Studium in der Türkei: „Wichtig, dass man offen bleibt“

Can Yusuf Ünlü

TDU-Student Florian Gontek: "eine sehr lehrreiche, eine prägende Zeit"

Im Wintersemester 2017/2018 verbrachte Florian Gontek (24) als erster Masterstudierender ein Auslandssemester an der jungen Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul. Im Interview spricht er über Offenheit und Vorsicht – und über eine außergewöhnliche Hochschule.

Herr Gontek, im Rahmen Ihres Masterstudiums der Politikwissenschaften an der Universität zu Köln haben Sie sich für ein Erasmus+ Auslandssemester in der Türkei entschieden. Warum?

Florian Gontek: Das Auslandssemester war ein wichtiger Baustein meines Masterstudiums. Die Türkei kannte ich schon durch frühere Reisen, und während meines Bachelorstudiums haben mir vier Monate in Namibia den besonderen Wert eines Auslandsaufenthalts gezeigt. Der türkischen Kultur fühle ich mich besonders verbunden, auch weil ich einige türkische Freunde habe.

Auf politischer Ebene waren die deutsch-türkischen Beziehungen zuletzt sehr angespannt. Hat Sie das nicht beunruhigt?

Ich denke, es ist wichtig, dass man – bei aller Vorsicht – interessiert und offen bleibt. Ich wollte mich nicht von meinen Studienzielen abbringen lassen, zumal ich in der Türkei bei meinen früheren Aufenthalten sehr große Gastfreundschaft erfahren habe. Man muss abwägen. Aber wenn man sich persönlich sicher und wohl mit der Entscheidung fühlt, sollte man sich meiner Meinung nach die Offenheit für ein anderes Land und seine Menschen möglichst bewahren.

Was waren die Schwerpunkte Ihres Studiums an der Türkisch-Deutschen Universität?

Mein Studium an der TDU war sehr geprägt vom Themenfeld der Internationalen Beziehungen und Fragen der europäischen Integration; ein eventueller EU-Beitritt der Türkei ist nach wie vor Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Diskussionen. Es gibt an der TDU eine sehr offene Haltung gegenüber der Europäischen Union. Auch hatte ich nie das Gefühl, dass ich oder einer meiner Mitstudierenden sich mit seinen Ansichten zurückhalten musste.

Wie haben Sie die TDU ansonsten erlebt?

Ich finde den Ansatz der TDU spannend, das jeweils Beste aus der türkischen und deutschen Hochschulkultur miteinander zu verbinden. Ich habe zum Beispiel sehr viel von unserem türkischen Dozenten Professor Deniz Kuru gelernt. Das Studium bei ihm war sehr fordernd, hat mir aber neue und wertvolle Zugänge zur Theorie der Internationalen Beziehungen eröffnet. Und ich habe natürlich auch von den deutschen Dozenten profitiert und konnte etwa Kurse bei dem sehr bekannten Europa-Experten Professor Wolfgang Wessels belegen.

Das Auslandssemester hat Sie also auch aus fachlicher Sicht vorangebracht?

Absolut. Es war eine sehr lehrreiche, eine prägende Zeit. Dass die TDU etwas Besonderes ist, zeigt sich auch in anderen Fachbereichen, etwa wenn Juristen beider Länder sowohl im türkischen als auch im deutschen Recht ausgebildet werden. An der TDU ist man als Student Teil eines wichtigen, wachsenden Projekts.

Interview: Johannes Göbel (8. Februar 2018)

Florian Gontek im TDU-Video über seine Zeit in Istanbul

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