Internationale Studierende: Unterstützung auf dem Weg zum Erfolg

Immer mehr internationale Studierende an deutschen Hochschulen möchten nach dem Abschluss in Deutschland arbeiten, wo akademische Fachkräfte in vielen Bereichen dringend gebraucht werden. Trotzdem ist der Berufseinstieg für internationale Studierende oft nicht leicht. Ein neues DAAD-Programm unterstützt deshalb seit April 2024 deutsche Hochschulen dabei, internationale Studierende besser auf den deutschen Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Das Programm FIT – Förderung internationaler Talente zur Integration in Studium und Arbeitsmarkt wird im Rahmen der „Campus-Initiative Internationale Fachkräfte“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert. Die 89 geförderten Projekte zielen auf umfassende Unterstützung während des gesamten „Student Life Cycle“ – von der Studienvorbereitung über soziale und fachliche Integration im Studium bis zum Berufseinstieg. Wir stellen drei Beispiele vor.

„Vom Deutschkurs bis zu Business-Etikette“
Martin Gleißner ist Projektkoordinator beim Hochschulservice Internationales der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS).
„Internationale Studierende, die gut gerüstet ins Studium in Deutschland starten, erreichen mit hoher Wahrscheinlichkeit einen erfolgreichen Abschluss. In Indien bereitet seit Jahren ein Kooperationspartner indische Studieninteressierte auf ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der THWS vor. Dieses Konzept möchte die THWS mit der Förderung durch FIT auf Mexiko und Kolumbien und in einem weiteren Schritt auf Malaysia und Vietnam ausweiten. Dabei arbeiten wir mit Unternehmen aus unserer Region zusammen, die in diesen Ländern aktiv sind und sich erhoffen, dass die Teilnehmenden nach ihrem Abschluss in der Region Würzburg bleiben. Insgesamt hat FIT uns ermöglicht, viele unterschiedliche Angebote für internationale Studierende in allen Studienphasen zu bündeln, vom Deutschkurs bis zum Seminar über Business-Etikette. Eine wichtige Rolle spielen Peer-to-Peer-Aktivitäten – so sind die neu eingeführten Tutorials zu Themen wie Wohnungssuche, Wahlfächern, Praktika oder Prüfungsvorbereitung sehr beliebt. Mit ihren Fragen wenden sich internationale Studierende oft lieber an Gleichaltrige, vielleicht auch, weil in vielen Herkunftsländern striktere Hierarchien herrschen. Buddys helfen bei Alltagsproblemen mit der Bank oder dem Handyvertrag. Je besser alle Angebote für internationale Studierende miteinander vernetzt sind, desto nachhaltiger und erfolgreicher sind sie.“

„Besser auf individuelle Bedürfnisse internationaler Studierender eingehen“
Sabrina Alexandra Schwach ist an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen für studiengangsübergreifende qualifizierende Angebote für Studierende zuständig.
„Die Unterstützung durch FIT macht es uns möglich, besser auf die individuellen Bedürfnisse unserer internationalen Studierenden einzugehen. Unter anderem haben wir unser Angebot im Rahmen des Programms ‚Studienstart plus‘ erweitert, das Unterstützung in der kritischen Studieneingangsphase bietet. Bei diesem BAföG-förderfähigen Programm werden die Inhalte des ersten Studienjahrs auf drei bis vier Semester gestreckt. Weil die Teilnehmenden weniger Module belegen, haben sie mehr Zeit für andere Angebote, aus denen sie entsprechend ihres persönlichen Bedarfs auswählen. Das Spektrum reicht von Studienorientierung über fachliche Unterstützung und Sprachkurse bis zu psychosozialen Angeboten; die Basis dafür ist eine ganzheitliche Perspektive auf die Studierenden.
Für internationale Studierende ist das Programm sehr attraktiv, weil es den hohen Druck verringert, unter dem sie stehen. Viele brauchen Zeit, bis ihnen die akademische Fachsprache wirklich geläufig ist, auch wenn sie schon ein C1-Deutschzertifikat haben. Dank FIT können wir unser Deutschangebot für diese Zielgruppe ausbauen. Um den Übergang in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, gibt es für internationale Studierende Workshops, in denen sie berufsrelevante interkulturelle Kompetenzen erwerben und auch schon Kontakte zu Unternehmen knüpfen können. Gerade Frauen fehlt es trotz Studienerfolgs leider oft an Selbstvertrauen. Deshalb bieten wir auch Empowerment-Workshops an, um weibliche internationale Studierende vor dem Berufseinstieg zu stärken.“

„Einfacher und direkter Austausch zu praktischen Fragen“
Michaela Hoppe ist stellvertretende Leiterin des Career Centers der Technischen Universität Hamburg (TUHH).
„Das Interesse internationaler Studierender an den Angeboten des Career Centers war schon immer überproportional groß. Darum ist es toll, dass wir diese Gruppe jetzt dank des FIT-Programms noch gezielter unterstützen können. Praxisorientierung ist für internationale Studieninteressierte schon bei der Hochschulwahl ein wichtiges Kriterium. Wir haben viele bewährte Angebote zur Beratung und Begleitung erweitert, von Berufsorientierung über Bewerbungstrainings bis zur Vermittlung erster Praxiserfahrungen.
Seit Sommer 2024 haben davon 370 internationale Studierende profitiert, mehr als 40 Prozent davon Frauen. Die FIT-Förderung hat aber auch neue Ansätze ermöglicht: So konnte das Praxisprogramm ,Fishing for Experience‘, bei dem Studierende im Team reale Aufgabenstellungen von Unternehmen bearbeiten, als Zertifikat mit ECTS-Punkten verankert werden. Das kommt besonders internationalen Studierenden entgegen, von denen viele sehr enge Zeitpläne haben, weil sie neben dem Studium Deutsch lernen oder arbeiten müssen.
Darüber hinaus bringen wir unsere internationalen Studierenden jetzt stärker mit Alumni in Kontakt, die bereits in Deutschland arbeiten. Auch unsere Wirtschaftspartner nehmen wir genauer in den Blick: Besonders weltoffene Unternehmen werden wir nicht nur für die Studierenden besser sichtbar machen, sondern auch gezielt mit Unternehmen vernetzen, die weniger Erfahrung mit internationalen Beschäftigten haben. Der einfache und direkte Austausch zu praktischen Fragen, etwa rund um Visa und Dokumente, kann viele Vorbehalte abbauen.“
Miriam Hoffmeyer (25. Februar 2025)