Hintergrundinformationen zu den NRW-Flüchtlingsprogrammen

Studierende gehen spazieren

Integration – Innovation – Internationalisierung: Die „NRWege“-Programme ebnen nicht nur geflüchteten Studierenden neue Wege ins Studium und Berufsleben, sie unterstützen auch die nordrhein-westfälischen Hochschulen bei der Entwicklung nachhaltiger Internationalisierungskonzepte und bringen so weltoffene Strukturen in Wissenschaft und Gesellschaft voran.

NRWege ins Studium

Als bevölkerungsreichstes Bundesland in Deutschland hat Nordrhein-Westfalen (NRW) seit 2015 die meisten Geflüchteten aufgenommen. Trotz der großen Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, sind viele von ihnen hoch motiviert ihren Bildungsweg auch nach ihrer Ankunft in NRW weiterzuverfolgen. Die Hochschulen haben dieses enorme Potential schnell erkannt und ein großes Engagement bei der Integration der Vielzahl an studierwilligen und -fähigen Geflüchteten an den Tag gelegt. Um die nordrhein-westfälischen Hochschulen bei diesen Bemühungen optimal zu unterstützen, finanziert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) seit 2017 das DAAD-Programm "NRWege ins Studium". Innerhalb der ersten Programmphase bis 2019 standen dabei vor allem studienvorbereitende und -begleitende Sprach- und Fachkurse im Fokus. Zur Sicherung des Studienerfolgs wurden die Hochschulen darüber hinaus aber auch beim Auf- und Ausbau umfangreicher Beratung- und Betreuungsstrukturen unterstützt.

Drei Personen sitzen auf einer Wiese

Mit der neuen Ausschreibungsrunde ab Jahresbeginn 2020 wurden diese Maßnahmen weitergeführt und ausgeweitet. Der Spracherwerb als zentraler Erfolgsfaktor der (universitären) Integration bildet weiterhin einen elementaren Programmbaustein. Darüber hinaus wurde das Kurs- und Beratungsangebot an vielen Hochschulen erweitert und um bedarfsorientierte Angebote – von der Schreibberatung bis hin zu arbeitsmarktqualifizierenden Maßnahmen – ergänzt. Außerdem wurden die Kurse auch für die Teilnahme internationaler Studierender geöffnet, die sich im universitären Alltag ähnlichen Herausforderungen wie Studierende mit Fluchthintergrund gegenübersehen. Wichtigste Neuerung zur Sicherstellung des Studienerfolgs Geflüchteter: An vielen Hochschulen können sich Studierende mit Fluchthintergrund nun für ein Stipendium bewerben.

Der DAAD flankiert die Vernetzung und die engagierte Arbeit der Koordinatorinnen und Koordinatoren durch regelmäßige Veranstaltungen und Informationsarbeit. Beispielsweise werden im Rahmen von Netzwerktreffen und Fachtagungen verschiedene Handlungsfelder aufgezeigt, Best-Practice Beispiele vorgestellt und hochschulübergreifende Strategien erarbeitet und diskutiert. Im intensiven Austausch können die Koordinatoren und Koordinatorinnen von den Erfahrungswerten der anderen Hochschulen profitieren und ihre Netzwerke erweitern.

Mit einer Förderung von insgesamt 50 Millionen Euro unterstützt das Land NRW die umfangreichen Maßnahmenpakete der 30 am Programm teilnehmenden Hochschulen und trägt somit maßgeblich zur Internationalisierung der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft bei. Die bisherigen Zahlen sprechen diesen gemeinsamen Bemühungen schon jetzt einen großen Erfolg aus: Bis zu 10.000 studieninteressierte Geflüchtete werden jährlich von den eigens hierfür geschaffenen Beratungsstellen über allen Themen rund ums Studium informiert. Über 8.500 Personen (Stand 06/2022) nahmen seit Programmbeginn an den angebotenen Sprach- und Fachkursen teil. Damit konnte der Grundstein für eine erfolgreiche Studienqualifikation gelegt werden und die Erfahrungen der Hochschulen zeigen, dass vielen Kursteilnehmenden bereits der Sprung an die Universität geglückt ist. Die Öffnung der Kurse und Maßnahmen auch für internationale Studierende unterstützt den begonnenen Internationalisierungsprozess der Hochschulen und führt zu einer diversen und kulturell vielfältigen Studierendenschaft: In den im Jahr 2021 stattfindenden Kursen waren Teilnehmende aus insgesamt 44 verschiedenen Herkunftsländern vertreten.

