Dominikanische Republik: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Die Dominikanische Republik ist ein karibischer Inselstaat und belegt etwa zwei Drittel der Fläche der Insel Hispaniola. Sie ist mit rund 10,6 Millionen Einwohnern ein für Zentralamerika und die Karibik verhältnismäßig großes Land, insbesondere im Vergleich zu seinen direkten Nachbarn Haiti, Puerto Rico und den kleinen Antillen.
Gemessen am Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Dominikanische Republik die drittgrößte Volkswirtschaft im karibisch-zentralamerikanischen Raum nach Panama und Costa Rica. Gleichzeitig ist das Land geprägt durch große Ungleichheiten und eine starke Migration. Einerseits leben mehr als 1,3 Millionen Dominikaner im Ausland, überwiegend in den United States of America (USA), andererseits gibt es eine starke Immigration, insbesondere ungelernter Arbeiter aus Haiti, die vornehmlich in der Landwirtschaft tätig sind. Die Zahl dieser Immigranten wird auf circa 800.000 geschätzt.

Die in den USA lebenden Dominikaner haben durch ihre regelmäßigen Geldüberweisungen an Familienangehörige in der Dominikanischen Republik (remesas) einen erheblichen Anteil am BIP des Landes (rund 10 Prozent).
Auch wenn die Landwirtschaft (unter anderem Zuckerrohr, Tabak, Bananen) weiterhin eine bedeutende Rolle spielt, sind Dienstleistungen mit 62 Prozent am BIP der größte Wirtschaftsfaktor des Landes. Ungefähr vier Millionen Touristen besuchen das Land jedes Jahr, die Deutschen bilden darunter die größte Gruppe. Deutschland ist für die Dominikanische Republik einer der wichtigsten europäischen Absatzmärkte für ökologische Produkte (Bananen, Kakao und Kaffee). Die Dominikanische Republik ist der größte Öko-Kakao-Produzent weltweit.
Nach dem Happy Planet Index gehört die Dominikanische Republik zu den Ländern des karibisch-zentral-amerikanischen Raums mit der geringsten Umweltverschmutzung. Dem steht ein relativ hoher Grad an Korruption entgegen (Platz 115 von 168).

Dennoch gibt es positive Signale: Der Human Development Index verbesserte sich in den letzten Jahren und insgesamt gilt das Land als stabile Demokratie mit einer positiven Entwicklung. Dies zeigt zum Beispiel das Ranking von Reporter ohne Grenzen: Laut dem letzten Ranking von 2017 steht das Land auf Platz 59 und hat sich damit in den letzten Jahren stetig verbessert. Es bewegt sich in Bezug auf die Pressefreiheit im oberen Drittel der 180 gerankten Länder. Zum Vergleich: Ungarn Platz 73 oder Griechenland Platz 74.

Die dominikanische Bildungslandschaft ist durch große Gegensätze geprägt. Obwohl die Verfassung vorsieht, dass mindestens vier Prozent des BIP für Bildung eingesetzt werden müssen, liegen die tatsächlichen Investitionen bei rund zwei Prozent. Im Land leben circa zehn Prozent Analphabeten – die Zahlen schwanken je nach Quelle (UNESCO, CIA-World Factbook).
Für die Bildungspolitik verantwortlich zeichnen zwei Ministerien: Während das Bildungsministerium (Ministerio de Educacion de la República Dominicana / MINERD) für die Schulbildung zuständig ist, bestimmt das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie (Ministerio de Educación Superior, Ciencia y Tecnología / MESCyT) die tertiäre Ausbildung.

