In der Bay Area: Brückenschlag für Innovation und Austausch

Gruppenbild vor der Golden Gate Bridge: Die Hochschulpolitische Informationsreise hatte das Herz der kalifornischen Innovationskultur zum Ziel.

Die jüngste Hochschulpolitische Informationsreise der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) führte die Delegation deutscher Universitätsleitungen in die San Francisco Bay Area. Dort ist das Potenzial für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit besonders groß.

Die San Francisco Bay Area und ihre Umgebung haben eine starke Anziehungskraft. Professorin Verena Blechinger-Talcott, Erste Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, macht das unter anderem an zwei Themenfeldern fest: „Kalifornien ist führend in Entwicklungen zur Künstlichen Intelligenz, aber auch die Hochschullandschaft ist außergewöhnlich und steht für Pluralität und Diversität.“ Damit spricht Blechinger-Talcott Schwerpunkte der diesjährigen Hochschulpolitischen Informationsreise für Universitätsleitungen der Internationalen DAAD-Akademie (iDA) an, die im März unter der Leitung von DAAD-Generalsekretär Dr. Kai Sicks in die Greater San Francisco Bay Area führte. „Was die Bay Area auszeichnet, ist eine ungeheure Transformationslust verbunden mit der Entschlossenheit, Herausforderungen positiv anzugehen“, so der DAAD-Generalsekretär. In der kalifornischen Metropole ist der DAAD nicht nur mit einem Informationspunkt vertreten, sondern leitet auch das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) San Francisco. „Mit Blick auf Innovation und Entrepreneurship ist die Bay Area weltweit die erfolgreichste Region“, hebt Dr. Zahar Barth-Manzoori, Direktorin des DWIH, hervor.

Die Region hat aber noch mehr zu bieten – das verdeutlichte die Reise an fünf Standorten: San Francisco, Stanford, Santa Cruz, Davis und Berkeley. So wurde etwa bei der Hoover Institution auf dem Campus der Stanford University mit Fellows des Thinktanks über Fragen der Forschungssicherheit diskutiert. Christian Strowa, Leiter des Bereichs „Wissen und Netzwerk“ im DAAD, stellte dort auch die kürzlich veröffentlichten Handlungsempfehlungen des DAAD für die akademische Zusammenarbeit mit China vor, die angesichts der politischen Weltlage auf amerikanischer Seite mit großem Interesse aufgenommen wurden. Auch grundlegende Fragen der Internationalisierung von Studium und Forschung wurden beim Besuch der Hochschulen behandelt. Zahar Barth-Manzoori unterstreicht: „Die von uns besuchten Universitäten stehen im Zentrum der kalifornischen Innovationskultur. Ohne sie wäre die Region bei Weitem nicht so erfolgreich.“

An der Berkeley University besuchte die Delegation unter anderem das Innovationszentrum Bakar BioEnginuity Hub.

Dem DAAD ist es mit der Organisation der Hochschulpolitischen Informationsreise für Universitätsleitungen gelungen, neue Einblicke zu ermöglichen und bestehende Verbindungen zu stärken. Für Verena Blechinger-Talcott ist unter anderem die Partnerschaft für den Studierendenaustausch zwischen der Freien Universität Berlin und dem Dachverband University of California System relevant: „Mit der UC Berkeley sind wir zum Beispiel bereits seit Längerem eng verbunden, aber durch die Reise konnte ich auch weitere Universitäten aus dem UC-System besser kennenlernen.“ Der Umgang mit Vielfalt und Inklusion der Hochschulen im multikulturellen Kalifornien interessierte die auch für Diversität zuständige Vizepräsidentin der Freien Universität besonders. An der San Francisco State University war den Themen Diversität, Internationalisierung und dem gesellschaftlichen Engagement von Hochschulen eine eigene Diskussionsrunde gewidmet. 

