Universität Oldenburg: Kontaktstudium - Anerkennung und pädagogische Kompetenz in der Migrationsgesellschaft

Menschen bei Abschlussfeier

Das Kontaktstudium richtet sich an geflüchtete Akademiker*innen, die über einen Studienabschluss mit möglichst pädagogischem Bezug aus ihrem Herkunftsland verfügen. Es wird in zwei Durchgängen mit jeweils rund zehn Montaen Laufzeit durchgeführt und parallel an zwei Standorten (Bremen und Hannover) durch die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg in Zusammenarbeit mit den lokalen Kooperationspartnern effect eGmbH Bremen und kargah e.V. Hannover angeboten. Ziel der Maßnahmen ist es, die formalen, non-formalen und informellen Qualifikationen der Geflüchteten bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und Wege in pädagogische Berufsfelder zu eröffnen.

Projektstart Beginn des Kontaktstudiums: September 2020
Fachbereiche Bildungs- und Sozialwissenschaften; Erziehungswissenschaften
Berufsfelder Einrichtungen für Bildung, Erziehung und Soziale Arbeit
Vergebener Abschluss/ Zertifikat Hochschulzertifikat/ Teilnahmezertifikat, bei dem 60 ECTS erworben werden können. Zusätzlich zum universitären Abschluss der Weiterbildung wird bei erfolgreich bestandener Prüfung eine Deutsch-Bescheinigung auf Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen ausgestellt.
Teilnahmevoraussetzung Eigene Fluchtgeschichte; Akademischer Abschlss im Herkunftsland (möglichst im pädagogischen Bezug)
Akademische Kooperationspartner effect gGmbH Bremen, kargah e.V. Hannover
Arbeitsmarktrelevante Netzwerkpartner Universitäre und außeruniversitäre Projekt- und Beratungsstellen, wie: Projekt "Kurswechsel" der Uni OL; Uni Vechta, International Office; HAWK Hildesheim, Kindheitspädagogik; effect eGmbH Bremen; kargha e.V. Hannover; Flüchtlings- und Migrationsberatungsstellen sowie Jobcenter und Arbeitsagenturen in Bremen und Niedersachsen.

 

Angebote/Maßnahmen

  • Konzeption, Fortentwicklung und Durchführung des Kontaktstudiums: Es werden an den Standorten Hannover, Bremen (und im Rahmen eines aus EU-Mitteln erweiterten Projekts auch in Frankfurt am Main) jeweils zwei Durchgänge des 10-monatigen Kontaktstudiums "Pädagogische Kompetenz in der Migrationsgesellschaft" angeboten. Es umfasst je 2 Semester mit einem Gesamtumfang von rund 500 Unterrichtsstunden plus ein Praktikum von mind. 200 Stunden in einer relevanten Institution der Pädagogik/Sozialen Arbeit.
  • Fachliche und überfachliche Qualifikation der Zielgruppe: Im Rahmen des Kontaktstudiums werden in Form von Seminaren, Workshops, Exkursionen und Praktikumsanteilen fachliche und überfachliche Inhalte in acht Modulen angeboten.
  • Sprachliche und fachsprachliche Qualifikation der Zielgruppe.
  • Druchführung von Prüfungs- und Abschlussveranstaltungen
  • Konzipierung und Erprobung von E-Learning-Einheiten
  • Unterstützung- und Beratung der Teilnehmenden bei der Anerkennung vorhandener Studienabschlüsse
  • Beratung bei der Berufswegeplanung sowie Bewerbungstrainings und Unterstützung bei Bewerbungen für Praktika und Arbeitsstellen sowie für weiterführende Ausbildungen oder Studium
  • Intensivierung und Ausbau der Netzwerkarbeit.

Digitale Elemente

  • Einige der Seminare und Workshops im Rahmen des Kontaktstudiums finden online statt.
  • Einsatz von lernunterstützenden E-Learning-Einheiten und E-Tutorials zu fachbezogenen Modulen der Weiterbildung und überfachlich zum wissenschaftlichen Arbeiten.
  • Entwicklung und Pflege einer digitalen Lernplattform, auf der alle im Projekt entwickelten und evaluierten Lerneinheiten eingestellt sind und von den Kontaktstudenten zeit- und ortsunabhängig abgerufen werden können.

Praxisphasen

Pro Weiterbildungsdurchgang findet ein Praktikum in einer pädagogischen Einrichtung um Umfang von mind. 200 Stunden (ca. 9-10 Wochen) statt. Zudem werden Veranstaltungen und Exkursionen zur Vorstellung von relevanten Praxiseinrichtungen durchgeführt.

Innovativ und besonders

Eine Besonderheit des Oldenburger Projekts liegt in seinem Anspruch zur Nachhaltigkeit. Nach wie vor scheint es in Deutschland immer noch ungewöhnlich zu sein, dass sich Fachdisziplinen an Hochschulen in der Verantwortung sehen, Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote für Migrantinnen und Migranten, insbsondere Geflüchtete, zu entwickeln und durchzuführen. 

Angesichts einer recht hohen Zahl von Geflüchteten, die auf eine akademische Bildungsbiografie, die sie in ihren Herkunftsländern begonnen haben, zurückblicken und in den jeweiligen Aufnahmeländern nach geeigneten beruflichen Angeboten suchen, ist dies aber eine wichtige Zukunftsaufgabe für die Hochschule. Der nachhaltige Charakter des Oldenburger Projekts beruht vor allem auf einem zweistufigen Modell: nach dem Kontaktstudium besteht die Möglichkeit des direkten Übergangs in den Beruf oder - durch entsprechende Anerkennung von 60 KP - die Aufnahme eines verkürzten BA-Studiengangs "Pädagogisches Handeln in der Migrationsgesellschaft" (PHM).

Zudem zielt das Angebot auf einer stärkere migrationsgesellschaftliche Öffnung der Hochschule, mit der spezifische Möglichkeitsräume eröffnet werden sollen, in denen Fragen von Anerkennungs- und Nichtanerkennungserfahrungen thematisiert und erörtert werden. Schließlich wird die Frage von formaler und non-formaler Anerkennung durch den wertschätzenden ressourcenorientierten Ansatz des Projektes für die Teilnehmendenunmittelbar erfahrbar.