Sudan: Bildung und Wissenschaft

Studierende am Rednerpult ihrer Dozentin.

Erfahren Sie mehr über die Hochschulen und das Bildungssystem.

Hochschulen

Wie in allen Ländern der Region steigt die Nachfrage nach höherer Bildung drastisch und Hochschulen kämpfen damit, die wachsende Zahl von Schulabsolventen zu absorbieren. Die Anzahl der Hochschulen ist auf über 50 gestiegen, davon 35 staatliche und 17 private Hochschulen. Kleine, private Hochschulen werden zunehmend gegründet, 2017 existierten nach Auskunft des Hochschulministeriums 70 private Colleges. Waren 1990 erst 60.000 Studierende an fünf sudanesischen Hochschulen eingeschrieben, waren es 2006 bereits 420.000 und 2014 632.000. Doch noch immer studieren diejenigen Sudanesen, die es sich leisten können im Ausland.

Die relevantesten staatlichen Hochschulen des Landes sind die University of Khartoum, die Sudan University of Science and Technology, die Gezira University und die Alzaiem Alazhari University. Die University of Khartoum ist die älteste Universität des Landes. Als Gordon Memorial College bereits 1902 gegründet, wurde sie 1956 nach der Unabhängigkeit des Landes als University of Khartoum neu benannt. Aktuell studieren hier ca. 25.000 Personen.

Die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung wird durch den Abschluss der Sekundarschule erworben. Doch schon in der Fächerwahl im Rahmen der Sekundarschule werden die Weichen für ein mögliches Hochschulstudium gelegt: Nur Schüler, die dort in den letzten beiden Jahren naturwissenschaftliche Fächer gewählt haben, können sich dann auch für entsprechende Studiengänge (inkl. Medizin) bewerben.

Das aktuell größte Problem des sudanesischen Hochschulwesens ist der quantitative wie auch qualitative Lehrkräftemangel. Bedingt durch die völlig unzureichende Vergütung von Akademikern wandern diese zu Tausenden ins Ausland ab (v.a. nach Saudi-Arabien, in die Golfstaaten oder auch nach Libyen), wo sie ein Mehrfaches des sudanesischen Gehalts bekommen. Dieser „brain drain“ ist nicht nur auf der Professoren- sondern bereits auf der Dozentenebene ein akutes Problem – und trägt u.a. dazu bei, dass die Bewerberzahlen auch für DAAD-Stipendienprogramme (wie das PhD-Programm) stagnieren, bzw. zurückgehen. Zudem haben zwei von drei Dozenten nicht promoviert.

Studiengebühren und -system

Studiengebühren gibt es an allen Hochschulen. Waren sie bis 2016 noch sehr variabel und hingen u.a. von den finanziellen Verhältnissen der Familien ab, sind sie nun an allen Hochschulen des Landes einheitlich. So betragen sie aktuell 1.750 SDG (ca. 100 EUR) pro Jahr im Undergraduate-Bereich. Gebühren in bspw. Medizin können auch an einer staatlichen Universität leicht doppelt so hoch ausfallen. Private Hochschulen haben durchschnittlich deutlich höhere Gebühren, die in Extremfällen in – für Sudanesen – astronomische Höhen von 15.000 USD pro Jahr steigen.

Bachelorstudiengänge dauern üblicherweise vier Jahre (fünf für den „honors“-Abschluss), „professional degrees“ fünf bis sechs Jahre. Ein Masterabschluss setzt in der Regel zwei bis drei zusätzliche Studienjahre voraus, ein Ph.D weitere drei.

Berufsbildende Programme existieren ebenfalls, sie können nach zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden und in manchen Fächern können Studierende ein Postgraduiertendiplom nach ein bis zwei Jahren erlangen. Allgemein gibt es wenig Standardisierung im sudanesischen Hochschulwesen und auch die Notensysteme sind an den verschiedenen Institutionen sehr unterschiedlich.