Corona und wir

J. Mukherjee

In diesen Tagen leben wir alle im Takt der sich zuspitzenden Corona-Krise. Wir alle sind von den massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens und den flächendeckenden Schließungen von Schulen und zahlreichen anderen Einrichtungen unmittelbar betroffen. Viele von uns haben – mit guten Gründen – ein mulmiges Gefühl beim Blick in die Nachrichten mit den neuesten Infektionszahlen und mit den täglich neu hinzukommenden weltweiten Reisebeschränkungen.

Auch wir als DAAD sind unmittelbar betroffen: „Wandel durch Austausch“, unsere Kernmission, können wir nur betreiben, wenn Austausch möglich ist. Dieser Austausch wird zurzeit massiv eingeschränkt, und wir stellen uns derzeit auf weitere Wochen und Monate mit erheblichen Restriktionen im weltweiten Austausch, in unserem Fördergeschäft und bei der Durchführung von Veranstaltungen ein. Ja, es ist heute sogar denkbar, dass wir unsere Arbeit im Jahr 2020 in einem Maße aussetzen müssen, wie wir es uns noch vor wenigen Tagen nicht hätten vorstellen können.

Gerade in diesen Zeiten gilt aber auch: Es ist ein gutes Zeichen, dass Bund und Länder, dass die Europäische Union, dass so viele Verantwortliche weltweit die Einsichten, Prognosen und Empfehlungen der Epidemiologen und Virologen – also der Wissenschaft – sehr ernst nehmen. Es ist richtig, dass sie alle wissenschaftsgeleitet und sorgfältig abwägend zu allen notwendigen, auch drastischen Maßnahmen greifen, um die Ausbreitung der Infektion zu verlangsamen. So versetzen sie unsere Gesundheitssysteme in die Lage, zu jedem Zeitpunkt alle schwer Erkrankten zu versorgen und auf diese Weise insbesondere die Risikogruppen in unseren Gesellschaften zu schützen. Unsere Hoffnung ist, dass es uns in den kommenden Wochen und Monaten in Deutschland gelingen wird, möglichst wenige Mitbürgerinnen und Mitbürger zu gefährden oder gar zu verlieren.

Diese Situation ist eine Herausforderung für uns als Organisation, die den internationalen Austausch fördert und lebt. Wir werden als DAAD selbstverständlich unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten – sei es durch eine intensive Betreuung derjenigen, die von den umfassenden Reisebeschränkungen betroffen sind, sei es durch die flexible Handhabung der nun entstehenden Problemlagen an unseren Mitgliedshochschulen, sei es durch die Nutzung von digitalen Formaten zur Kompensation des uns allen auferlegten “social distancing“.

Diese Pandemie ist auch ein Beleg dafür, dass wir alle in einer globalisierten Welt auf diesem einen Planeten leben und dass wir uns nicht grundsätzlich voneinander abschotten können. Wir stehen als Menschheit vor gemeinsamen globalen Herausforderungen und müssen als Schicksalsgemeinschaft begreifen, dass wir diesen Herausforderungen nur gemeinsam begegnen können. Es ist ermutigend, dass die Wissenschaft in ihrem kooperativen weltweiten Bemühen um eine rasche Entwicklung neuer Therapieansätze und eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 ein gutes Beispiel für die Wahrnehmung globaler Verantwortung in einer globalisierten Welt liefert.

Dieser Notstand – national wie international – zeigt vor allem aber eines: jede Bürgerin und jeder Bürger kann einen Beitrag leisten, damit wir gemeinsam bestmöglich durch diese Krise kommen. Wir alle können durch aufmerksames, besonnenes, solidarisches Verhalten zeigen, dass wir als Gesellschaft zusammenhalten, die Schwächeren schützen und die vielen Fachkräfte in unserem Gesundheitssystem optimal arbeiten lassen – vom strikten Einhalten der Hygienerichtlinien des Robert-Koch-Instituts über das geduldige Ertragen etwaiger Quarantänemaßnahmen bis hin zur Einkaufshilfe für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Es ist dies zweifelsohne eine Bewährungsprobe für unseren Staat und unser Gesundheitswesen – es ist aber auch eine Bewährungsprobe für alle Bürgerinnen und Bürger, denn es kommt in den kommenden Wochen und Monaten auf jeden und jede von uns an. Nutzen wir diese Chance.