Thailand: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Gemeinsame Wissenschafts- und Forschungsprojekte, Universitätskooperationen und kultureller Austausch, zum Beispiel über das Goethe-Institut, sind kennzeichnend für das besonders gute Verhältnis der beiden Nationen. Deutschland ist heute der wichtigste EU-Handelspartner Thailands.

Thailand gehört zu den Schwerpunktländern der bilateralen Bildungszusammenarbeit und ist heute für Deutschland ein wichtiger Partner in der Region Südostasien. Das Land gibt erhebliche Mittel für die Entwicklung und den Ausbau des Bildungswesens aus.

Der thailändische Sekundarschulabschluss, Mathayom VI, berechtigt in Deutschland zum Besuch eines Studienkollegs. Seit 2018 besteht die Möglichkeit, während der letzten Schuljahre an der „Studienbrücke“ teilzunehmen, um einen direkten Zugang an deutsche Partneruniversitäten zu erlangen.

Auf dem Land fehlt es an qualifizierten Lehrkräften, insbesondere die mangelhafte Ausbildung der Englischlehrinnen und - lehrer wird in der thailändischen Presse regelmäßig hervorgehoben. Dem steht eine wachsende Mittelklasse gegenüber, die großen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder legt. Die Zahl der internationalen Schulen in Thailand ist in der Folge kaum noch überschaubar, wobei „international“ in der Regel lediglich die englische Unterrichtssprache meint. Einige sogenante internationale Schulen verfügen über wenige oder keine englischen Muttersprachler und sind nicht in der Lage, anerkannte Abschlüsse anzubieten. Dem stehen etwa dreißig Schulen in den Ballungsräumen gegenüber, die mit englischsprachigem Personal das International Baccalaureat Diploma (IB) oder Cambridge A-Level anbieten. Diese Abschlüsse werden je nach Fächerwahl auch als direkte Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland anerkannt.

Die öffentlichen thailändischen Hochschulen sind weitgehend in finanzieller Selbstverwaltung und versuchen ihren Markt durch zusätzliche Zweigstellen zu erweitern, während zahlreiche private Hochschulen ebenfalls um eine sinkende Anzahl von Schulabgängerinnen und -abgängern werben. Insgesamt sind die Neueinschreibungen an thailändischen Universitäten seit 2011 um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung folgt stark sinkenden Geburtenraten in den 1990er Jahren, dabei ist es den Bildungsanbietern nicht gelungen, bei bestehender oder sogar wachsender Infrastruktur einen höheren Anteil der jungen Menschen zum Studium zu bewegen. In der Folge mussten einige private Universitäten bereits wegen mangelnder Nachfrage schließen. An der aktuellen Geburtenrate ist abzulesen, dass die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in den nächsten 15 Jahren nur noch leicht sinken wird und damit hoffentlich etwas Entspannung in den Bildungsmarkt bringt. Etwa 2,5 Millionen Studierende sind an rund 160 staatlich anerkannten Universitäten eingeschrieben, von denen etwa die Hälfte privat betrieben wird. Die Hochschulen vergeben jährlich etwa 130.000 certificates und diplomas nach einem beziehungsweise zwei Jahren. Mit 280.000 Abschlüssen ist der vierjährige Bachelor der wichtigste Universitätsabschluss. Die thailändischen Hochschulen vergeben jährlich nur 40.000 Masterabschlüsse und 3000 Promotionen (UIS: Tertiary Graduates by level of education 2020, Data: 2016).

In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass das Interesse an postgraduierter Bildung deutlich nachlässt. Während sich 2010 noch gut 12 Prozent der Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen für ein Masterstudium entschieden, lag die Quote 2017 unter sieben Prozent. Die Zahl der Neueinschreibungen für Master-Studiengänge ist in diesem Zeitraum um 60 Prozent gefallen.

Eine Aufweichung der Qualität in Forschung und Lehre wird durch verbindliche Qualitätsstandards im Hochschulbereich eingedämmt. Das thailändische Quality Assurance Framework reguliert die Zulassung von Studiengängen und schreibt beispielsweise eine Mindestzahl von promovierten Vollzeit-Lehrkräften vor, um einen Studiengang anbieten zu können.

Thailändische Bachelor-Abschlüsse werden von deutschen Universitäten in der Regel nach Prüfung der Programme anerkannt. Thailändische Masterabschlüsse werden in einigen Programmen ohne schriftliche Forschungsarbeit vergeben. In diesem Fall ist die Zulassung zur Promotion in Deutschland fraglich.

Gut ausgebildete Absolventinnen und Absolventen ziehen in der Regel eine Anstellung im privatwirtschaftlichen Sektor vor, da die Gehälter dort wesentlich attraktiver sind. Eine Anstellung an der Universität ist zwar mit hohem sozialem Prestige verbunden, jedoch reicht das Einkommen meist nicht aus, um in den großen Städten eine Familie zu ernähren. Viele Dozentinnen und Dozenten gehen daher Nebentätigkeiten nach, was im Zweifel zu Lasten von Forschung und Lehre geht. Die Präferenz für die Privatwirtschaft gilt auch im medizinischen, juristischen oder ingenieurwissenschaftlichen Bereich: Anstellungen in Privatinstituten beziehungsweise Unternehmen sind sehr viel lukrativer als an einer staatlichen Einrichtung.

Verfasser: Georg Verweyen, Leiter des DAAD-Informationszentrums Bangkok

Der DAAD ist in Thailand mit einem Informationszentrum in Bangkok vertreten. Neben einem Lektorat am Informationszentrum Bangkok bestehen weitere Lektorate an der Thammasat-Universität, der King Mongkuts University of Technology North Bangkok (KMUTNB) sowie in Chiang Mai.