibt es in Kaufhäusern und Supermärkten aber gar nicht und die Artikel, die neben dem Campus verkauft werden, sind um ein vielfaches teurer als in Deutschland.

Genauso verhält es sich mit vielen Drogerieartikeln. Generell gibt es kaum Drogerien und die Artikel in den Supermärkten sind sehr teuer, weshalb man sich am besten bei der Anreise aus Deutschland einen kleinen Vorrat mitbringt. Das Preisniveau von Lebensmitteln ist mit dem in Deutschland vergleichbar. Abschließend kann ich sagen, dass ich für mich persönlich mit der Bocconi und mit Mailand genau die richtige Wahl getroffen habe und ich möchte jeden ermutigen, diese tolle Erfahrung nicht zu verpassen.

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