Die Schulbildung in der Dominikanischen Republik ist dreistufig: Die Vorschule ist für Kinder von vier bis sechs Jahren, die ersten beiden Jahre sind freiwillig, für das letzte Vorschuljahr besteht Schulpflicht. Schüler zwischen sieben und 14 Jahren besuchen die Grundschule, die in zwei Zyklen geteilt ist, der erste ist für Schüler von sieben bis zehn Jahre, der zweite für die elf- bis vierzehnjährigen. Zum Ende der Grundschule müssen die Schüler ein staatliches Examen absolvieren, um in die Mittelschule zu gelangen. Die Mittelschule (educación media) ist für Schüler von 15 bis 18 Jahren. Sie ist ebenfalls in zwei Zyklen unterteilt. Während den ersten Zyklus (15 bis 16 Jahre) noch alle Schüler gemeinsam besuchen, ist der zweite Zyklus nach unterschiedlichen Zielsetzungen differenziert: Ein Zweig bereitet auf das Hochschulstudium vor, der zweite auf eine Berufsausbildung. Daneben gibt es einen dritten Zweig, an den sich im Rahmen der tertiären Ausbildung ein Kunststudium an-schließt.

Die tertiäre Ausbildung eröffnet zwei Möglichkeiten: einerseits die Berufsausbildung zum Técnico Superior, Profesional oder zum Tecnólogo, die an einem Technischen Berufsbildungsinstitut (Instituto Técnico Profesional) absolviert werden kann, und andererseits das Hochschulstudium. Zugang zum Hochschulstudium erhält, wer sowohl das Schulabschlussexamen (Examen de Estado) als auch die Zugangsprüfung (Prueba de Aptitud Académica) besteht. Das Undergraduate-Studium schließt man – je nach Fach – nach vier- oder fünfjährigem Studium mit dem Titel Licenciado, Arquitecto, Ingeniero oder Médico ab. Diese Abschlüsse ermöglichen die Aufnahme eines Masterstudiums, das zumeist zwei Jahre dauert. Der erfolgreiche Abschluss des Masterstudiums erlaubt den Zugang zu einem in der Regel fünfjährigen (strukturierten) Ph.D.-Studium. Je nach Hochschule ist das akademische Jahr in Semestern oder Trimestern organisiert.

Insgesamt gibt es in der Dominikanischen Republik über dreißig Universitäten, unter ihnen – je nach Zählart – zwei bis fünf öffentliche Hochschulen. Die wichtigste, größte und gleichzeitig die einzige staatliche Hochschule ist die Universidad Autónoma de Santo Domingo; sie hat rund 150.000 eingeschriebene Studierende und unterhält eine große Zahl regionaler Campus.
Die wichtigsten Hochschulen des Landes sind:

  • Universidad Autónoma de Santo Domingo (UASD, gegründet 1538)
  • Pontificia Universidad Católica Madre y Maestro (PUCMM 1962)
  • Universidad Nacional Pedro Henríquez Ureña (UNPHU 1967)
  • Universidad APEC (UNAPEC 1965)
  • Universidad Central del Este ( UCE 1970)
  • Instituto Tecnológico de Santo Domingo (INTEC 1973)
  • Universidad Iberoamericana (UNIBE 1982)

Die Qualität der universitären Ausbildung in der Dominikanischen Republik bleibt in vielen Bereichen hinter anderen lateinamerikanischen Ländern zurück. Die dominikanischen Universitäten sind überwiegend Lehreinrichtungen. Forschung findet kaum statt, und dementsprechend gibt es nur wenige Promotionsstudiengänge. Seit einigen Jahren ist jedoch eine Neuorientierung zu beobachten: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, wissenschaftliche Forschung zu implementieren, ist insbesondere bei den Akteuren der Wissenschaftspolitik deutlich gewachsen. Entsprechend werden insbesondere vom Ministerium für Wirtschaft, Planung und Entwicklung (MEPyD) und vom Hochschul- und Wissenschaftsministerium (MESCyT) mehr und mehr Mittel für Forschung bereitgestellt. Besonders vom MESCyT wird die Forschungsförderung prioritär behandelt. Mit den bereitgestellten Mitteln werden weitere Master- und Promotionsstudiengänge eingerichtet. Daneben richten die wichtigsten Universitäten verstärkt Forschungszentren und -institute ein. Jährlich wird darüber hinaus ein internationaler Forschungskongress ausgerichtet, zu dem hochrangige internationale Wissenschaftler, wiederholt auch Nobelpreisträger eingeladen werden.


Verfasser: Michael Eschweiler, Leiter des Informationszentrums für Mittelamerika, San José