Costa Rica: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Costa Rica misst Bildung einen hohen Stellenwert bei und investiert – gemessen nicht nur an den Nachbarländern – viel in diesen Bereich. Nach Angaben des costa-ricanischen Ministeriums für Öffentliche Bildung lag der Anteil der Bildungsausgaben am BIP 2018 (wie bereits im Vorjahr) bei rund 7,4 Prozent. Im lateinamerikanischen Vergleich haben nur Uruguay und Chile mehr Studierende pro 100.000 Einwohner.

Zwischen der Sekundarstufe und dem Hochschulstudium bietet das costa-ricanische Bildungssystem die Möglichkeit, in einem öffentlichen oder privaten 'Colegio Universitario' ein Kurzstudium von zwei bis drei Jahren durchzuführen. Absolventen der beiden öffentlichen 'Colegios Universitarios' haben nach ihrem Abschluss die Möglichkeit, ein Studium an einer der fünf öffentlichen Hochschulen aufzunehmen. An den staatlichen Universitäten kann nur studieren, wer nach Abschluss der Sekundarschule eine Aufnahmeprüfung ('Examen de admisión') bestanden hat. Einige private Hochschulen verlangen ebenfalls eine Aufnahmeprüfung vor der Zulassung zum Studium.

Das Studium in Costa Rica ist mehrstufig. Einen ersten akademischen Titel ('Bachillerato universitario') kann man in vierjährigen Studiengängen erwerben. Parallel zu diesen gibt es eigenständige fünfjährige Studiengänge, die in der Regel mit der 'Licenciatura' abschließen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, aufbauend auf den 'Bachillerato universitario' nach mindestens einem weiteren Studienjahr die 'Licenciatura' zu erwerben.

Im postgradualen Bereich bietet das Studiensystem in Costa Rica diverse Möglichkeiten der Weiterqualifizierung an. Zweijährige Studiengänge, die auf den ersten akademischen Abschluss aufbauen, schließen mit der 'Maestría' ab. Der höchste in Costa Rica zu erlangende Grad ist der 'Doctorado académico'. Zu dessen Erwerb bieten die staatlichen Universitäten strukturierte Promotionsprogramme an.

In den angewandten Wissenschaften werden neben den klassischen Studiengängen vielfach Spezialisierungsprogramme ('Especialidades profesionales') angeboten, die sich im Wesentlichen auf berufspraktische Aspekte konzentrieren und keinen vorgegebenen Zeitrahmen haben. Die Bewerber für solche Programme müssen in der Regel bereits über den 'Licenciatura'-Abschluss verfügen. Des Weiteren gibt es verschiedene Angebote im postgradualen Bereich, die zu einem Zertifikat oder einem Diplom führen. Diese sind von unterschiedlicher Dauer und Intensität und werden unter der Bezeichnung 'Postgrado' zusammengefasst.

Das Hochschulsystem in Costa Rica wird dominiert von den fünf öffentlichen Hochschulen, deren Rektoren den costa-ricanischen Rektorenrat (CONARE) bilden.
Diese fünf öffentlichen Universitäten sind:

  • Universidad de Costa Rica (UCR)
  • Instituto Tecnológico de Costa Rica (TEC)
  • Universidad Nacional de Costa Rica (UNA)
  • Universidad Estatal a Distancia (UNED)
  • Universidad Técnica Nacional de Costa Rica (UTN)

Die älteste und international renommierteste Universität von Costa Rica ist die UCR, die im Jahr 1940 gegründet wurde. Sie zählt zu den besten Universitäten Lateinamerikas. Ebenfalls einen nennenswerten Stellenwert im lateinamerikanischen Vergleich nehmen die UNA, die UNED und das TEC ein, die alle in den 1970er Jahren gegründet wurden. Die jüngste der fünf öffentlichen Universitäten, die UTN, entstand 2008 als Zusammenschluss von sechs 'Colegios universitarios' und ist seit 2014 im CONARE vertreten.