NRWege-Leuchttürme

Fünf Studierende sitzen auf einer Wiese und unterhalten sich

Die innerhalb des „NRWege“-Programms geschaffenen Maßnahmen leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zu den Integrations- und Internationalisierungsbestrebungen der teilnehmenden nordrhein-westfälischen Hochschulen, sie haben auch einen regelrechten Innovationsschub ausgelöst: Die gesammelten Erfahrungen und aufgebauten Strukturen wurden kontinuierlich weitergedacht und es entstanden innovative Konzepte und Projekt, die seit Beginn 2020 im Rahmen des Programms „NRWege Leuchttürme“ gefördert werden. Insgesamt wurden zwölf zukunftsweisende Vorhaben an elf Hochschulen in ganz NRW als „Leuchtturmprojekte“ ausgewählt. Bis Ende 2022 werden sie mit jährlich bis zu 250.000 Euro unterstützt. Als wichtige Handlungsfelder wurden dabei vor allem die Sicherung des Studienerfolgs internationaler Studierender im Allgemeinen, sowie die (Nach-)Qualifizierung geflüchteter Studierender für den deutschen Arbeitsmarkt identifiziert. Der Einsatz digitaler Elemente ist dabei in allen Konzepten berücksichtigt.

Aktuellen Programmauswertungen zur Folge (Stand 06/2022) liegt der Anteil von Geflüchteten mit erstem Studienabschluss bei den NRWege-Kursteilnehmenden bei 52% und nimmt weiter kontinuierlich zu. Um dieses Potential nicht ungenutzt zu lassen, engagiert sich insgesamt die Hälfte der ausgewählten Projekte für die akademische Nachqualifizierung Geflüchteter und deren nachhaltige Arbeitsmarktintegration. Der Fokus liegt dabei verstärkt auf der (Weiter-)Bildung geflüchteter Lehrender aber auch Absolventen und Absolventinnen aus dem Ingenieurswesen werden gezielt angesprochen und fit für den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt gemacht.

Neben der Anerkennung und Anwendung internationaler Abschlüsse und Qualifikationen begegnen internationale Studierende einer Vielzahl an Herausforderungen im deutschen Hochschulsystem, die leider nicht selten zu vorzeitigen Studienabbrüchen führen. Um Unsicherheiten zu bekämpfen und Stärken bewusst zu fördern, haben sechs der Leuchtturmprojekte umfangreiche Betreuungs-/und Beratungsstrukturen erarbeitet. Hierbei werden mit unterschiedlichen Ansätzen und Zielrichtungen internationale Studierende innerhalb der Projekte zum Teil bereits von der Schulzeit bis hin zum Übergang in den Arbeitsmarkt individuell unterstützt und so zu einem erfolgreichen Studienabschluss geführt.

Vom Schulabschluss bis zum Traumberuf: Das Zusammenspiel von NRWege ins Studium mit den NRWege-Leuchttürmen ermöglicht eine umfassende Begleitung studierwilliger Geflüchteter und internationaler Studierender auf ihrem persönlichen Lebensweg. Die stetige Weiterentwicklung der Programme ist dabei von großer Bedeutung für den anhaltenden Erfolg, da sich die Zielgruppe und damit die jeweiligen Bedürfnisse ebenfalls stetig weiterentwickeln. Stand zu Beginn der Programme hauptsächlich der Spracherwerb und die Studienqualifikation in Vordergrund, verschob sich der Fokus mit den neu einsetzenden Programmen im Jahr 2020 weiter in Richtung Studienbetreuung und Arbeitsmarkteinstieg, wobei die Öffnung für internationale Studierende auf die Universalität und die Nachhaltigkeit der Projekte abzielt. Eine begleitende Unterstützung und Evaluation der Programme durch den DAAD ist daher von großer Bedeutung, um auch in Zukunft schnell auf sich verändernde Bedarfe reagieren zu können. 

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