„Diese Querschnittsthemen nehmen auch im amerikanischen Hochschulsektor eine strukturbildende Rolle ein“, stellt DAAD-Generalsekretär Kai Sicks fest, „und sie entwickeln sich schnell weiter. Diversität wird gerade an den Hochschulen verstanden als das Ermöglichen von Zugehörigkeit und das Übertragen der dafür notwendigen Rahmenbedingungen in die Gesellschaft. Und auch im Bereich der Nachhaltigkeit ist es den Hochschulen ein wichtiges Anliegen, im Sinne des Community Outreach Verantwortung zu übernehmen, auch für den außeruniversitären Bereich. Dadurch bieten sich für die deutschen Hochschulen zusätzlich zu den fachlichen Anknüpfungspunkten zahlreiche übergreifende Themen, bei denen Allianzen geformt und die transatlantischen Wissenschaftsbeziehungen weiter gefestigt werden können.“

Die „Vielfalt und sehr gute Planung des Programms“ der Hochschulpolitischen Informationsreise hebt Verena Blechinger-Talcott ebenfalls ausdrücklich hervor – ein Aspekt, den auch Professorin Angela Ittel, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig und Vizepräsidentin der Hochschulrektorenkonferenz für Internationales, Gleichstellung und Diversität, betont. Wissenschaftliche Vielfalt und wie sie gewinnbringend genutzt werden kann, wird für Ittel in Kalifornien beeindruckend vorgelebt. „Ich finde es sehr inspirierend, wie in der Bay Area Fachleute unterschiedlichster Disziplinen zusammenarbeiten.“ Das wurde während der Reise etwa durch den Bereich „Human-Centered Artificial Intelligence“ der Stanford University deutlich, in dem sich mehrere Zentren zahlreichen KI-Zukunftsfragen widmen, insbesondere unter rechtswissenschaftlichen Gesichtspunkten.

Interdisziplinarität und weitreichende Zusammenarbeit sieht Angela Ittel gleich mehrfach als entscheidend an, mit Blick auf die Weiterentwicklung der niedersächsischen Hochschullandschaft wie bei der Kooperation führender Technischer Universitäten in der Allianz TU9. „Die Hochschulpolitische Informationsreise war sehr anregend und sie ist für die TU Braunschweig vor allem ein Startpunkt: Wir werden die geknüpften Kontakte gezielt für weiteren Austausch auf allen Ebenen und über viele Fachdisziplinen hinweg nutzen.“ 

„Sehr gute Anknüpfungspunkte“

Eine Zusammenarbeit mit der UC Berkeley, unter anderem im Bereich Physik, unterhält schon seit Längerem die Universität Bonn. Dennoch war es ihrem Rektor Professor Michael Hoch wichtig, an der diesjährigen Hochschulpolitischen Informationsreise für Universitätsleitungen teilzunehmen. „Mit der Reise konnten wir an unsere bestehenden Kooperationen in Kalifornien hervorragend anknüpfen. Ein tiefergehender bilateraler Austausch war selbstverständlich nur bedingt möglich: Dafür war das Programm naturgemäß zu dicht und zu reichhaltig“, erzählt Hoch. „Besonders gefreut hat mich, dass wir eine hervorragende Auswahl an Universitäten näher kennenlernen konnten.“ Zudem hätte der Dialog innerhalb der Delegation seinen eigenen, nicht zu unterschätzenden Wert: „Uns alle verbinden ähnliche Fragestellungen mit Blick auf die Internationalisierung“, so Hoch. „Dazu konnten wir uns dank der Organisation der iDA in einem vertraulichen Rahmen austauschen.“ Die Basis für weitergehende internationale Kooperation ist gelegt. „Die Universität Bonn wird ihre bestehenden exzellenten Kontakte nach Kalifornien weiter pflegen und ausbauen. Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit mit weiteren Partnern denkbar, beispielsweise zu Forschungsfragen, die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit betreffen. Hierfür bot die Informationsreise sehr gute Anknüpfungspunkte.“

Johannes Göbel (17. Mai 2024)


 

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