Neben diesen öffentlichen Einrichtungen existieren in Costa Rica 59 private Hochschulen von unterschiedlichem Niveau und mit zum Teil sehr hohen Studiengebühren. Unter diesen privaten Hochschulen sind fünf namhafte internationale Einrichtungen besonders hervorzuheben:

  • INCAE Business School
  • Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza (CATIE)
  • Universidad para la Paz (die aufgrund einer UNO-Resolution gegründet wurde)
  • Universidad EARTH
  • Instituto Centroamericano de Administración Pública (ICAP)

Das CATIE versteht sich als regionales Zentrum für Forschung und Hochschulausbildung in Forst- und Landwirtschaft sowie Nachbardisziplinen. Es hat Dependancen in Bolivien, Brasilien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Panama. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit Belize, Kolumbien, Paraguay und Venezuela.
Die Universidad para la Paz unterhält eine intensive Kooperation mit dem in Costa Rica angesiedelten Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Die privaten Universitäten Costa Ricas unterliegen der Kontrolle des Nationalen Rats für private Universitätsbildung (Consejo Nacional de Enseñanza Superior Universitaria Privada, CONESUP), der dem Bildungsministerium nachgeordnet ist und in dem auch die öffentlichen Hochschulen vertreten sind. Die privaten Hochschulen haben sich im Rektorenrat (Unidad de Rectores de las Universidades Privadas, UNIRE) organisiert, der jedoch über deutlich geringeren Einfluss verfügt als der CONARE.

Insgesamt waren 2018 216.700 Studierende an costa-ricanischen Hochschulen eingeschrieben. Trotz eines geringen bzw. stagnierenden Bevölkerungswachstums steigt die Zahl der Neueinschreibungen an costa-ricanischen Universitäten weiter. Im Durchschnitt hat jeder vierte Studierende einen akademischen Grad erreicht; das entspricht in etwa den Verhältnissen in Deutschland. Auffallend ist jedoch, dass an den staatlichen Hochschulen nur jeder siebte, an den privaten Hochschulen hingegen jeder dritte Studierende einen Abschluss erreicht. Die Ursachen sind noch nicht abschließend erforscht. In der Erhebung 'Estado de la Educación' des 'Programa Estado de la Nación' (PEN) vom August 2014 wird jedoch ein direkter Zusammenhang zwischen mangelnder Qualität der Bildungsangebote der privaten Hochschulen und der hohen Zahl an erreichten Abschlüssen vermutet.

Forschung wird in Costa Rica vornehmlich an den öffentlichen Universitäten betrieben. Insgesamt gibt es 130 Forschungsinstitute, an denen im Jahr 2014 insgesamt 2.405 Forschungsprojekte angesiedelt waren.
Die Universidad de Costa Rica (UCR) ist die in der Forschung bei Weitem aktivste Einrichtung. Rund 43 Prozent aller Forschungsprojekte werden an ihr durchgeführt; 51 Prozent der im Land aktiven Forscherinnen und Forscher sind bei ihr angestellt. Schwerpunktfelder der Forschung sind Land- und Forstwirtschaft, Sozialwissenschaften und Physik; sie machen um die 34 Prozent aller Forschungsprojekte aus.

Darüber hinaus wurde 1999 das Centro Nacional de Alta Tecnología (CeNAT) gegründet. Es handelt sich um eine Forschungseinrichtung, die von den Vizerektoraten für Forschung der öffentlichen Hochschulen koordiniert wird und damit direkt dem CONARE nachgeordnet ist. Hier werden Forschungen durchgeführt, die Costa Rica mit den notwendigen Technologien für eine konkurrenzfähige Entwicklung der verschiedenen Sektoren der Gesellschaft ausstatten sollen. Besondere Schwerpunkte sind Umweltmanagement, Materialforschung und Biotechnologie. Außerdem verfügt das CeNAT über ein Rechenzentrum, zu dem auch Forscher anderer Einrichtungen Zugang haben.

Unter den 59 privaten Universitäten verfügen lediglich die Universidad de Ciencias Médicas, das Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza (CATIE) und die Universidad EARTH über eigene Forschungsprojekte. Außerhalb des Hochschulbereichs gibt es kaum nennenswertes Engagement in der Forschung; erwähnenswert ist hier lediglich das Instituto Costarricense de Electricidad, das insbesondere mit der UCR kooperiert.

Die Bedeutung der Qualitätssicherung in den Hochschulen erkannte Costa Rica schon in den 1980er Jahren. In der Folge wurde 1999 die nationale Akkreditierungsagentur (Sistema Nacional de Acreditación de la Educación Superior, SINAES) gegründet, die Studiengänge sowohl staatlicher als auch privater costa-ricanischer Hochschulen akkreditiert und damit einen guten Referenzpunkt darstellt (www.sinaes.ac.cr).

Verfasser: Michael Eschweiler, DAAD-Informationszentrum San José

Der DAAD ist in Costa Rica mit einem Informationszentrum in San José und einem Lektorat an der Universidad de Costa Rica vertreten.